Tanz

Kleines Haus

Crash

von Frederik Rohn / Unusual Symptoms

Wie handeln Menschen, wenn die Gewissheiten ihrer Lebensumstände von einem Moment auf den anderen an Gültigkeit verlieren? Wenn ein plötzlich eintretendes Ereignis die Erzählung vom eigenen Leben zersplittern lässt? Seit der Mensch versteht, dass die Umstände seines Lebens plan- und gestaltbar sind, ist er auch mit der Tatsache konfrontiert, dass seine vermeintlichen Gewissheiten jederzeit durch unvorhergesehene Ereignisse revidiert werden können. Wie sich eine solche Erfahrung ausnimmt, hängt von den Mechanismen ihrer Deutung und Verarbeitung ab. Die Traumaforschung kennt unzählige Beispiele erfolgreicher und gescheiterter Krisenbewältigungsstrategien und am Ende läuft es oft auf die eine entscheidende Frage hinaus: Wie lässt sich der unerwartete Einbruch der Katastrophe in das Leben begreifen? Wie lässt sich eine Geschichte, die sich urplötzlich in einen Scherbenhaufen verwandelt, wieder neu erzählen?
In seiner ersten Arbeit für das Theater Bremen blickt Frederik Rohn, langjähriges Mitglied der Kompanie Unusual Symptoms, auf die eigene Furcht vor dem plötzlichen Fall. Der Unfall als gewaltsames Ereignis, das für den Einzelnen chaotisch und absichtslos erscheint, dient ihm als Metapher für die Auseinandersetzung mit der Angst des Menschen, nicht mehr Herr seiner selbst zu sein. Gemeinsam mit dem Ensemble widmet er sich den Lesarten und Narrativen der Krise zwischen Slapstick und Horror, Voyeurismus und Überwältigung. Die physischen Implikationen des Schocks und seiner Bewältigungsstrategien werden dabei zum Ausgangspunkt für eine packende choreografische Begegnung mit dem Kontrollverlust.