Bühne im Park? Bühne im Park!
Tim Wedell, der ein FSJ Kultur in der Theater-Pressestelle macht, trifft Carla Maria Ringleb, die in die Wallanlagen eine Bühne baut und wirft einen Blick in den Theatergarten.
Tim Wedell: Du baust im Theatergarten eine Bühne für die Oper Die Italienerin in Algier. Was ist die besondere Herausforderung dabei?
Carla Maria Ringleb: Anders ist auf jeden Fall die Umstellung vom klassischen Theaterraum auf den Theatergarten. Für mich als Bühnenbildnerin heißt das, ohne die gewohnte Infrastruktur, wie zum Beispiel die Seitenbühnen, zu arbeiten. Es fehlen auch viele technische Mitteln und damit auch an Möglichkeiten, die uns normalerweise zur Verfügung stehen. Eine andere – relativ offensichtliche – Herausforderung ist natürlich, dass die Bühne draußen steht. Wir mussten bei der Planung auch auf die Umwelt eingehen. Im Theatergarten wachsen auch eine Menge Pflanzen. Die wollen wir natürlich nicht beschädigen. Und die Technik, also die Scheinwerfer und das Tonequipement, dürfen nicht nass werden.
Ich bin ein Kind von ausgefallenen Sportfesten in der Schule: Was macht deine Bühne bei Regen und Wind?
Carla Maria Ringleb: Stehen bleiben! Es war ein sehr wichtiger Punkt bei der Planung, dass die Bühne wetterfest sein muss. Außerdem haben wir uns für einen Gitterboden entschieden, der verhindert, dass Pfützen entstehen, wenn es kurz vor einer Vorstellung plötzlich regnet. Und es gibt den Pflanzen unter der Bühne auch die Möglichkeit, weiterhin Sonne und Regen zu bekommen um zu wachsen.
Open Air spielen: Denkst du beim Bühne-planen mit an die veränderten oder schlecht beeinflussbaren Lichtverhältnisse?
Carla Maria Ringleb: Das hat immer wieder eine Rolle gespielt. Es gibt ein paar Lichtakzente, beim Kiosk zum Beispiel, der das dominierende Bühnenelement ist. Sonst wird fast nichts mit Licht gemacht, es ist ja größtenteils noch hell, wenn wir spielen. Stattdessen gibt es ein prägnantes, sehr knalliges Farbkonzept bei den Kostümen und den Bühnenbildelementen. Das zieht dann die Szenerie zusammen, verbindet sie einfach durch die Farblichkeit.
Du baust das ja in die Natur – spielt das beim Konzept eine Rolle?
Carla Maria Ringleb: Wir kämpfen nicht gegen die Natur, sondern sie ist das Umfeld. Unsere Bühne ist sehr flächig, die Formen klar und in Kombination mit dem Farbkonzept soll die Bühne sich einfügen, aber auch absetzen.
Am Anfang des Gesprächs fuhr am Wall eine Polizeistreife mit Blaulicht vorbei. Ganz generell gibt es im Theatergarten viele Geräusche. Stört das nicht?
Carla Maria Ringleb: Nein, ich denke nicht. Es ist halt so, wie es ist. Ich finde es schön und es passt ja auch zur Interpretation von der Italienerin in Algier, die in einem Park spielt und wo es eben auch Außengeräusche gibt. Wir haben uns auch bewusst dagegen entschieden, Wände aufzustellen. Trotzdem werden die Sänger*innen und das Orchester ein wenig verstärkt, damit alle Zuschauer*innen die ganze Vorstellung gut verstehen können.
Zwei Bühnen auf einer, denn nicht nur die Italienerin in Algier spielt auf deiner Bühne, sondern auch Istanbul. Das ursprüngliche Bühnenbild von Thomas Rupert für die Kleine Bühne musste jetzt auf deinen Bau adaptiert werden: An was musstest du da denken?
Carla Maria Ringleb: Für mich als Bühnenbildnerin war es wichtig mit Lucie Hedderich, die jetzt die Bühne von Istanbul für den Theatergarten einrichtet, in Kontakt zu bleiben und Überschneidungen zu finden. Zum Beispiel mit dem Kiosk, der in beiden Inszenierungen stehen bleiben kann. Und wir sind da auch noch nicht am Ende. Da wird noch viel passieren und ich bin sehr optimistisch, weil der Dialog gut funktioniert.
Zum Abschluss noch eine Bitte zu der Italienerin aus Algier: Erzähl doch nochmal was zum Konzept der Bühne!
Carla Maria Ringleb: Das ganze Konzept ist ganz klar im Park verortet: Alles, was passiert ist dabei auf der Bühne ein wenig verrückt – oder entrückt, also eine klare abgesetzte Welt, in der verschiedene Figuren und Geschichten auf der Bühne zusammenkommen.