Café Global - Deutsch geben und nehmen
Beim Café Global wird bei Kaffee und Kuchen Deutsch gelernt – und es werden Sprachpat:innen gesucht! Diana König, Pressesprecherin im Theater Bremen, hat einen Nachmittag in der Kantine verbracht.
„Ich bin 53 Jahre alt.“ – „Nie im Leben, du bist bestimmt 35!“ – „Ja, das stimmt!“ Der Zahlendreher sorgt für Gelächter und einen lustigen Moment im Sprachlerneifer. In der Theaterkantine tobt eine Horde Kinder, an einem langen Tisch sitzen ein gutes Dutzend Frauen und ein paar Männer, sie lachen, übersetzten, missverstehen sich und verstehen sich: Das Café Global, im Bürgerzentrum Neue Vahr schon seit fünf Jahren eine Institution, ist heute zum ersten Mal im Theater. Drei Mal pro Woche, immer montags, mittwochs und freitags, lädt das neue Kantinen-Team Lichtgrenze zu Kaffee, und Kuchen, zum Kennen- und Deutschlernen ein.
Deutsch-sprechen ist heute Pflicht!
„Ich bin schon seit sieben Jahren in Deutschland, aber die ersten Jahre bin ich nie rausgegangen“, erzählt Fadea Ahamad, „seit zwei Jahren komme ich regelmäßig ins Café Global und mein Deutsch hat sich sehr verbessert.“ Deutsch sprechen sei nämlich Pflicht an diesem Nachmittag, erzählt Saher Khanaqa-Kükelhahn vom Bürgerzentrum Neue Vahr, die das Kantinenprojekt im Theater leitet. In der Vahr seien dabei schon ganz schön viele Freundschaften entstanden zwischen Menschen, die Deutsch lernen möchten und deutschen Senior:innen, die damit so ein bisschen aus der Einsamkeit des Alltags ausbrechen. Das Gleiche wünscht sich das Team jetzt auch für den neuen Standort im Theater.
Normalerweise geht das Café Global mit einem Speed-Dating los.
Immer zwei Personen an einem Tisch, ein paar Minuten Zeit und ein paar Fragen. Was wolltest du werden, als du Kind warst? Welches Gericht ist dein Lieblingsessen? – Heute waren aber zu wenig deutsche Sprachpat:innen da, als dass ein Speed-Dating sinnvoll gewesen wäre. Beim nächsten Treffen hoffen deswegen alle auf mehr Beteiligung. Langweilig ist es aber nicht und Deutsch gesprochen wird auch, denn obwohl am Tisch viele Frauen sitzen, die drei bis vier Sprachen sprechen, ist Deutsch oft die einzige gemeinsame Sprache. Und, das ist hier allen sehr klar, sie ist der Zugang zum Arbeitsmarkt. Die 19 Jahre alte Shaiman Baker ist zum ersten Mal im Café Global, kann sich aber gut vorstellen, wieder zu kommen: „Ich mache eine Ausbildung, aber neben der Schule unternehme ich nicht viel. Manchmal gehe ich in die Bibliothek oder mit einer Freundin einkaufen.“ Heute ist sie mit Rangin Khallo da, die ein Freiwilliges Soziales Jahr in einem Übergangswohnheim macht. Sie weiß wie wichtig es ist, Deutsch zu sprechen – und dass man das am besten im Gespräch bei einem Cappuccino macht und nicht nur Grammatik über Übungsbögen.
Von A1 bis C2: Die unterschiedlichen Sprachniveaus erfordern viel Übung auch neben den Deutschkursen
„Grammatik machen wir hier aber auch“, schallt es vom Tisch nebenan und auf die Frage, ob das Spaß macht, kommt ein „Ja“ ohne Zögern: Ein paar der Frauen sind wie Fadea Ahamad schon seit einigen Jahren in Deutschland, haben sich um die Familie gekümmert, aber die Wohnung wenig verlassen. Jetzt machen die Kinder Hausaufgaben in einer Sprache, die sie nicht verstehen. Sprach-Lern-Spiele, Gedichte lesen, Kurzgeschichten und auch mal Grammatik, das gehört deswegen fest zum Café Global dazu. Mit verantwortlich dafür ist Anke Thiessen, die eigentlich Theaterregisseurin ist, aber seit fünf Jahren beim Café Global mit fürs Deutschlernen zuständig ist. Währenddessen holen ein paar Schauspiel-Ensemblemitglieder noch schnell einen Kaffee vor der Probe, lernen dabei ein paar der wissbegierigen Kinder kennen und freuen sich über ein kostenloses Stück Kuchen, der übrigens uneingeschränkt empfehlenswert ist. Na dann, bis nächstes Malt!