Das Theater hat Flügel bekommen wegen dir

„sie haben dich so groß lieb“ – bei der Abschiedsfeier von Stadt und Theater hat Weggefährtin, Freundin und Hausregisseurin Alize Zandwijk eine berührende Rede gehalten.

Wir sollten bis Ende deiner Spielzeitende bei einander bleiben.
Dass hatten wir einander versprochen.
Wir bleiben bei einander in jedem Fall bis du in Rente gehst.
Dass war unser Glauben und unsere Verabredung.
Wir freuten uns auf die kommenden Zeiten, du und ich.
Wir wollten so viele weitere Dinge machen
Wir wünschten uns noch so viele Geschichten zu erzählen.
Wir sagten bis Juli 2027.
Wir sagten: und vielleicht noch ein bisschen länger.
Und Lisa hat dazu gesagt:
Mach, macht weiter, wenn ihr wünscht.
Nach vielen Schreiben von dir, richtige Briefe, damals
noch mit pen und papier und mit der Post gebracht
habe ich dann endlich „Ja“ gesagt auf deine Frage
mit ans Thalia Theater zu gehen.

Und als wir uns dann zum ersten Mal getroffen haben in Hamburg, hast du gesagt:
Ich ziehe um nach Bremen. Wieso nach Bremen fragte ich?
Wegen der Liebe, wegen einer Frau und sie heißt Lisa.
Ab dort ist unsere Freundschaft angefangen.
Mit dir, mit Lisa, mit uns.

Michael, der Menschenmensch.
Der Intendant vom Theater Bremen der auf Augenhöhe steht.
Er glaubte an seine Menschen, an seine Mitarbeiter:innen.
Und er glaubte ans Theater. Er liebte Schauspiel-Geschichten mit großen Themen.

So viele Menschen hast du begeistert, so viele Menschen inspiriert.
Angefangen am Theater Bremen mit einer ganz jungen Truppe von Menschen.
Junge Regisseur:innen und Schauspieler:innen mitgenommen von der Theaterschule aus Hamburg.
Ein gewagtes Team von junge Dramaturgen … Und ein unglaubliches schönes Ensemble zusammengestellt.

Und dann sind wir angefangen mit Dea Loher im Großen Haus.
Dass war gewagt.
Dass war großartig.
Bekannte Stücke ins Kleinen Haus und unbekannte Stücke ins Große Haus.
Das war damals das Motto. Das war die Reise. Die große Reise.

Jung, neugierig und spannend. Und wir Michael, wir waren die Alten von der Truppe.
Und wir konnten uns ab und zu auch sehr alt fühlen, wenn wir bei einer Generalprobe einen dekonstruierten klassischen Text gesehen haben.
Mit Neonkostüme und unbegreiflichen Videos dazu.

Du Michael hast mir so viele neue Autoren vorgestellt.
Dea Loher, Nino Haratischwili und Mouawad, Wajdi Mouawad
– wichtige Autoren.

Dea, die immer schreibt über kleine Menschen mit große Geschichten.
Und Mouawad, der immer wieder über Krieg schreibt:
über Vögel, die über ein Mauer hin und her fliegen können
und frei sind und keine Feinden kennen.
Das achte Leben, die Geschichte mit mehreren Anfänge, über ein Jahrhundert …

Viele Sparten hast du auch immer gerne durch einander gemischt.
Oper und Schauspiel, Tanz dabei und auch MOKS dazu.
Spartenübergreifend um näher bei einander zu kommen.
Und auch um voneinander zu lernen.
Und immer wieder landete ich nach meinen Proben bei dir im Büro.
Kaffee, Kaffee, Kaffee, und gabst du mir wieder Worte
die ich immer glaubte, um weiter zu kommen mit den Proben,
warum ein Text so wichtig war genau in diesem Zeitraum
und mein Unsicherheit schmolz weg.

Ach Michael, was für unglaublich viele Vorstellungen sind unter deiner
inspirierten Leitung entstanden. Und was für ein Erfolg.
Theater Bremen hast du bezaubert mit deiner Beseelung.
Das Theater hat Flügel bekommen wegen dir.

Deine Nachricht als das Ensemble dir ein Video geschickt hat
zum letzten Advent, und du gleich an mich gesimst hast mit den Worten: unser Ensemble ...
und ich dir wieder zurückschrieb: sie haben dich so groß lieb so groß lieb.
Michael, du wirst geliebt ohne Ende.

Eine von deinen letzten SMSen:
Ja, liebe Alize, das sind unsere Vorsätze
Gesundheit, Freude, Energie und Herumhüpfen mit Herze und Seele
Und das bitte alle zusammen. Und feier bitte für uns, für Lisa aufs
Leben und dass es weitergeht, das Leben …

Wir kennen uns über 22 Jahren ...
Du mein Dramaturg, du mein Chef, du mein Freund.
Wir sind verbunden, wir allen zusammen
Wurzeln des Lebens, durch Wurzeln bleiben wir verbunden.
Mit dir, deine Seele geht weiter dein Herz lebt weiter, in uns.
Deine Gedanken leben weiter.
Wir bleiben verbunden mit einander, das ist unser Auftrag:
zusammen bleiben!

Wie John von Düffel es so schön gesagt hat in der Kirche:
Wir bleiben verbunden, nur in einer anderen Form.
Ich verdanke diese Worte dir Michael,
Danke für so vieles.

Danke für dein Wärme, dein Glauben, dein Herz, deine Worte
Immer wieder deine Worte, woran ich immer glaubte
Danke für alles, was du ermöglicht hast
Dein Trauen, dein Glauben, danke, Michael

Vertrauen ohne Ende. Dein Glauben an Theater ohne Ende.

Ich verdanke dieser Worte, dass du uns mitgenommen hast
auf den Klängen von deiner Beseelung, deiner Beseelung die uns alle verbunden hat. Ich danke dir, dir, dir
Ein Glücksmensch bin ich, dass ich solange mit dir gefahren bin.
Auf der andere Seite von der Stille ist das Glück zusammen zu sein.

Danke, Michael!

 

Veröffentlicht am 19. Februar 2025