Finale
Warum der letzte Akt sitzen muss und warum Sie drin sitzen sollten: Ein Text von Diana König, Pressesprecherin am Theater Bremen.
Ein Finale lässt Großes erwarten. Finale riecht nach Feuerwerk und großer Emotion, nach Happy End und dem verdienten Lohn. Finale sind begehrt. Finale sind ersehnt. Finale sind manchmal schon das Ziel. Finnwale sind die nächsten Verwandten der Blauwale. Finale können gewonnen oder verloren werden. Finale entscheiden etwas. Finale sind endgültig. Finale sind aufregend. Finnwale sind schlanker als gleichlange Blauwale. An Finalen kann man teilnehmen. Mit Finnwalen sollte man keinen Unfug treiben. Finale Entscheidungen sind nicht wieder rückgängig zu machen, sie wollen gut überlegt sein. Finale Lösungen sind oft lang ersehnt und manchmal sehr gefürchtet. Finale Szenen sind spannungsgeladen und manchmal kathartisch. Finale Gedanken haben etwas Abschließendes und vielleicht Abrundendes. Finnwale sind in allen Ozeanen verbreitet. Finale kennen wir vor allen Dingen vom Fußball, in der Oper und von kompetitiven Laien-Showformaten im werbefinanzierten Fernsehen wie Germanys Next Topmodel oder The Voice. Finale dauern 90 Minuten und länger. Finale müssen gut sein.
Das ist die Finale-Aufforderung: Kommen Sie mal wieder ins Theater.
Momentan verkaufen wir bis Spielzeitende unter dem Stichwort „Finale“ im Theater am Goetheplatz alle Plätze für 20 Euro. Warum wir das tun? Weil wir die höchsten Anforderungen an uns haben. Weil wir in einen Sommer, in dem die Fußballweltmeisterschaft erst im Winter stattfindet, etwas bieten wollen. Weil wir zeigen wollen, was wir können. Weil wir Sie überzeugen wollen von uns. Weil wir Herausforderungen und Finale lieben. Weil Finnwale meist einzeln anzutreffen sind und wir beim Finale viele sein wollen. Denn tatsächlich können wir hier im Theater all das halten, was das Finale verspricht. Wir sind einmalig und gut überlegt. Wir sind emotional und spannungsgeladen. Wir sind tierlieb.
Das sind die Finale-Wochen: Viele finale Vorstellungen vermitteln Fanal-Charakter
Fanale, Leuchtfeuer, wollen wir im Finale setzen. Denn: Uns bleiben nur noch wenige Wochen bis zur Spielzeitpause. In denen geben wir auf den Bühnen nochmal alles – und das bei einigen Vorstellungen zum letzten Mal: Franziska wird nicht mehr aus den Zwängen der Vorstadtfamilie ausbrechen können, Jenůfa muss nicht mehr leiden und Wahida und Eitan in Vögel finden vielleicht endlich Ruhe. Nur die Finnwale müssen nicht zum Finale: Moby Dick oder der Wal spielen wir auch in der nächsten Saison.
Das sind die Finale-Anforderungen: Der letzte Akt muss sitzen und Sie sollten drin sein.
Wenn der letzte Akt gut ist, dann verzeiht man vieles vorher. Mit dem letzten Akt geht man nach Hause. Der letzte Akt kann versöhnen. Mut machen gar. Und diesen letzten guten Akt, den brauchen wir. Die ganze Saison haben wir gespielt. Mit Abstand. Mit 3G. Mit 2G. Mit Testnachweis. Im Schachbrettmuster. Im halbvollen Saal. Ohne Kontrollen. Ohne Abstände. Mit voller Besetzung. Viele von Ihnen waren bei uns, auch wenn es sich manchmal mit zweifachen Kontrollen, Masken und Abstand angefühlt hat, als besuchten wir uns auf der Intensivstation. Aber Sie waren da. Manche von Ihnen haben sich noch nicht wieder getraut. Das verstehen wir gut. Wir möchten, dass Sie sich bei uns wohl fühlen. Kommen Sie wieder, wenn Sie bereit sind. Und manche haben uns vielleicht ein bisschen vergessen. Erinnern Sie sich an uns: Theater ist Freude, Freiheit. Theater macht Mut und verleiht Flügel (oder Flossen). Theater macht Quatsch. Theater macht Ernst. Theater Bremen macht Finale. Kommen Sie gucken!
Veröffentlichung: 20.6.22