Glossar zum Artensterben #4

In der Uraufführung REVUE. Über das Sterben der Arten lassen wir ausgestorbene Wesen wieder lebendig werden. Mitautorin und Dramaturgin Theresa Schlesinger erstellt für uns in einer kleinen Serie ein Glossar zum Artensterben. Teil 4: T-Z.

Tier-Werden

Ein Werden ist keine Entsprechung von Beziehungen. Ebensowenig eine Ähnlichkeit, eine Imitation oder gar eine Identifikation. Werden vollzieht sich nicht in der Phantasie. Die Arten des Tier-Werdens sind weder Träume noch Phantasmen. Sie sind durch und durch real. Das Werden kann als ein Tier-Werden bestimmt werden, ohne einen Endzustand zu haben, der das gewordene Tier wäre. Was real ist, ist das Werden selber und nicht angeblich feststehende Endzustände, in die derjenige der wird, übergehen würde. (Vgl. Félix Guattari und Gilles Deleuze: Tausend Plateaus.)

Theater

Szenische Darstellung eines inneren oder äußeren Geschehens. Künstlerische Kommunikation zwischen Darstellenden und Publikum. Mit dem Begriff Theater kann sowohl der Ort gemeint sein, an dem eine szenische Aufführung stattfindet, als auch diese selbst. Eine Theateraufführung zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass sie einzigartig ist und nur im Moment entsteht, als Dialog zwischen allen anwesenden Körpern.

Transgenerational

Den Zeitraum einer Generation übersteigend. Eine Zeitspanne, die wir uns oft nicht vorstellen können, weil sie über unser Leben hinausreicht.

Transformation

Übergang, Wechsel, Umformung, Wandel. Jede Transformation ist ein längerfristiger, mehrere Jahrzehnte andauernder Lern- und Suchprozess, der mit vielen Unsicherheiten verbunden ist.

Überbevölkerung

Der Begriff Überbevölkerung beschreibt die Tatsache von zu vielen Menschen auf einem Planeten. Neben dem Ressourcenverbrauch ist Überbevölkerung ein Faktor, der das sechste Massensterben weiter befeuert.

Verschwinden

Auflösen, vergehen, verlorengehen, nicht mehr existent sein. „Verschwinden“ impliziert eine Anwesenheit von etwas, was im Begriff ist nicht mehr da zu sein. Verschwinden kann lange dauern und sich über eine Entfernung und einen großen Zeitraum ziehen. Aber auch schnelles Verschwinden ist möglich und zieht genauso das Gefühl von Abwesenheit und Leere nach sich.

Verwandtschaft

Eine Form der Verbundenheit, die biologisch begründet ist. Im größeren Kontext sprechen wir auch von Artverwandtschaft, wenn zwei Arten von einer ähnlichen Spezies abstammen. In seinem Werk Über die Entstehung der Arten beschreibt Charles Darwin im Jahr 1859, wie Leben auf der Erde entsteht und sich entwickelt. Mit seiner Evolutionstheorie zeigt er erstmals die Verwandtschaft des Menschen mit Schimpansen und widerlegt damit den Irrglauben des Menschen als Krone der Schöpfung.

Virtualität

Virtuell ist, was nicht echt, nicht in der Wirklichkeit vorhanden, aber trotzdem echt erscheinend, ist. Virtualität bezeichnet also die Sphäre der Möglichkeit.

Wald

Ein Ausschnitt der Erdoberfläche, der dicht mit Bäumen bewachsen ist oder eine Pflanzenformation, die hauptsächlich aus Bäumen besteht. Ein vernetztes Sozialgebilde und Wirkungsgefüge seiner sich gegenseitig beeinflussenden und oft voneinander abhängigen biologischen, physikalischen und chemischen Bestandteile, das praktisch von der obersten Krone bis hinunter zu den äußersten Wurzelspitzen reicht. Wälder sind komplexe Ökosysteme. Mit optimaler Ressourcenausnutzung sind sie das produktivste Landökosystem. Sie wirken ausgleichend auf den globalen Stoffhaushalt. Ihr Artenreichtum ist ein unschätzbarer Genpool.

Die weltweiten Wald- und Forstgebiete sind nach Schätzungen der UN die direkte Lebensgrundlage für 200 bis 350 Millionen Menschen, darunter auch zahlreiche indigene Völker. Insbesondere die Regenwälder spielen für den Klimaschutz und damit für das Leben aller Menschen eine zentrale Rolle. Pro Minute wird im Amazonas Waldfläche von der Größe dreier Fußballfelder gerodet.

Zeit

Ablauf, Nacheinander, Aufeinanderfolge der Augenblicke, Stunden, Tage, Wochen, Jahre, sowie die allgemeinste Form der erlebten Veränderung in der Natur, dem menschlichen Bewußtsein und der Geschichte. Die Zeit ermöglicht die Wahrnehmung der Übergänge von der Gegenwart in die Vergangenheit oder von der Zukunft in die Gegenwart. Physikalische Zeit ist irreversiblel, weder aufhaltbar noch wiederholbar.

Zukunft

Die künftige Zeit, alles, was nach dem „Jetzt“ passiert. Ein Zeitraum offener Möglichkeiten also, der auf uns zukommt, solange es die Gegenwart gibt.

 

 

Veröffentlichung: 13.12.21