Hi noon – Auf einen Kaffee im Kleinen Haus

Christian Leon betreibt seit sieben Jahren das noon Café im Foyer des Kleinen Hauses. Bevor er zum Gastronom wurde, studierte er Integriertes Design an der Hochschule für Künste Bremen (HfK). Alina Holz, Mitarbeiterin in der Marketing-Abteilung des Theater Bremen, hat ihn besucht.

Du bist eigentlich ja Designer, wie kommt es, dass du ein Café betreibst? 

Christian Leon: Ich habe nach meinem Studium an der HfK oft als Designer Veranstaltungen inszeniert und fand es immer sehr schade, dass alles nach kurzer Zeit wieder abgebaut werden musste. Deswegen war ich auf der Suche nach einem Ort, der länger steht, sich entwickeln und wachsen kann. Außerdem sehnte ich mich sehr nach Austausch mit anderen Menschen und wollte nicht nur alleine vorm Rechner arbeiten. Über die Zwischenzeitzentrale ergab sich die Möglichkeit, ein Café im Lloydhof zu eröffnen, bevor das Gebäude abgerissen werden sollte. So wurde ich dann zum Cafébesitzer. Und als dann nach einem gastronomischen Konzept für das Foyer des Kleinen Hauses hier im Theater gesucht wurde, habe ich mich beworben und durchgesetzt … 

Dass du Design studiert hast, zeigt sich ja auch in der Gestaltung des noon …

Christian Leon: Der große Anreiz lag für mich darin, das Café ganz spezifisch für den Raum zu gestalten. Im Kleinen Haus, aber auch im St. Pauli Hof passiert ja immer enorm viel: von Vorstellungen, über Festivals, Veranstaltungen, Flohmärkte oder Produktionen, die teilweise auch im noon spielen, haben wir hier schon alles mitgemacht. Ich liebe diese Bewegung, die im Theater immerzu vorherrscht. Mein Konzept hinter dem noon war also, eine geradlinige, neutrale und bewegliche Atmosphäre zu schaffen, die schnell wandelbar und anpassungsfähig ist. Als Vorbild in der Gestaltung dienten die Materialien für ein Bühnenbild. Die Möbel wurden alle aus Materialien des Theaters konzipiert, alles ist selbst gemacht. Ganz ohne Hilfe hat es aber nicht funktioniert: den Tresen zum Beispiel hat die Theater-Tischlerei angefertigt. 

Warum heißt das noon eigentlich noon? 

Christian Leon: „noon“ heißt „mittags“ auf Englisch, steht also für einen ausgedehnten, undefinierten Zeitraum. „noon“ könnte aber auch für 12 Uhr mittags stehen, also für eine genaue Uhrzeit. Um 12 steht ja bekanntlich die Sonne am höchsten, der Zeitpunkt ist immer wiederkehrend, aber auch immer anders. Genau das macht eben auch das noon aus: Wir setzen auf Beständigkeit und gleichzeitig auf Lebendigkeit. Wir wollen uns immer weiterentwickeln und ein Ort der Energie für kreative Menschen sein, genau wie das Theater.

Kolleg:innen und Besucher:innen verbringen ja teilweise sehr viel Zeit im noon – arbeiten dort, halten Besprechungen ab. Viele kommen auch einfach wegen des guten Kaffees …

Christian Leon: Ein Leitbild des noon – nicht nur in der Ausstattung, sondern auch in der Küche – ist, dass alles selbst hergestellt wird. Unsere Köchinnen backen zum Beispiel die Kuchen selbst und kochen frisch. Das gilt auch für unser Herzstück, den Kaffee. Der wird nämlich in Guatemala von meinem Onkel angebaut. Ich habe also eine direkte Verbindung zum Erzeuger, war selbst schon vor Ort und weiß, wo die Bohnen herkommen, wie sie verschifft werden, wo der Kaffee geröstet wird. Bei Cross-Coffee verpacke ich den Kaffee nach der Röstung sogar selbst. Dieser Qualitätsanspruch zieht sich durch bis zum Endprodukt. Ich möchte den Kaffee auch in entsprechender Qualität servieren. Ausschlaggebend dafür ist auch die Einstellung der Kaffeemühle, die Temperatur des Wassers, eine qualitativ hochwertige Milch … Ich hoffe, dass unsere Besucher:innen das dann auch schmecken können.

Jetzt hat das noon nach langer Zwangspause endlich wieder geöffnet, aber was hast du denn während des Lockdowns gemacht?

Christian Leon: Es gab ja immer stückchenweise Lockdown, damals habe ich im 2-Wochen-Rhythmus gelebt. Das war ziemlich anstrengend. Wir mussten immer wieder überprüfen: Welche Regeln haben sich geändert? Können wir öffnen oder nicht? Irgendwann habe ich die Hoffnung dann einfach aufgegeben, bald wieder öffnen zu können. Und ab dem Zeitpunkt ging es mir dann richtig gut! Ich habe die freie Zeit mit meiner Tochter genossen, eigentlich war die Pandemiezeit wie ein geschenktes Jahr mit ihr. Ginge es nach ihr, könnte es so auch noch viele Jahre weitergehen. Ohne sie wäre die Zeit aber sicherlich nicht so einfach für mich gewesen. 

Ich bin während der Lockdown-Zeit auch politisch aktiv geworden und mittlerweile im Vorstand des Kreisverbandes östliche Vorstadt der Grünen. Meiner Meinung nach ist es aktuell wichtiger denn je, politisch aktiv zu sein. Denn die Corona-Krise ist ja noch gar nichts im Vergleich zu den Problemen, die uns aufgrund der Klimakrise bevorstehen…

 

noon / Foyer Kleines Haus

Christian M. Leon

Goetheplatz 1 – 3 // Innenhof

28203 Bremen 

 

Aktuelle Öffnungszeiten:

Montag: 9 bis 15 Uhr

Dienstag bis Freitag: 9 bis 20 Uhr

Und während der Vorstellungen

 

 

Veröffentlichung: 7.10.21