Tanz
Kleines Haus / Premiere
Dawn
von Milla Koistinen / Unusual Symptoms
im Anschluss Premierenfeier
Wenn der Morgen dämmert, bricht Licht aus der Nacht hervor. Die schwächeren Sterne verblassen allmählich, und nur die hellsten bleiben noch eine Weile sichtbar – so wie auch Jupiter und Venus, Planeten der Hoffnung und der Liebe.
„Alles wird gut“ mag heute wie ein unmögliches Versprechen klingen. Vielleicht wendet sich nicht alles zum Guten, doch manche Dinge können durchaus anders werden, als sie sind. In ihrem Buch „Hope in the Dark“ schreibt die US-amerikanische Schriftstellerin Rebecca Solnit, dass Hoffnung weniger ein Versprechen als vielmehr eine Praxis ist, eine gemeinsame Anstrengung, die Zeit und Raum benötigt, um Gestalt anzunehmen. Ein Füreinander-Sorgen, Mutig-Sein, Sich-Gegenseitig-Halten, bevor die Dunkelheit dem ersten Tageslicht weicht.
In „Dawn“ beschäftigen sich Unusual Symptoms und die finnische Choreografin Milla Koistinen mit Hoffnung als kollektiver Praxis. Inspiriert von den Ritualen und Gesten körperlicher Arbeit erforschen sie die Gegensätze zwischen Hoffnung und Trauer, Freude und Wut, Leidenschaft und Müdigkeit – und fragen, wie diese gegensätzlichen Kräfte uns als Einzelne und als Gemeinschaft durch Notlagen tragen können. Denn zu hoffen ist nährend, kann aber auch erschöpfend sein. Ein müder Körper braucht einen anderen, an den er sich anlehnen kann, an dem er Ruhe findet und der ihm Halt gibt. An wem und woran halten wir uns fest, wenn die Morgendämmerung länger als gewöhnlich auszubleiben scheint?
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When dawn begins to break, the light after the night starts to grow. The faintest stars gradually fade, leaving only the brightest stars, along with Jupiter and Venus—planets of hope and love—visible for a little while longer.
“Everything will be fine” feels like an impossible promise to uphold today. Not everything might be fine, but things can certainly become different from what they are now. In her 2004 book Hope in the Dark, Rebecca Solnit writes that hope is less of a promise and more of a practice—a collective effort that requires shared time and space to take shape. A labour of care, courage and holding each other in the dark, before it dawns.
Dawn, a new creation by Milla Koistinen and Unusual Symptoms, delves into the potentialities, impossibilities and paradoxes of hope as an ongoing, collective practice. Drawing inspiration from the rituals and physical labour and gestures of maintenance, it explores juxtapositions: hope and grief, joy and rage, passion and fatigue - and asks how these contrasting forces can carry us through hardships, both as individuals and as a community. The practice of hope is nourishing but can also become exhausting. And when a body grows tired, it needs another to lean on, to find rest, and to be carried through. Who and what do we hold onto when dawn doesn't seem to be coming for longer than usual?
Mehr zum Tanz unter www.theaterbremen.de/tanz
- Aaron Samuel Davis, Gabrio Gabrielli, Eli Hooker, Maria Pasadaki, Nora Ronge, Waithera Lena Schreyeck, Young-Won Song, Csenger K. Szabó
Choreografie Milla Koistinen
Bühnenbild Ladislav Zajac
Kostüme Kristina Jagodić
Licht Ladislav Zajac
Musik Paul Valikoski
Dramaturgie Marta Keil
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