Musiktheater

Theater am Goetheplatz

Doctor Atomic

Oper in zwei Akten von John Adams
In englischer Sprache mit deutschem Übertext
19 Uhr Einführung

„Wir wussten, die Welt würde nicht mehr dieselbe sein.“ (Robert Oppenheimer) — Das musikalische Kaleidoskop eines (un-)moralischen Experiments: Von Los Alamos ging kein Segen für die Menschheit aus. Dort, in der Wüste des US-Bundesstaates New Mexico, war am 16. Juli 1945 der Versuch erfolgreich, Plutonium, also nukleares Brennmaterial in großem Umfang zur Explosion zu bringen. Diesem Trinity-Test des Manhattan-Projekts, bei dem die erste Atombombe der Menschheitsgeschichte gezündet wurde, folgten bereits drei Wochen später die Atombomben-Angriffe auf Hiroshima und Nagasaki. Komponist John Adams und Librettist Peter Sellars griffen für ihre Oper auf freigegebene US-amerikanische Regierungsdokumente und auf die Korrespondenz der am Projekt beteiligten Wissenschaftler, Regierungsbeamten und Militärvertreter zurück. Zwischen Skrupeln und Selbstherrlichkeit, Larmoyanz und Kaltschnäuzigkeit stellt Adams mit kompositorischer Wucht die Fragen nach der Verantwortung der Erkenntnis im Fortschrittseifer, wenn das Wissen zur Währung der Macht wird und die vermeintliche Selbstlosigkeit im Dienste der Menschheit zwischen die Mühlen der (Un-)Moral gerät.

  • Robert Oppenheimer Michał Partyka
    Kitty Oppenheimer Nadine Lehner
    General Leslie Groves Elias Gyungseok Han
    Edward Teller Hidenori Inoue
    Robert R. Wilson Oliver Sewell
    Jack Hubbard Christoph Heinrich
    Captain James Nolan Wolfgang von Borries
    Pasqualita Constanze Jader
    Chor Opernchor des Theater Bremen
    Orchester Bremer Philharmoniker
    Statisterie des Theater Bremen Statisterie des Theater Bremen

    Musikalische Leitung Stefan Klingele
    Regie Frank Hilbrich
    Bühne Volker Thiele
    Kostüme Gabriele Rupprecht
    Licht Christian Kemmetmüller
    Videodesign Ruth Stofer
    Sounddesign Mathias Kluge
    Chordirektorin Noori Cho, Alice Meregaglia
    Dramaturgie Frederike Krüger
    Choreografische Mitarbeit Jacqueline Davenport
  • „Es war eine vom Anfang bis zum Ende in sich schlüssige Inszenierung, die immer wieder etwas Neues zum Hören und Sehen bot und die mir überhaupt keine Gelegenheit gab, abzudriften in meinen Gedanken. Mit jedem Satz, mit jeder Note wird die Dramatik gekonnt befördert hier in Bremen.“ (Marcus Behrens, Bremen Zwei, 17. September 2023)

    „Die Oper ‚Doctor Atomic‘ wird in Bremen von Frank Hilbrich in Bildern inszeniert, die man nicht so schnell vergisst. […] Die Bremer Philharmoniker unter ihrem Chefdirigenten Stefan Klingele setzen diese Klangfolie sehr wirkungsvoll um, ob Cello oder Harfe intime Momente begleiten, die Streicher Unruhe anzeigen oder das Blech aufschreit. Sopranistin Nadine Lehner setzt die Ängste der Kitty Oppenheimer in expressive Koloraturen um, Mezzo Constanze Jader als Pasqualita wird mit ihrem ruhig strömenden Gesang zum Gewissen der Aufführung. Bariton Michał Partyka gestaltet einen blasierten, coolen Oppenheimer, der – wenn er seinen Kasten verlässt und mit einem Gott hadert, an den er nicht glaubt – umwerfend dramatische Töne findet. Die beiden Neuen im Ensemble, Bassbariton Hidenori Inoue als Pragmatiker Teller und Tenor Oliver Sewell als Zweifler Wilson, erweisen sich mit ihren Prachtstimmen unbedingt als Gewinn.“ (Sebastian Loskant, Weser-Kurier, 18. September 2023)

    „Kann eine Oper mit einer postminimalistischen, versetzt mit einem postexpessionistischem Gesangsstil, manchmal auch unverhohlen tonaler Musik ein großer, sogar ein ganz großer Abend werden? Ja, wenn man das Werk so realisiert wie jetzt in Bremen geschehen.“ (Ute Schalz-Laurenze, Neue Musikzeitung, 17. September 2023)

    „Hilbrich hat in seiner Inszenierung die angespannte Stimmung der Wissenschaftler hervorragend getroffen. […] Die Kostüme von Gabriele Rupprecht sind eine Klasse für sich. Alle könnten mit ihrer „Betonfrisur“ und ihren starren Masken (Kompliment an Derek Halweg!) geradewegs aus einem Science Fiction Comic entsprungen sein. Die Figuren mutieren dadurch von Individuen zu Archetypen. Sängerisch bleiben keine Wünsche offen. […] Die Bremer Philharmoniker sind auf der Bühne postiert und leisten unter der Leitung von Stefan Klingele Außerordentliches.“ (Wolfgang Denker, Nordwest-Zeitung, 19. September 2023)

    „Wie in Zeitlupe bewegen sich da die Figuren, werden entscheidende Momente, Momente der Entscheidung ausgedehnt, als sollten sie sich umso besser studieren lassen. Um große Politik geht es im Stück, klar; aber Hilbrich, Volker Thiele (Bühne), Gabriele Rupprecht (Kostüm) und Christian Kemmetmüller (Licht) ermöglichen den überzeugenden Darstellenden auch hart am Rande des Wahrnehmbaren Minenspiel […] Bestens passt zu all dem Dehnen, Ausbreiten, der langgedehnten Spannungsbögen Adams’Musik: Erkennbar geschult am erst mal überschaubaren Vokabular des Minimalismus, aber alles andere als dort stehenbleibend; das Bremer Orchester unter Stefan Klingele, irgendwann dann auch sichtbar im Bühnenhintergrund, macht daraus eine ganze Menge.“ (Alexander Diehl, taz, 22. September 2023)

    „Adams‘ Musik ist überhaupt viel öfter spätromantisch webend als Minimal-Music-mäßig getaktet. Stefan Klingele am Pult gibt jedenfalls diesen melodischen Ausflügen starke Kontur.“ (Andreas Berger, Oper!, November/Dezember 2023)

    „Das ist intensiv, das ist zum Teil schwer zu ertragen – das ist für das Theater Bremen aber auch ganz großartig in Szene gesetzt. Frank Hilbrich, der leitende Musiktheater-Regisseur am Haus, inszenierte den 2005 uraufgeführten Stoff, Musikdirektor Stefan Klingele setzt Adams‘ insgesamt sehr filmmusikalisch anmutendes Werk mit den Bremer Philharmonikern kongenial um.“ (Frank Schümann, Kreiszeitung, 11. Oktober 2023)

    „Stefan Klingele dirigiert mit Präzision und einem Sinn für vor allem rhythmische Ausgewogenheit, die gut zu seiner Komplexität in der Partitur passt: spielend wie rhythmische Spitze, nicht weniger intensiv.“ (Vojin Jaglicic, Olyrix, 11. Oktober 2023)

    „Insgesamt 13 Aufführungen von ‚Doctor Atomic‘ hat das Theater Bremen bis Ende Januar angesetzt – das ist sehr mutig für eine zeitgenössische Oper, bietet aber hinreichend Möglichkeiten, diese uneingeschränkt empfehlenswerte Produktion zu besuchen.“ (Markus Wilks, Das Opernglas, November 2023)

    „Erschütternd in seinen zwischenmenschlichen Auseinandersetzungen der damaligen Beteiligten um den Quantenphysiker Robert Oppenheimer, packend in seiner rhythmisch energisch vorwärtstreibenden Musik, deren Druck die Bremer Philharmoniker unter ihrem Dirigenten Stefan Klingele wohl ausbalanciert und gekonnt zugespitzt bis zur Zündung der Bombe wahren – und aufrüttelnd wie spannungsgeladen schließlich in Frank Hilbrichs Inszenierung.“ (Christoph Forsthoff, Orpheus, November 2023)

    „Feinsinning die Videos (Ruth Stofer), die den Menschen in seiner ganzen erdenklichen Vielfältigkeit zeigen, wenn diese nicht durch politische Ränke eingeschränkt werden. Eindrucksvoller kann der Gegensatz zwischen Humanität und institutioneller Gewalt nicht dargestellt werden. Die Solist:innen überzeugten ausnahmslos. […] Stefan Klingele hatte die Bremer Philharmoniker exzellent präpariert und lieferte eine klare, zum Inszenierungskonzept passende musikalische Auslegung ab. Auch der Opernchor, der über das Übliche hinaus in die Handlung einbezogen ist, überzeugte.“ (Michael Pitz-Grewenig, Das Orchester, Dezember 2023)
    • Gefördert von den Bremer Theaterfreunden