Kurt-Hübner-Preisträger 2023

Der Kurt-Hübner-Preis der Bremer Theaterfreunde geht in diesem Jahr an den Sänger Christoph Heinrich. Den Nachwuchspreis erhält der 20-jährige Matti Weber.

Verleihung durch die Bremer Theaterfreunde am 3. Juli um 20 Uhr im Kleinen Haus.

Der Kurt-Hübner-Preis der Bremer Theaterfreunde geht in diesem Jahr an den Sänger Christoph Heinrich. Den Nachwuchspreis erhält der 20-jährige Matti Weber. Die Preisverleihung findet am Montag, dem 3. Juli im Kleinen Haus statt. Der Eintritt zur Veranstaltung ist frei, es gibt Zählkarten an der Theaterkasse.

In der Jurybegründung zum Kurt-Hübner-Preis heißt es:

Der Bassbariton Christoph Heinrich war bereits in der Spielzeit 2010/2011 Mitglied des Internationalen Opernstudios am Theater Bremen und gehört seit der Spielzeit 2012/2013 fest zum Musiktheaterensemble des Hauses. Mit Heinrich zeichnet die Jury einen Sängerdarsteller par excellence aus: Ob als Papageno in „Die Zauberflöte“, Eremit in „Der Freischütz“ oder Colline in „La Bohème“, Alaskawolfjoe in „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ oder Doktor in „Wozzeck“, Christoph Heinrich weiß das Publikum in größeren und kleineren Partien durch immense stimmliche und schauspielerische Präsenz immer wieder in den Bann zu ziehen.

In der zu Ende gehenden Spielzeit überzeugte Heinrich erneut durch seine große stilistische Wandlungsfähigkeit: Als Horace Vandergelder begab er sich im Musical „Hello, Dolly!“ auf eine wunderbar komische Brautschau und bewies auch als Hausmeister in „Ariadne auf Naxos“ sein komödiantisches Talent. Große sängerische Qualitäten stellte er sowohl im klassischen Fach bei Purcells „Cold Song“ in „King Arthur“ als auch als John Lennon-Interpret in „Imagine“ eindrucksvoll unter Beweis.

In der letzten Musiktheater-Neuinszenierung der Saison, Monteverdis „Die Krönung der Poppea“ bestach Christoph Heinrich neben den herausragend interpretierten Hauptpartien mit einem körperlich und stimmlich stets präsenten Seneca. Mit Regisseurin Tatjana Gürbaca entstand über die vergangenen Spielzeiten eine Arbeitsbeziehung in bislang drei Akten, bei denen Heinrichs Rollenanlagen als Förster in „Das schlaue Füchslein“ und insbesondere als Leporello in „Don Giovanni“ eindringliche und in Erinnerung bleibende Momente kreierten. Fortsetzung folgt, hoffentlich!

„Ich freue mich total“, sagt Christoph Heinrich: „Nach der Premiere am Sonntag und aufgrund meiner Fußverletzung bin ich Montag nur auf dem Sofa geblieben. Da rief mich Michael Börgerding an und ich dachte: ‚Och nö, einen Tag mal ohne Theater‘, da gratulierte er mir zum Preis und ich war total platt und freue mich riesig über diese Auszeichnung. Mit dem Preisgeld werde ich ... Na, das verrate ich nicht.“  

Mit dem Kurt-Hübner-Preis zeichnen die Bremer Theaterfreunde e.V. seit 1996 jährlich eine besonders herausragende künstlerische Leistung am Theater Bremen aus. Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert und wurde bereits an die Schauspielerin Nadine Geyersbach und den Schauspieler Alexander Swoboda (2016), an die Jungen Akteure (2017), an den Chor des Theater Bremen unter Leitung von Alice Meregaglia (2018), an den Schauspieler Simon Zigah (2019), an Hausregisseurin Alize Zandwijk (2020) und zuletzt an die Sängerin Marysol Schalit verliehen. Benannt ist der Preis nach Kurt Hübner, der von 1962 bis 1973 Generalintendant am Theater Bremen war.

Der Nachwuchspreis der Bremer Theaterfreunde wurde 2020 zum ersten Mal vergeben, er ist ebenfalls mit 5.000 Euro dotiert. Mit dem Preis sollen junge Theaterkünstler:innen ausgezeichnet werden, die aufgrund ihrer Leistung und Persönlichkeit als besonders förderungswürdig erscheinen. Er wird gemeinsam mit dem bereits 1996 ins Leben gerufenen Kurt-Hübner-Preis vergeben. Der erste Preisträger war Kapellmeister Killian Farrell, 2022 bekam die Schauspielerin Shirin Eissa den Nachwuchspreis. Mit dem Nachwuchspreis 2023 zeichnet die Jury den 20-jährigen Musiker und Schauspieler Matti Weber aus.

In der Jurybegründung zum Nachwuchspreis heißt es:

Matti Weber ist dem Bremer Publikum trotz seines jungen Alters kein Unbekannter: Bereits 2012 stand er in Klaus Schumachers „Buddenbrooks“ auf der Bühne und war auch in den Folgejahren immer wieder als Gast am Theater Bremen tätig. In Erinnerung bleibt dabei insbesondere sein Mitwirken in Tomas Büngers „Turnen“, Alize Zandwijks und Tomas Büngers „Frühlingserwachen“ sowie Frank Abts „Mutter Vater Land“.

In der Spielzeit 2022/2023 war Matti Weber Teil des beeindruckenden Ensembles von „Leben und Schicksal“, Regie: Armin Petras, und „Das achte Leben (Für Brilka)“, Regie: Alize Zandwijk. Als Musiker gestaltete er bei „Das achte Leben (Für Brilka)“ auf einer beeindruckenden Bandbreite an Instrumenten den sensiblen Live-Soundtrack für einen epischen Theaterabend und wurde dafür zu Recht vom Publikum gefeiert.

Sein immenses musikalisches Können stellte Weber auch im Liederabend „Âşıklar – Die Liebenden“, Regie: Frank Abt, unter Beweis. Mit großer Sensibilität erzählt dieser Abend die Geschichten von vier Frauen, die als Gastarbeiterinnen nach Deutschland gekommen sind. Matti Weber erweist sich dabei sowohl als Erzähler als auch als Instrumentalist als kongenialer Partner der Sängerin Nihan Devecioğlu. Matti Weber vermag es als Spieler und Musiker, besonders einfühlsame und berührende Theatermomente zu schaffen. In der kommenden Spielzeit wird er die Musik in Alize Zandwijks Inszenierung von Michael Cunninghams „The Hours“ verantworten. Das Bremer Publikum kann sich bereits jetzt darauf freuen!

 „Klar freue ich mich sehr über den Preis“, sagt auch Matti Weber, was er mit dem Preisgeld machen möchte, ist noch nicht ganz entschieden: „Entweder nutze ich das Geld für eine längere Tour zu Fuß in Grönland, oder für ein Klavier.“

 

Die diesjährige Jury setzte sich wie folgt zusammen: Prof. Michael Börgerding (Intendant Theater Bremen), Ursula van den Busch (Theaterfreunde), Lore Kleinert (Theaterfreunde), Daniel de Olano (Theaterfreunde), Malte Hinrichsen (Theaterfreunde), Jens Fischer (Journalist), Christine Gorny (Radio Bremen), Jan-Paul Koopmann (Journalist) und Peter Schulz (Journalist). 

Mehr zu den Preisträgern:

Der 1985 in Wittenberg geborene Bass Christoph Heinrich erhielt seine erste Gesangsausbildung bei Marianne Kaiser in Dessau. 2005 setzte er seine Ausbildung an der Hochschule für Musik und Theater in Leipzig bei Prof. Roland Schubert fort, welche er im Februar 2012 mit Auszeichnung abschloss. Zusätzlich absolvierte Christoph Heinrich dort bis 2015 ein Meisterklassenstudium und erlangte damit den höchsten akademischen Grad. Zahlreiche Meisterkurse, u. a. bei Peter Berne, Prof. Rudolf Pirnay, Ileana Cotrubas und Franz Grundheber, ergänzten seine Ausbildung. Schon während seines Studiums sang er wichtige Partien seines Fachs, u. a. Figaro in einer Kinderproduktion von „Le nozze di Figaro“ an der Oper Leipzig und Colline („La Bohème“) in Dresden. 2010 war er Preisträger des Internationalen Gesangswettbewerbs der Kammeroper Schloss Rheinsberg und sang dort Masetto („Don Giovanni“). Im gleichen Jahr debütierte er als Hindulfus/Drago in Schumanns „Genoveva“ in der Tonhalle Düsseldorf. 2011 wurde er mit dem Richard Wagner Stipendium ausgezeichnet. Mit der Spielzeit 2010/11 war Christoph Heinrich Mitglied des Internationalen Opernstudios am Theater Bremen und ist seit der Spielzeit 2012/13 festes Ensemblemitglied. Hier sang er u. a. Papageno in „Die Zauberflöte“, Oroveso in „Norma“, Don Alfonso in „Così fan tutte“, Landgraf Herrmann in „Tannhäuser“, Colline in „La Bohème“, Figaro in „Le nozze di Figaro“, Doktor in „Wozzeck“, Basilio in „Il barbiere di Siviglia“, Peter Besenbinder in „Hänsel und Gretel“, Raimondo in „Lucia di Lammermoor“, Nick Shadow in „The Rake’s Progress“, Osmin in Mozarts „Die Entführung aus dem Serail“, Rocco in Beethovens „Fidelio“, Leporello in Mozarts „Don Giovanni“, Oberlin in Wolfgang Rihms „Jakob Lenz“ und den Förster in Janáčeks „Das schlaue Füchslein“. Nachdem er in der letzten Spielzeit bereits in Alize Zandwijks spartenübergreifendem Abend „Erbarmen“ nach Bachs „Matthäus-Passion“ zu erleben war, steht er in dieser Spielzeit in so unterschiedlichen Rollen wie Horace Vandergelder in „Hello, Dolly!“, als Hausmeister in „Ariadne auf Naxos“ sowie in Schorsch Kameruns Überschreibung von Purcells „King Arthur“ auf der Bühne. Neben dem Opernrepertoire beschäftigt sich Heinrich mit der Interpretation der internationalen Liedkultur und arbeitete hierbei u. a. mit Ulrich Eisenlohr, Graham Johnson und Phillip Moll zusammen.

Matti Weber, geboren und aufgewachsen nahe Bremen, ist seit 2012, wo er bereits mit 10 Jahren als Kinderdarsteller in der Produktion „Buddenbrooks“ (Klaus Schumacher) auf der Bühne stand, immer wieder als Gast am Theater Bremen tätig. Er hat mitgewirkt u. a. in „Turnen“ (Tomas Bünger), „Wahlverwandtschaften“ (Stephan Kimmig), „Frühlingserwachen“ (Alize Zandwijk) und „Mutter Vater Land“ (Frank Abt). In „Das achte Leben (Für Brilka)“ in der Regie von Alize Zandwijk ist er als Musiker Teil des künstlerischen Teams, sowie live auf der Bühne. Bei „Âşıklar – Die Liebenden“, einem Liederabend von und mit Nihan Devecioğlu, steht er gemeinsam mit ihr auf der Bühne.