Neu am Haus: Frederike Krüger

Und täglich grüßt die Ariadne. Warum sich manche Fäden zu verfolgen lohnen und der Weg ans Theater auch schwer ist: Frederike Krüger ist seit dieser Spielzeit Musiktheaterdramaturgin in Bremen und hat sich vor ihrer ersten Premiere hier mit Pressesprecherin Diana König getroffen.

Deinen Einstieg hier am Theater Bremen hast du mit der Strauss-Oper „Ariadne auf Naxos“. Eine Oper, die eigentlich nicht so häufig auf den Spielplänen auftaucht, aber du kennst sie schon ganz gut, oder?

Frederike Krüger: Witzigerweise habe ich sie vor knapp einem Jahr in Saarbrücken betreut, was für mich als Dramaturgin, die noch nicht so wahnsinnig lange im Geschäft ist, nicht einer gewissen Ironie entbehrt, da oft gesagt wird, dass man diese Oper normalerweise nur einmal im Dramaturgie-Leben begleitet.

Wenn man sich zwei Mal in einem Jahr mit dem gleichen Stoff befasst, wächst er einem dann besonders an Herz?

Frederike Krüger: Der Stoff ist auf jeden Fall vielschichtig. Es sind ja ganz unterschiedliche Diskurse, die bei Ariadne geführt werden. Es gibt den vordergründigen Kunstdiskurs, der danach fragt, unter welchen Bedingungen Kunst stattfindet oder stattfinden muss. Da treffen zwei Haltungen aufeinander: die eine sagt, Kunst muss kommerziell erfolgreich sein, die andere, sie solle ästhetisch und inhaltlich ambitioniert sein, nach Höherem streben. Gleichzeitig treffen mit Zerbinetta und Ariadne aber auch zwei unterschiedliche Entwürfe was Lieben und Leben angeht aufeinander. Also man kann da ganz unterschiedliche Fäden verfolgen und das tun die Inszenierungen in Saarbrücken und Bremen auch. Ich könnte mir gut vorstellen, das Stück noch ein oder zwei Mal zu betreuen.

Musik war dir schon immer nah, in deiner Biografie steht, dass du schon zu Schulzeiten Cello- und Gesangsunterricht hattest. War es dir klar, dass Musik dein Beruf werden wird?

Frederike Krüger: Nein. In meiner Familie hatte ich immer Zugang zu Musik und auch zu einer musischen Ausbildung, aber trotzdem war das Umfeld eher theaterfern. Und für mich war das über viele Jahre mehr eine Utopie statt einer reellen Chance, dass ich am Theater arbeiten könnte. Eigentlich wollte ich Opernsängerin werden.

Warum bist du es nicht geworden?

Frederike Krüger: Das wäre der Diskurs, wie man als Arbeiterkind ans Theater kommt – und der führt hier sicher zu weit. Deswegen kurz und knapp: Ich wusste nicht, wie das geht. Ich konnte auch kein Klavier spielen und das wäre schon wichtig, wenn man Musik studieren will. Es war für mich damals einfach keine realistische Möglichkeit. Dramaturgie als Berufsbild hatte ich natürlich genauso wenig im Auge, aber mein zweites Lieblingsfach in der Schule war Deutsch und es war mir schnell klar, dass ich dann einen Beruf haben möchte, bei dem ich schreibe. Über Journalismus habe ich nachgedacht, dann aber entdeckt, dass man Musiktheaterwissenschaft studieren kann. Als ich da im zweiten Semester war, habe ich erfahren, dass ich meinen Master in Dramaturgie machen könnte und da dachte ich: Das will ich.

Studiert hast du in Bayreuth Musiktheaterwissenschaft und später in Hamburg Dramaturgie. Warum in diesen beiden Städten?

Frederike Krüger: Musiktheaterwissenshaft gibt es überhaupt nur in Bayreuth, ansonsten kann man Musikwissenschaft oder Theaterwissenschaft studieren – aber ich wollte mich bewusst mit Musiktheater oder „Oper“, wie ich es damals noch genannt habe, auseinandersetzen.

Warum nennst du es heute nicht mehr Oper?

Frederike Krüger: Der Begriff „Oper“ ist ganz klar mit einem bestimmten Werkbegriff verbunden; „Musiktheater“ ist offener, was Form, Ästhetik und Inhalt angeht.

Die beiden Städte liegen ja auch ganz schön weit auseinander, magst du solche Umschwünge?

Frederike Krüger: Einerseits ja und andererseits nein. Nach Hamburg bin ich gegangen, weil ich gern im Norden leben wollte, Hamburg war immer eine meiner Traumstädte und ich wollte mir beweisen, dass ich mich da behaupten kann, sowohl in der Stadt als auch im Studium. Aber dann bin ich wegen der Theaterarbeit von Hamburg wieder nach Saarbrücken gewechselt für mein erstes Engagement, das gehört zum Beruf dazu, dass man dorthin geht, wo man arbeiten kann.

Und jetzt bist du in Bremen. Auch im Norden, schon allein deswegen gut?

Frederike Krüger: Ja! Bremen steht für mich für ein sehr lebendiges und progressiv denkendes Musiktheater, das immer wieder auf der Suche ist nach neuen Formen und Inhalten. Ich freue mich darüber, dass ich das nun mitgestalten kann. Als ich in Hamburg studiert habe, haben alle im Musiktheater immer nach Bremen geguckt, weil da die coolen Leute gearbeitet haben. Und jetzt bin ich selbst hier …

 

 

Veröffentlicht am 25. Januar 2023