Neu im Ensemble #10: Elisa Birkenheier

Vom Rhein über den Ruhrpott nach Bremen: Die Sopranistin tritt gleich nach dem Studium ihr erstes Festengagement an. Über ausgebuchte Wochenenden und Zeiten, in denen man mehr als Handwerk lernt, spricht sie mit der Leiterin der Presseabteilung, Diana König.

 

Elisa, du hast an der Folkwang Universität der Künste in Essen Gesang/Musiktheater studiert und kommst jetzt für dein erstes festes Engagement nach Bremen. Und wir können dich auch gleich zum Spielzeitauftakt erleben: In Verdis „Don Carlo“ stehst du als Tebaldo, das ist der Page der Königin Elisabeth, auf der Bühne. Aufgeregt?

Elisa Birkenheier: Auf jeden Fall.

Was magst du an der Partie?

Elisa Birkenheier: Der Tebaldo ist eine Hosenrolle, das freut mich sehr. Es ist eine eher kleine Rolle, aber ich bin viel auf der Bühne und kann auch spielerisch sehr viel machen. Und musikalisch singe ich wirklich schöne Sachen, Don Carlo hat ja eigentlich sehr viel Dramatisches in der Musik, aber bei Tebaldo wird sie oft leicht und verspielt, das mag ich sehr gern.

Wenn du sagst, du kannst spielerisch viel machen, dann denke ich, dass es sicher auch herausfordernd ist, gleichzeitig zu spielen und zu singen?

Elisa Birkenheier: Ja, aber das ist das, was mir gerade Spaß macht. Man muss in der Szene sein und trotzdem zum Dirigenten schauen, damit man den Einsatz nicht verpasst, meinen Text darf ich natürlich auch nicht vergessen. Aber mich so auf der Bühne bewegen zu dürfen, ist schön – und es macht mich frei. 

Es ist keine kleine Produktion, mit der du hier antrittst: Neben dem 40-köpfigen Opernchor kommen noch zwanzig Sänger:innen im Extrachor dazu …

Elisa Birkenheier: Ja, und im Orchestergraben sitzen die Bremer Philharmoniker und das sind bestimmt auch nochmal siebzig Menschen. Ich muss mich, ehrlich gesagt, jeden Tag kneifen, weil das hier mein Traumberuf ist und ich so dankbar bin, hier zu sein. Wenn das Orchester beginnt und der Chor singt, bin ich jedes Mal überwältigt – und ich stehe da mitten drin auf der Bühne. Unglaublich. Nach dem Studium ist das ohnehin eine große Umgewöhnung und dann habe ich ja auch noch unter Corona-Bedingungen studiert.

Ja, wie ging das denn?

Elisa Birkenheier: Die Pandemie ging in meinem letzten Bachelor-Semester los – und das war ein ganz blöder Zeitpunkt, weil man da eigentlich anfängt, mal aus der Uni rauszugehen und den ein oder anderen Auftritt hat, beginnt, mit anderen Menschen zusammenzuarbeiten. Die Uni hat schnell probiert, möglichst alles online anzubieten, aber das Studium ist eben sehr praktisch angelegt, das ist schwierig. Wir haben auch einige Online-Konzerte gemacht, andere geplant und die mussten dann abgesagt werden – das war sehr ernüchternd. Dass ich jetzt direkt nach der Uni diesen Job habe, ist für mich wie ein Sechser im Lotto.

Du bist in Andernach am Rhein geboren – kanntest du Bremen?

Elisa Birkenheier: Nein, gar nicht – ich war im Dezember zum Vorsingen hier, da war es super kalt. Als ich dann zum Theater gelaufen bin, habe ich mich auch noch verlaufen, aber dann kam ich im Schnoor raus und bin dadurch spaziert und dann an der Kunsthalle vorbei zum Theater, und das fand ich alles schon sehr, sehr schön. Die Atmosphäre hier am Haus ist es auch. Meine Familie kannte Bremen übrigens auch gar nicht – jetzt bekomme ich an allen Wochenenden ordentlich Besuch, weil alle die Stadt kennenlernen wollen.

Andernach – Essen – Bremen …

Elisa Birkenheier: Ich habe mich immer nördlicher orientiert! Die Uni in Essen ist im Stadtteil Werden, der ist super schön und ich habe da sehr gern gewohnt, ich denke, es gibt Stadtteile, in denen man mehr merkt, dass man im Ruhrpott lebt … Hier in Bremen ist die Mentalität nochmal anders, aber ich fühle mich wieder sehr wohl. Naja, und dass man rumkommt gehört ja zu meinem Beruf – und ist eine der Sachen, die ich daran so spannend finde.

Du bist bisher auch viel bei Konzerten und Liederabenden aufgetreten. Was ist der Unterschied zur Oper?

Elisa Birkenheier: Bei der Oper dauert es manchmal drei bis vier Stunden, bis der Charakter eine ganze Gefühlswelt durchlebt und im Lied passiert das unter Umständen in nur zwei Minuten. Das hat dann etwas sehr Intimes. Ich spiele häufig im Duo mit einer Pianistin, wir kennen uns gut und können gut miteinander arbeiten, wir sind aufeinander eingespielt, das verleiht Sicherheit auf der Bühne. Das ist übrigens auch ein großer Unterschied: Wenn ich jetzt bei Don Carlo auf der Bühne stehe, ist das Publikum echt weit weg, bei einem Liederabend ist man sehr nah dran. Da kann ich während ich singe, in die Gesichter sehen.  

Das Bremer Publikum lernst du ja bald näher kennen …

Elisa Birkenheier: Am Tag der offenen Tür war ich ja auch schon bei der Saisonpräsentation des Musiktheaters dabei und da hatte ich das Gefühl, dass die Leute sehr unterstützend waren und die Menschen sich sehr gefreut haben, hier zu sein.

Wenn du jetzt auf deine Zeit hier in Bremen schaust, was erwartest du?

Elisa Birkenheier: Erstmal erwarte ich, dass es eine tolle Zeit wird, an die ich mich immer erinnern werde. Weil ich noch am Anfang meines Berufslebens stehe, glaube ich, dass ich unglaublich viel lernen werde – und das meine ich nicht nur beruflich, sondern auch fürs Leben.

 

 

Veröffentlichung: 13.9.22