Neu im Ensemble: Michal Partyka

Der polnische Bariton Michał Partyka ist schon seit Mitte der vergangenen Spielzeit im Musiktheaterensemble, höchste Zeit ihn vorzustellen, findet Pressesprecherin Diana König.

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Du bist in Stettin geboren, hast in Paris studiert, in vielen Städten gastiert und bist jetzt nach Bremen gekommen: Wie ist das, nicht nur die Städte, sondern auch die Länder zu wechseln?

Michał Partyka: Ja, das ist eine neue Erfahrung. Ich habe lange in Frankreich gelebt, dann ein bisschen in Spanien – jetzt ist die Zeit für Deutschland gekommen.

Du sprichst Polnisch, Französisch und Englisch – und ein bisschen Deutsch … Singen tust du ja in noch mehr Sprachen, ist das eigentlich merkwürdig, in einer Sprache zu singen, die man nicht spricht?

Michał Partyka: Ich singe ja fast immer in einer Sprache, die nicht meine Muttersprache ist, weil es einfach sehr wenige polnische Opern gibt. Eigentlich ist das ein ganz guter Weg, andere Sprachen zu lernen. Ich übersetze mir zum Beispiel jeden Satz, wenn ich Russisch singe und dadurch lerne ich ziemlich viele Wörter und Redewendungen. Es ist kein Problem, in einer anderen Sprache zu singen, es ist interessant und macht mehr Spaß, als wäre es immer nur die gleiche. 

Hast du eine Lieblingssprache, in der du singst?

Michał Partyka: Das verändert sich. Zu Beginn meines Studiums habe ich sehr gern Russisch gesungen, Rachmaninow und Swiridow. Jetzt mag ich auch Italienisch sehr gern, es ist so klar und so voller Vokale. Und ich liebe es, deutsche Lieder zu singen, allen voran Mahler. Deutsch hat etwas sehr Hartes in der Sprache. Polnisch zu singen, ist übrigens recht schwierig. Man lernt ganz schön viel über Sprachen, wenn man in ihnen singt.

Eigentlich sind wir ein bisschen spät mit unserem Interview, denn du bist schon im Winter der vergangenen Spielzeit nach Bremen gekommen, standest schon als Ford in Verdis „Falstaff“ und Tonio im „Pagliacci“ auf der Bühne. Wie war dein Ankommen hier in Bremen?

Michał Partyka: Das war gar nicht so einfach, weil ich gleich Corona bekommen habe. Ich bin im Januar hergekommen und da liefen die Proben zu „Falstaff“ schon, so dass ich eigentlich mitten rein springen musste in die Arbeit. Aber alle haben mich herzlich willkommen geheißen, das war eine schöne Erfahrung. Und Bremen finde ich süß, es ist keine besonders große Stadt, aber wirklich süß. Als ich zum ersten Mal zum Vorsingen hier war, da war Sommer und ich habe in einem Hotel in der Nähe der Wallanlagen übernachtet. Das war sehr schön. Als ich dann wiedergekommen bin, war Winter und das Wetter hat mich eher an das in meinem Heimatort erinnert … es war nicht so freundlich …  

Jetzt stehst du als Rodrigo, Marquis von Posa, beim „Don Carlo“ mit auf der Bühne. Was magst du an der Partie?

Michał Partyka: Sie ist eine große Herausforderung. Den Posa wollte ich schon immer singen – und ich habe ihn auch schon einmal in Saarbrücken gesungen. Allerdings auf Französisch. Wir machen hier eine andere Version und ich singe Italienisch. Die Musik ist ein bisschen anders. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, die italienische Version kennenzulernen und ich habe dadurch einen guten Einblick in Verdis Stil und auch in den „Don Carlo“ bekommen.

Im Stück geht es um Fragen nach Freiheit und Pflicht, um die Suche nach einem „guten“ Weg, Macht auszuüben. Wie inhaltlich denkst du, wenn du probst?

Michał Partyka: Natürlich haben wir schon zum Probenstart sehr viel mit Frank Hilbrich diskutiert. Wir haben darüber gesprochen, wie wir die Rolle, den Charakter, die Bedeutung interpretieren wollen. „Don Carlo“ ist nicht so leicht zu verstehen, es gibt viele Nebenhandlungen, die in den Hauptstrang eingeflochten sind. Und es ist auch nicht so leicht, die Entwicklung, die Posa durchmacht, darzustellen. Er will mit ganzem Herzen Freiheit für Flandern und dafür kämpft er. Das ist ein ganz schön starker Charakter. Natürlich kommt dazu, dass wir diese Produktion in einer schwierigen Zeit machen, einer Zeit, in der wir einen Krieg haben. Wir sprechen bei den Proben viel darüber und das beeinflusst natürlich meinen Blick auf Posa, der versucht, für die Freiheit zu kämpfen.

Was machst du eigentlich, wenn du nicht arbeitest?

Michał Partyka: Ich spiele Tennis. Ich liebe es. Das ist meine große Leidenschaft und ich mache das immer, wenn ich frei habe, das Wetter gut ist und jemand da ist, mit dem ich spielen kann. Und dann bin ich auch noch Pianist. Ich habe als Pianist angefangen und dann kam leider der Gesang dazu. 

Leider? Was ist passiert?

Michał Partyka: Möglicherweise war ich zu faul, um Pianist zu werden. Pianisten müssen wirklich hart arbeiten. Ich hatte überlegt, Jazz zu studieren und bin dann doch beim klassischen Gesang gelandet. Und dann habe ich dank meines Professors und guten Freundes Jerzy Mechliński eine große Leidenschaft dafür entwickelt und bin dabei geblieben. Ich reise übrigens auch sehr gern, wenn ich frei habe. Ich besuche Freunde oder entdecke Orte, an denen ich noch nie war.

Hast du Wünsche oder Träume für die Zeit hier?

Michał Partyka: Ich freue mich, hier zu sein und die Möglichkeit zu haben, so tolle Partien zu singen wie jetzt den Posa. Das brauche ich nach dieser schrecklichen Corona-Zeit auch wirklich: wieder auf der Bühne zu stehen, zu performen. Ich bin auch sehr glücklich, die Bühne mit so tollen Kolleg:innen zu teilen und mit großartigen Menschen zu arbeiten. Ich war sehr überrascht über den fantastischen Empfang des Publikums. Ich hoffe auf viele gemeinsame künstlerische Erfahrungen. Und ich hoffe natürlich, mich hier wohl zu fühlen und vieles zu lernen … unter anderem auch Deutsch.  

 

--- English version ---

Polish baritone Michal Partyka has been with the music theater ensemble since the middle of last season. Time to introduce him, says press officer Diana König.

You were born in Szczecin, studied in Paris, gave guest performances in many cities and now you came to Bremen: What's it like to change not only cities, but also countries?

Michał Partyka: Well, it’s a new experience. I was living in France for many years and then I was living in Spain for a while – now it‘s time for Germany.

You speak Polish, French and English - and a little Italian ... you sing in even more languages, is that actually strange to sing in a language you don't speak?

Michał Partyka: Usually I sing in a language which is not my native language, because there are not so many polish operas. And I have to say that it is a good school to learn another language. For example: when I sing in Russian I have to translate every sentence for myself and I learn a lot of words. So it’s not a problem to sing in new language, it‘s even interesting and more fun than singing in one language only.

Do you have a favorite language to sing in?

Michał Partyka: It changes. When I started studying I loved to sing Russian – Rachmaninow, Sviridov, now I like Italian, because it is very clear, and has many vowels. I also love to sing German Songs like Mahler, the language sounds hard. Polish is very difficult to sing. You learn a lot singing in different languages.

Actually, we are a bit late with our interview, because you already came to Bremen in the winter of last season, you were already on stage as Ford in Verdi's "Falstaff" and Tonio in "Pagliacci". How was your arrival here in Bremen?

Michał Partyka: It was a bit tricky because I got Covid right after I arrived in Bremen. I started in January and the rehearsals for „Falstaff“ had already begun. So I had to jump in. But I was very warmly welcomed here – it was a nice experience. And I think Bremen is a very cute city, it is not very big, but cute. When I came here for the first time for an audition it was summer and I stayed in a hotel at the Wallanlagen. That was really nice. When I came back in the winter the weather was more like in my hometown – not so friendly …  

Now you are on stage as Rodrigo, Marchese di Posa, in "Don Carlo". What do you like about the role?

Michał Partyka: It is a big challenge and I always wanted to sing Posa, I already did it once in Saarbrücken in French. Here, we do another version and I sing in Italian – and the music is a bit different. It was good for me to discover the Italian version, I gained a good insight into Verdi’s style and the different versions of "Don Carlo".

The play is about questions of freedom and duty, about the search for a "good" way to exercise power. Do such questions influence your way of being on stage?

Michał Partyka: Of course, we had many discussions with Frank Hilbrich before we started rehearsals. We talked about the role, the character, the meanings. "Don Carlo" is difficult to understand, because there are many small stories being told alongside the main story. And it is difficult to show the process Posa goes through: He has a great desire for freedom for Flanders and he fights for it. The character is quite strong. And of course, we have rehearsals in these difficult times with a war raging in Ukraine. We talk a lot about that and it naturally influences my view on the character Posa, who tries to fight for freedom.

What do you actually do when you're not working?

Michał Partyka: I love to play tennis. That is my big passion – whenever I have free time, the weather is good and there is someone to play with, I play tennis … I am a pianist also. I started as a pianist and then unfortunately singing came along …

How does that happen?

Michał Partyka: Probably I was too lazy to be a pianist because they have to work a lot … I thought about studying Jazz and finally started studying classical singing. Thanks to my professor und big friend Mr. Jerzy Mechliński, I discovered a great passion for it and stuck with it. And I love to travel in my free time, visit friends and see new places.

Do you have wishes or dreams for your time here?

Michał Partyka: I‘m happy to be here because it is a great opportunity to sing great roles like Posa in "Don Carlo" and that is what I need after this horrible Covid time, to be on stage and perform. I am also very happy to share the stage with such amazing colleagues and work with great people. I was very surprised by the fantastic audience reception. I hofe for many joint artistic experiences. And I hope to enjoy and learn many things – German for example …

 

 

Veröffentlichung: 19.9.22