Neu im Ensemble: Maria Pasadaki

Darüber, was es heißt, Tänzerin zu sein, aufzublühen und sich selbst zeigen zu können: Diana König, Pressesprecherin am Theater Bremen, hat Maria Pasadaki getroffen.

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Maria, du hast erst ein Diplom als Tänzerin und Tanzlehrerin in Athen gemacht und dann noch ein Tanzstudium an der Salzburg Experimental Academy of Dance (SEAD) absolviert. Haben sich die Ausbildungen sehr unterschieden?

Maria Pasadaki: Oh ja, absolut. Das Training in Griechenland ist sehr auf Technik, Unterricht und das Bestehen der Abschlussprüfung ausgerichtet. In Salzburg hatte ich das Gefühl, dass sich meine Perspektive erweitert, alles freier wird und es eine große Bandbreite an Dingen gab, die ich lernen konnte. Ich habe eine gute Basisausbildung in Athen bekomme, aber ohne Salzburg wäre ich nicht da, wo ich heute bin. Wir haben uns dort sehr auf das Tanzen konzentriert. Es ist ein ganz besonderer Ort, umgeben von Bergen, wenn man dort studiert, dreht sich das Leben vor allem um das Studium und die Arbeit hat oberste Priorität.

Warum bist du ausgerechnet nach Salzburg gegangen?

Maria Pasadaki: Das hatte praktische Gründe. Bevor ich dorthin ging, kannte ich bereits eine Menge Leute, die auch dort waren und ich hielt sie für großartige Tänzer:innen. Ich selbst habe mich überhaupt noch nicht wie eine Tänzerin gefühlt, als ich in Athen mit dem Studium fertig war und es war klar, dass ich weiter studieren und Griechenland verlassen will.

Warum wolltest du weg aus Griechenland?

Maria Pasadaki: Als erstes ist die Tanzszene dort nicht so gut aufgestellt wie im Rest von Europa. Vor allem, weil es weniger Arbeitsmöglichkeiten gibt, weniger Unterstützung, es fühlt sich einfach schwieriger an, als Tänzer:in zu arbeiten. Abgesehen davon habe ich es auch als anstrengend empfunden, in der griechischen Kultur zu leben. Und Athen ist auch einfach sehr fordernd und hat mich erschöpft.

Ich war weder in Athen noch in Salzburg – aber ich kann mir vorstellen, dass die Städte sehr unterschiedlich sind?

Maria Pasadaki: Salzburg ist wie eine Schneekugel. Das kann man eine Zeit lang genießen, auch eine längere Zeit, aber irgendwann muss man dann raus, weil es sich einfach nicht echt anfühlt. Aber – und das war wirklich etwas Besonderes – ich konnte dort wirklich eine neue Verbindung zur Natur finden. Das kann dich schon sehr verändern und hat mir persönlich viel Frieden gegeben und geholfen, den Fokus auf das zu richten, was ich möchte.

Nach dem Studium hast du als freischaffende Tänzerin gearbeitet. Wie war das?

Maria Pasadaki: Es war nur ein Jahr und es war wirklich hart. Es war in einer Zeit, in der sich viel verändert hat, ich war nach 24 Lebensjahren zum ersten Mal keine Schülerin, keine Studentin mehr und die Tanzszene in Berlin ist sehr wettbewerbsorientiert. Es gab also ganz schön viel, mit dem ich plötzlich umgehen musste und dazu kam, der Schock, mit dem Studium fertig zu sein und eine funktionierende Erwachsene sein zu müssen. 

Jetzt hast du dich für die Unusual Symptoms und das Theater Bremen entschieden. War es eine schwierige Entscheidung, fest in ein Ensemble zu kommen?

Maria Pasadaki: Nein, gar nicht. Einer der Gründe, warum es mir keinen Spaß gemacht hat, frei zu arbeiten, war, dass ich immerzu entscheiden musste, welchen Teil von mir selbst ich in verschiedenen Produktionen zeige. Hier kann ich alle Seiten zeigen und das tut der Arbeit total gut und bringt viel. 

Wenn du auf die nächsten Jahre schaust: Was erhoffst du dir von deiner Zeit in Bremen?

Maria Pasadaki: Ich möchte gern das kreative Potential des Gefühls, wohin zu gehören, ausschöpfen. Sich sicher zu fühlen, kann dazu führen, dass man sich wohlfühlt und stagniert – aber sich geerdet zu fühlen, kann einen auch aufblühen lassen. Wenn man mit den richtigen Leuten zusammenarbeitet, kann man über sich hinaus wachsen.

 

--- English version ---

Maria, you first graduated as a dancer and dance teacher in Athens and then went on to study dance at the Salzburg Experimental Academy of Dance (SEAD). Did the training differ a lot?

Maria Pasadaki: Oh yeah, absolutely. The training in Greece is very focused on technique, teaching and getting through the final exam in order to graduate. In Salzburg I felt like my vision was opening up, there was a huge variety of things I could learn. I got a good basis in Athens but without Salzburg I wouldn’t be where I am today. It’s a very special place surrounded by mountains. When you study there your life somehow revolves around the school and it makes your craft your first priority.

Why did you go to Salzburg of all places?

Maria Pasadaki: Practical reasons. Before I went there I already knew a lot of people who had studied there as well and I considered them great dancers. I didn’t really feel like a dancer when I graduated in Athens. I knew that I wanted to go on studying and that I wanted to leave Greece.

Why did you want to leave Greece?

Maria Pasadaki: First of all, it is the fact that the dance world there – the scene – is not at its best compared to other European countries. Mostly because there are less job opportunities and less support, it just feels harder to work solely as a dancer. Also, even before I left, I remember struggling with living within the Greek culture, with living in Athens, which can be demanding and exhausting.

I have not been to Athens or Salzburg - but I can imagine that the cities are very different?

Maria Pasadaki: Salzburg is a like a snow globe. It really feels like that and you can enjoy that a long time but at one point it doesn´t feel real any longer and you eventually have to get out. But – that was very special – I really got a newfound connection with nature. It really can change you as a person, it gave me a lot of peace to be there and a focus on what I wanted.

After your studies you worked as a freelance dancer in Berlin. What was it like?

Maria Pasadaki: It was only one year and it was rough. It was a very transformative period. After 24 years of my life I wasn’t a student anymore and the scene in Berlin is a very competitive one. So there was a lot to deal with and I was going through the shock of graduating and becoming a functioning adult. 

Now you have decided to join Unusual Symptoms and Theater Bremen. Was it a difficult decision to become a permanent member of an ensemble?

Maria Pasadaki: No, one of the reasons why I didn’t love being a freelancer was that you have to constantly pick and choose which part of you to show in different works. Here I can show everything, and that is contributing to the work.

When you look ahead to the upcoming years: What do you hope to gain from your time in Bremen?

Maria Pasadaki: I would like to tap into the creative potential of feeling like I belong somewhere. Feeling safe can make you comfortable and stagnant – but feeling grounded can allow you to bloom. If you work with the right people, you can become much more than you thought you could be.

 

 

Veröffentlicht am 9. November 2022