Neu im Ensemble #9: Levin Hofmann
Manche Entwicklungen sind einfach logisch: Mit dem Theater aufgewachsen, früh selbst auf der Bühne gestanden und seit Kindesbeinen Werder-Fan. Levin Hofmann ist neu im Schauspielensemble, Diana König hat mit ihm gesprochen.
Levin, in deiner Biografie steht, dass du schon seit frühester Kindheit glühender Werder-Fan bist. Du bist in Berlin und Linz aufgewachsen. Hertha, Union Berlin und ein paar zumindest mir unbekannte Vereine in Linz, wie zum Beispiel der FC Stahl Linz, Auswahl gab es da ja: Wie bist du ausgerechnet auf Werder Bremen gekommen?
Levin Hofmann: Das war schon immer so. Die Hertha fand ich ätzend, Union hatte ich nicht auf dem Schirm und Bayern war verboten. Mein Vater mochte Werder und als ich ein Kind war, da gab es gute Zeiten für Werder, ich denke da so an die Jahre 2003/2004. Damals hat es auch noch richtig Spaß gemacht, zuzugucken.
Heute nicht mehr?
Levin Hofmann: Dann kamen ja viele Jahre gegen den Abstieg. Ich habe das aber immer verfolgt, habe mir die aktuellen Trikots bestellt und die Spiele gesehen. Beim Abstieg letztes Jahr saß ich weinend in einer Linzer Kneipe.
Wen aus der Mannschaft würdest du hier am liebsten mal treffen?
Levin Hofmann: Ich habe schon wen getroffen. Ich war beim Trainingsauftakt, das wollte ich mir nicht entgehen lassen. Ich meine, das ist doch ein Kindheitstraum, in der Stadt zu wohnen, wo die Lieblingsmannschaft spielt. Und da habe ich beim Trainingsauftakt Christian Groß die Hand geschüttelt.
In deiner Kindheit hat aber nicht nur Fußball eine Rolle gespielt. Du bist schon als Kind im Landestheater Linz regelmäßig aufgetreten. Wie kam es dazu?
Levin Hofmann: Ich komme ja – leider oder glücklicherweise, je nachdem – aus einer Schauspieler:innen-Familie. Großeltern und Eltern standen auf der Bühne. Das heißt, dass ich damit aufgewachsen bin, meine Eltern dort zu sehen. Wenn beide Eltern im Theater sind, sind auch deren Freund:innen alle aus dem Theater – es war also immer um mich rum. Die Frage, ob ich auch Schauspiel studieren will, hat sich für mich gar nicht gestellt. Das war in meinem Leben kein großer Moment, das ist einfach so passiert, das war einfach nur konsequent. Das war der logische Weg.
Du hast auch erzählt, dass du kurz vor der Matura das Gymnasium fluchtartig verlassen hast – dann hast du angefangen, Schauspiel zu studieren in Graz. War das eine Befreiung?
Levin Hofmann: Das war eine Befreiung. Schule war immer ganz furchtbar für mich. Immer schon – aber in Österreich ganz besonders. Ich bin auf ein katholisches Gymnasium gegangen, in jeder Klasse hing ein Holzkreuz, zu Beginn der Stunde musste man aufstehen und „Grüß Gott“ sagen. Das war alles sehr, sehr streng. Wir wurden schon sehr gequält, ich habe mich nicht getraut, früher aus der Schule zu gehen, aber ich hätte das eher machen sollen.
Du hast während deines Studiums schon ganz schön viel gearbeitet, standst in Deutschland, Österreich und den Niederlanden auf der Bühne. Welche Zusammenarbeiten waren besonders prägend?
Levin Hofmann: Besonders prägend waren meine Arbeiten in den Niederlanden mit Schauspielstudierenden aus Arnheim. Die haben einfach so viel freier gearbeitet als wir in Graz und waren so kreativ und haben aus allen Bereichen etwas mitgebracht. Wir haben uns auf Anhieb gut verstanden und versuchen auch im Sommer wieder was in Amsterdam zu machen.
Du stehst aber auch regelmäßig bei Kurzfilmen vor der Kamera?
Levin Hofmann: Ich mache Kurzfilme mit einem Team aus Linz und da sind sehr wenig Leute dabei, die tatsächlich was von dem, was sie da machen, gelernt haben. Da hat jetzt niemand Regie studiert oder Drehbuchschreiben, es gibt keine professionellen Kameraleute. Das Team besteht hauptsächlich aus Politiker:innen und Sozialarbeiter:innen. Wir haben uns über die Jahre zusammengefunden und eine Art Kollektiv gegründet.
Das hört sich so an, als ginge es dabei nicht nur um die Zusammenarbeit, sondern viel um Inhalte?
Levin Hofmann: Die Filme haben immer gesellschaftspolitische Themen, ich glaube, wenn man Filme mit Politiker:innen und Sozialarbeiter:innen macht, kommt man da nicht drum herum. Beim nächsten Projekt, das wir im Sommer drehen werden, geht es darum, dass Menschen, die in einer österreichischen Kleinstadt nicht zurechtkommen, sich zusammentun und einen Bauernhof auf dem Land mieten. Das sind ganz unterschiedliche Menschen, eine Trans*frau, queere und heterosexuelle Leute, die einfach nicht klar kommen in der Kleinstadt. Und unser Projekt erzählt dann, wie sie, anstatt allein in die nächste größere Stadt zu flüchten, auf dem Land einen Raum für sich schaffen wollen. Aber das Zusammenleben ist natürlich nicht einfach …
Deine erste Premiere hier am Theater Bremen ist „Die heilige Johanna der Schlachthöfe“ – verrätst du uns ein bisschen was vorab?
Levin Hofmann: Ich freue mich sehr auf die Premiere. Es ist ein guter Abend geworden, der in der präzisen Sprache von Brecht immer seine gefühlvollen und lustigen Momente findet. Am Freitag werfen wir im Kleinen Haus unsere kleine Kapitalismus-Maschinerie an: ein Bulle, Tischtennisbälle, Fleisch – alles dabei.
Veröffentlichung: 8.9.22