Neu im Ensemble: Aburvan Pio Susiananthan

Auf der Bühne kann er das Kindliche in sich ausleben und mit seiner ersten Premiere am Theater Bremen geht auch ein alter Wunsch in Erfüllung: Aburvan Pio Susiananthan ist neu im Moks-Ensemble und steht jetzt bei Soft Rebellion auf der Bühne. Diana König, Leiterin der Presseabteilung, hat ihn getroffen.

Du gibst dein Debüt gleich als Romeo … das ist ja mal ein Einstieg!

Aburvan Pio Susiananthan: (lacht) Da hast du Recht. Wenn man auf die Schauspielschule kommt, dann liest man natürlich zuerst Shakespeare-Sachen und eine der ersten, die man liest, ist natürlich Romeo und Julia. Ich gehe mal davon aus, dass die meisten Schauspielstudenten gern mal Romeo spielen wollen – und zu denen gehörte ich auch.

Ist es jetzt so, wie du es dir vorstellst?

Es ist eine sehr anspruchsvolle Rolle. Wir spielen mit Soft Rebellion ja eine ganz eigene Interpretation von Romeo und Julia und daher ist die Rolle des Romeo auch ganz anders, als man sie sich nach herkömmlichen Interpretationen vorstellt. Deswegen ist es eine Herausforderung, das zu spielen und ich bin ein Typ, der auf solche Herausforderungen steht.

Ihr erarbeitet mit Soft Rebellion eine neue Fassung von Shakespeares Romeo und Julia, eine, die fragt, ob es auch eine Lösung ohne Gewalt geben kann – eine sanfte Rebellion. Wie kann die aussehen?

Kommunikation, eine sanfte Rebellion besteht im miteinander kommunizieren. Wichtig ist, dass man zuhört, die Meinung des Gegenübers respektiert – akzeptieren ist eine andere Sache, aber erstmal respektiert. Ohne aggressiv zu werden, auch in der Sprache. 

Spielt Rebellion für dich persönlich eine Rolle in deinem Leben? Gegen was hast du rebelliert – oder tust es noch?

Auf jeden Fall. Ich habe schon rebelliert. Ich bin ja noch ziemlich jung, erst 25 Jahre und ich habe schon mit 13, 14 Jahren stark rebelliert, vor allem gegen meine Eltern. Auch wenn man liberal aufgewachsen ist, vergleicht man sich miteinander. Wer ist der bessere? Wer hat den höheren akademischen Grad? Arzt, Anwalt, Richter? Und wenn man sich da dann dagegenstellt und sagen wir mal – man wird Schauspieler – dann ist das auf jeden Fall erstmal ein Schock. Das war auch eine sanfte Rebellion und wurde erstmal respektiert – und mittlerweile auch akzeptiert von vielen aus meiner Familie. Da bekommen wir dann auch den Bogen zu Soft Rebellion (lacht).

Du bist in Berlin geboren und aufgewachsen, hast auch da an der Filmschauspielschule studiert und hattest dort dein erstes Engagement: am Theater Scheselong, ein Jugendtheater mit Tourneebetrieb. Wie war da der Alltag?

Anstrengend. Sonntagabends losfahren, Montag bis Freitag jeden Morgen um 6 Uhr fertig sein, vor irgendeinem Hotel oder Wirtshaus stehen, dann fährt man zur Schule, baut das Bühnenbild auf, die Technik, sei es in einer Turnhalle, in einer Aula. Wir waren nur zu dritt, zwei Schauspieler und der Regisseur, nach dem Aufbau schnell umziehen, Maske selbst machen. 9:30 Uhr war Einlass. Und dann haben wir gespielt – so vor 50-100 Schüler:innen. Die Produktion haben wir fast in ganz Sachsen gespielt.

Was genau habt ihr gespielt?

Die Welt steht still. Ein Stück gegen Diskriminierung und gegen Rassismus. Nach dem Stück haben wir auch immer Workshops gegeben. Da ging es viel um die NSU, darum, wie man friedlich miteinander kommunizieren kann und ohne Vorurteile aufeinanderzugehen.

Du hast dort und tust es auch jetzt bei Soft Rebellion für Jugendliche gespielt. Würdest du sagen, Jugendliche sind ein schwieriges Publikum?

Ich bin das älteste von sechs Kindern, vielleicht ist es für andere schwerer als für mich – aber ich kann gut mit jüngeren Menschen. Ich kann da ganz gut gewisse Punkte treffen, sei es Humor, sei es Leid. Als ich jünger war habe ich in der Bar des Renaissancetheaters gearbeitet. Da habe ich regelmäßig ältere Leute schreiend aus einem Stück rausgehen sehen. Und bei uns im Foyer haben sie dann gleich nochmal geschrien. Ihnen hat es nicht gefallen und sie gehen dann einfach raus. Das habe ich bei Jugendlichen noch nie erlebt. Sie sind direkter, aber nicht so dreist. Die kommen nach dem Stück und sagen: „War schon langweilig, aber ich hab‘s mir angeschaut.“ Das ist mir lieber. 

Wenn du jetzt auf die nächsten Jahre hier am Theater Bremen schaust, was erhoffst oder wünscht du dir dann?

Eine gute Zusammenarbeit mit dem Team, mit dem Theater an sich – das man gut miteinander ist, das man für die Zukunft bereit ist, damit wir die ganzen Steine, die in den Weg gelegt werden, gemeinsam wegräumen kann. Wenn man in einem guten Team arbeitet, kann man viele Jahre weiter zusammenarbeiten – das erhoffe ich mir für mich und auch für andere. 

 

 

Veröffentlicht am 21. Oktober 2024