Neu im Ensemble: Barbara Krebs
In Bolivien geboren und in Speyer aufgewachsen, studierte sie Schauspiel in Mannheim und Leipzig, arbeitete mit Rimini-Protokoll, in freien Theater- und Filmproduktionen und ist ab der Spielzeit 23/24 fest am Moks: Barbara Krebs steht bei Und alles (Tout ça tout ça) auf der Bühne im Brauhaus.
Barbara, du kennst Bremen ja jetzt schon einige Zeit, denn du warst in der vergangenen Spielzeit bereits als Gast hier im Moks in „Der rote Baum“. Hattest du schon vor dem Engagement einen Bremen-Bezug?
Barbara Krebs: Gar nicht. Ich bin zum ersten Mal für das Vorsprechen nach Bremen gekommen. Hamburg kannte ich, da habe ich auch mal eine kurze Zeit gelebt. Bremen kannte ich nur vom Hörensagen und bin jetzt ganz froh, denn ich finde die Stadt sehr schön.
Deine erste Produktion als festes Ensemblemitglied ist Und alles (Tout ça tout ça) von Gwendoline Soublin: eine Geschichte, über einen Jungen, der eine Pause von den zu vielen schlechten Nachrichten braucht. Wie gehst du mit dem um, was täglich so auf uns einprasselt?
Barbara Krebs: Ich versuche, mich zu informieren, Nachrichten zu schauen und auf einem aktuellen Stand zu bleiben, auf Demos zu gehen. Ich denke, ich bin eine Person, die achtsam mit Ressourcen und der Umwelt umgeht, auch mit Mitmenschen. Wenn mir die schlechten Nachrichten zu viel werden, kümmere ich mich im Kleinen und frage mich, was ich im Privaten ändern kann. Wirklich Abstand bekomme ich, wenn ich mich beim Sport auspowere oder das wertschätze, was um mich herum ist: mir bewusst mache, dass es meiner Familie, meinem Bruder gut geht, und dass es mir gut geht.
Kannst du Ehsan im Stück verstehen, seinen Wunsch, eine Pause zu haben?
Barbara Krebs: Für Kinder ist das alles nochmal ein bisschen schwieriger, weil sie die Nachrichten ungefilterter aufnehmen, das kann sicher zu noch mehr Angst, zu noch mehr Sorgen führen. Als Erwachsene verfällt man vielleicht eher in eine Art Resignation und denkt, „das ist halt so“. Ehsan resigniert aber nicht, weil er sagt „das ist halt so“, sondern er leidet durch den Druck, den die Nachrichten erzeugen: Er hält es nicht mehr aus, das niemand etwas tut. Er sieht dadurch keine Zukunft für sich, seine Hoffnung krankt. Ich sehe Ehsan als jemanden, der streikt. Er ist nicht resigniert, sondern aktiv. Sein Sich-Entziehen bringt sein ganzes Umfeld in eine chaotische Ausnahmesituation. Obwohl er gar nicht da ist im Stück, ist er der Aktivste. Er bringt alle in Handlung.
War es für dich eine bewusste Entscheidung, Kinder- und Jugendtheater zu machen?
Barbara Krebs: Natürlich. Nachdem ich das Angebot vom Moks erhalten habe, hatte ich Bedenkzeit, aber war mir schnell sicher, dass ich nach Bremen kommen wollte. Schon das Vorsprechen war sehr locker. Kinder- und Jugendtheatererfahrung habe ich schon am Grips-Theater gesammelt, konnte dann aber wegen einer Erkrankung nicht zu Ende spielen. Dabei habe ich gemerkt, dass ich Theater für junges Publikum spannend finde. Eine besondere Herausforderung ist es übrigens schon, denn wir sind ja keine Kinder mehr, versetzen uns aber oft durch die Rollen wieder in Kinder oder Jugendliche.
Was ist für dich wichtig, wenn du über Theater für Kinder und Jugendliche nachdenkst?
Barbara Krebs: Für mich ist dabei sehr wichtig, dass man die Kinder ernst nimmt, dass Themen besprochen werden, die für sie relevant sind. Auch Vielfalt und Diversität sind wichtig, aber das könnte man noch mehr ausbauen. Die Kinder identifizieren sich mit den Rollen und den Spieler:innen auf der Bühne. Und ich fände es toll, wenn man junge Menschen ans Medium Theater heranführen kann und man ihnen dann eine Art Vorbild ist als Spieler:in. Das Dritte, das ich wirklich wichtig finde, ist im Austausch zu sein mit den Kindern und Jugendlichen. Am Moks gibt es nach den Vorstellungen Publikumsgespräche und den direkten Kontakt mit den Kids finde ich spannend – und auch oft rührend, wenn sie auf einen zukommen und einen umarmen wollen oder eine Unterschrift möchten. Das ist toll.
Wann war für dich klar, dass du Schauspielerin werden möchtest?
Barbara Krebs: Sehr früh. Das hat begonnen, als ich im Kinder- und Jugendchor im Nationaltheater in Mannheim war. Da habe ich zum ersten Mal Bühnenluft geschnuppert. Wir haben da bei Opernproduktionen mitgemacht. Das Bühnenlicht hat mich gleich fasziniert: Die Bühne ist durch die Scheinwerfer hell erleuchtet, der Zuschauerraum dunkel. Mit 17 Jahren habe ich mich dann entschlossen, auf eine private Schauspielschule zu gehen. Nach zwei Jahren bin ich auf eine staatliche Schule, an die Hochschule für Musik und Theater Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, gewechselt.
Wenn du jetzt auf die vor dir liegende Zeit im Moks schaust, was erhoffst du dir?
Barbara Krebs: Tolle Probenzeiten, die ich aber bisher auch schon hatte. Schöne Premieren. Einen intensiven Austausch mit dem Kolleginnen und Kollegen. Und natürlich: zu spielen. Davon abgesehen freue ich mich auf ein gemeinsames Schaffen und Arbeiten und darauf, dass wir viele Kinder und Jugendliche hoffentlich glücklich machen mit unserem Theater.