Neu im Ensemble: Csenger K. Szabó

Auf der Suche nach dem Fokus: Csenger K. Szabó hat sich mit „Santa Barbara“ als neuer Tänzer bei den Unusual Symptoms vorgestellt. Diana König, Pressesprecherin am Theater Bremen, hat ihn getroffen.

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Du hast schon im Alter von zehn Jahren angefangen zu tanzen. Wie bist du zum Tanz gekommen?

Csenger K. Szabó: Ich habe mich schon als Kind tierisch viel bewegt und meine Mutter dachte, dass tanzen vielleicht das Richtige für mich wäre. Also habe ich Tanzkurse genommen und mich direkt in den Tanz verliebt. Vorher habe ich Aikido gemacht, damit habe ich dann aufgehört und stattdessen immer mehr getanzt. Begonnen habe ich mit Showdance.

Wann war dir klar, dass du Tänzer werden möchtest?

Csenger K. Szabó: Mit 15 oder 16 Jahren habe ich angefangen, darüber nachzudenken. Ich war in Finnland bei einer Sommerschule und das einzige, was ich da gemacht habe, war tanzen. Als ich 16 Jahre alt war, habe ich meinen Eltern gesagt, dass ich Tänzer werden will. Sie waren geschockt aber haben mich sehr unterstützt. Sie wussten aber nicht, wie sie mir helfen könnten, sie kommen nicht aus der Kunstszene.

Du warst Teil des NYU Tisch School of the Arts Austauschprogramms in New York: Was habt ihr da gemacht und wie hat das deinen Blick auf den Tanz verändert?

Csenger K. Szabó: Alle meine Klassenkamerad:innen haben mich hinterher gefragt: Warum bist du dort hingegangen, du interessiert dich doch gar nicht für diese Art von Tanz? Aber ich wollte eben gern nach New York und irgendwo, weit weg von zuhause, allein sein. Und ich habe dort auch eine neue Perspektive gewonnen. Wir sind hier in Europa wirklich in einer glücklichen Position, in den USA ist es viel schwieriger, als Tänzer Förderungen zu bekommen.

Studiert hast du an der Salzburg Experimental Academy of Dance (SEAD), dann hast du eine Zeit frei gearbeitet. Was war besonders wichtig in dieser Zeit?

Csenger K. Szabó: Scheitern. Als ich frei gearbeitet habe, ging es viel um Scheitern. Ich musste die ganze Zeit praktisch denken und versuchen, meinen Fokus nicht zu verlieren und die Beziehungen, die mir wichtig sind, nicht aufs Spiel zu setzen. In der Schule war das anders. Wir lebten in dieser beeindruckenden Landschaft, haben fünf Tage die Woche acht Stunden lang trainiert und zusätzlich noch bei Projekten von anderen Studierenden mitgearbeitet. Das Interessante daran war, dass es dafür nie Kostüme oder Bühnenbilder gab, noch nicht mal Beleuchtung. Alles musste man aus und mit seinem eigenen Körper entwickeln.  

Was machst du, wenn du nicht tanzt?

Csenger K. Szabó: Viele Sachen. Ich mache gern anderen Sport, habe gerade Parcours für mich entdeckt – mache das aber ohne die ganzen gefährlichen Sachen. Ich koche gern und schaue gern Filme, auch schlechte übrigens …  

Seit dieser Spielzeit bist du fester Teil der Unusual Symptoms. Wie bist du in Bremen angekommen?

Csenger K. Szabó: Mein Fahrrad ist direkt gestohlen worden. Vorher habe ich in Braunschweig gelebt, den kulturellen Schock hatte ich also schon überwunden. Bremen wirkt wie eine offene Stadt.

Wenn du auf die Jahre, die vor dir liegen, schaust, was erwartest du von deiner Zeit hier?

Csenger K. Szabó: Ich merke bereits jetzt, dass ich wieder fokussierter und zufriedener bin, weil ich mich täglich mit dem Tanzen beschäftige. Ich hoffe, dass ich hier Kolleg:innen finde, mit denen ich so zusammenarbeiten kann, wie ich das als Freelancer konnte – so, dass es keine Differenz zwischen dem, was ich machen möchte und dem, was ich mache, gibt.

 

--- English version ---

Looking for the center: Csenger K. Szabó introduced himself to the audience in Bremen with „Santa Barbara“. Diana König, press officer at Theater Bremen, met him.

You started dancing at the age of ten. How did you get into dance?

Csenger K. Szabó: I was always moving as a kid and my mum saw dancing as a possibility and then I started dance classes in the local dance school. I instantly fell in love with it and decided to drop Aikido, which I did before and I got more and more into dance – show dance at first.

When did you realize that you wanted to be a dancer?

Csenger K. Szabó: I started playing with the idea when I was 15 or 16 years old. I was in Finland with a summer education program and the only thing I could do there was dancing a lot. When I was 16, I told my parents that I wanted to be a dancer, and they were shocked but supportive. They didn’t know how to help, because they are not from the artistic field.

You were part of the NYU Tisch School of the Arts exchange program in New York: What did you do there and how did it change your view of dance?

Csenger K. Szabó: All my classmates asked me afterwards: Why did you go there – you don‘t seem to be interested in that kind of dance? But I wanted to go to New York and be alone somewhere far from home. And it actually gave me a new perspective.  We are lucky here in Europe, because in the US it is much more difficult to get funding and to survive as a dancer.

You studied at the Salzburg Experimental Academy of Dance (SEAD), then you freelanced for a while. What was particularly important during that time?

Csenger K. Szabó: Failures. Freelancing was about failure, because I had to think practically the whole time and try not to lose my focus, not to lose the relationships, which are important to me. It was different in school. We lived in this amazing landscape and just trained a lot, five days a week for eight hours a day. On top of that, there were projects to which you were invited by other students. The interesting thing was that there was usually no costume or stage set, not even lighting: you had to develop everything with and from your body.

What do you do when you're not dancing?

Csenger K. Szabó: A lot of things. I like to do other sports, I recently started parcour but without high risk stuff. I like to cook and I watch movies, bad ones, too.

Since this season you are a permanent part of Unusual Symptoms. How did you arrive in Bremen?

Csenger K. Szabó: My bike got stolen. I lived in Braunschweig before, so I think I’m already past the cultural shock. Bremen seems like an open city.

When you imagine the years ahead of you, what do you expect from your time here?

Csenger K. Szabó: I‘m already feeling more centered and more satisfied, because I have a daily routine with my craft again. I hope to find colleagues here with whom I can work in the same way as I could as a freelancer - so that there is no difference between what I want to do and what I do.

 

 

Veröffentlicht am 6. Dezember 2022