Neu im Ensemble: Ian Spinetti

Wie man über Popsongs von Pavarotti dann doch zur Oper kommt: Der brasilianische Tenor Ian Spinetti gibt seinen Einstand am Theater Bremen in „Hello, Dolly!“. Pressesprecherin Diana König hat ihn nach einer Probe getroffen.

Ian, ich habe mich eben mit einem italienischen Fotografen unterhalten, der gerade für ein Festival hier ist und das erste, was er gemacht hat, war, mir ein Foto aus Sizilien zu zeigen, um zu beweisen, dass dort heute besseres Wetter ist als in Bremen. Du bist in Brasilien geboren – vergleichst du das auch öfter?

Ian Spinetti: Eigentlich überhaupt nicht. Ich bin einfach hier und lebe im Moment. Wenn ich zu viel nachdenke, wie es zuhause ist, werde ich gleich traurig. Ich habe mir angewöhnt, glücklich zu sein, mit dem Ort, an dem ich gerade bin – sonst ist man nie zufrieden.

Wenn ich deine Biografie lese, hört sich das so an, als hättest du schon ziemlich früh gewusst, dass du Sänger werden willst. Auf jeden Fall hast du schon mit 20 beim Auswahlsingen der Internationalen Chorakademie Lübeck teilgenommen und bist zu ersten Gesangsprojekten nach Europa gekommen.

Ian Spinetti: Nein, ich wusste nicht schon sehr früh, was ich machen möchte. Aber ich habe immer gern gesungen, vor allem Pop und Covers von Popbands. Darauf gekommen, klassischen Gesang zu lernen, bin ich, weil ich mich technisch verbessern wollte. Da war ich aber schon 18 Jahre alt.

Wolltest du dann eigentlich Popstar werden?

Ian Spinetti: Nein, mit Pop, das war nur Spaß. Die Idee, Gesang zum Beruf zu machen, ist erst gekommen, als ich angefangen habe, Unterricht zu nehmen. Der Lehrer hat da direkt gesagt, dass, wenn ich alles gebe, ich es schaffen könnte, eine Karriere zu machen.

Hat klassische Musik vorher in deinem Leben eine Rolle gespielt?

Ian Spinetti: Ehrlich gesagt habe ich mich, bevor ich überhaupt auf die Idee gekommen bin, Gesangsunterricht zu nehmen, um mich technisch zu verbessern, einige Monate mit Pavarotti beschäftigt. Ich habe da eine CD, auf der er Poplieder singt, die extra für ihn komponiert wurden. Dadurch bin ich erst darauf gekommen, klassischen Gesang auszuprobieren. Die CD ist aber eher unbekannt.

Nach einer Station in Chicago hast du am Leopold-Mozart-Zentrum in Augsburg, später an der Folkwang Universität der Künste in Essen studiert. Warum hast du dich für eine Ausbildung in Deutschland entschieden?

Ian Spinetti: Weil Deutschland für uns Musiker und Sänger auf jeden Fall als ein Zentrum der Musik in der Welt gesehen wird. Schon allein wegen der Anzahl der Theater hier. Es gibt, glaube ich, kein Land auf der Welt, das für Sänger so viele Möglichkeiten zu arbeiten bietet.

Dein Debüt in Bremen gibst du als Cornelius Hackl im Musical „Hello, Dolly!“. Hast du Erfahrungen mit Musical?

Ian Spinetti: Ich habe mich nie in einem Musical gesehen, ich habe auch keine Tanzausbildung außer dem Unterricht in der Uni.

Und wie ist es mit Tanzen – ist das einfach für dich?

Ian Spinetti: Was kann ich dazu sagen? Ich gebe mir Mühe, das so gut zu machen, dass ich meine Kollegen und Kolleginnen auf der Bühne nicht trete oder schlage …

Gibt es einen Lieblings-Song bei „Hello, Dolly!“?

Ian Spinetti: Muss der von mir sein?

Nö.

Ian Spinetti: „Ribbons down my back“, den singt Ulrike Mayer.

Du wirst in dieser Spielzeit auch noch bei „Ariadne auf Naxos“ und „Angels in America“ auf der Bühne stehen. Damit deckst du eine ganz schöne Bandbreite an Musik ab, oder?

Ian Spinetti: Ja. Das ist eine super Herausforderung. Aber ehrlich gesagt sehe ich eher das Musical als die größte Herausforderung dieser Spielzeit.

Wenn du auf die Jahre hier in Bremen schaust, was erhoffst du dir?

Ian Spinetti: Ich hoffe, weiter sehr viel Spaß mit meinen Kolleginnen und Kollegen zu haben. Für mich ist es generell wichtig, die Zusammenarbeit genießen zu können, denn wir präsentieren hier immer etwas als Team.

 

 

Veröffentlicht am 22. November 2022