Neu im Ensemble: Jorid Lukaczik

Frisch vom Schauspielstudium auf die Bühne – und dann auch noch auf eine, die bekannt ist: Jorid Lukaczik stellt sich dem Bremer Publikum mit „Because the Night“ vor: Über die Junge Akteur:innen-Vergangenheit und die Zukunft des Theaters … das Gespräch führte Diana König, Pressesprecherin am Theater Bremen.

Jorid, du bist weder neu am Theater Bremen noch neu im Magazin auf unserer Homepage: Während des Lockdowns hat das Junge Theater Interviews mit ehemaligen Jungen Akteur:innen gemacht – da warst du auch dabei. Da hast du gerade in München Schauspiel studiert. Kannst du dich noch daran erinnern?

Jorid Lukaczik: Ja, klar. Das Interview war per Mail, da hat mir unsere ehemalige Regieassistentin Valeska Fuchs Fragen geschickt und ich weiß noch, dass ich die grübelnd in meinem Zimmer beantwortet habe, während wir in der Schule nicht so richtig proben konnten wegen Corona.

Ich habe das Interview eben nochmal gelesen und da bin ich an einem Satz hängen geblieben. Du wurdest gefragt, welche Rolle Theater in deinem Leben gerade spielt und da hast du gesagt: „Eine ambivalente, große Rolle. Mein Anker, ein Gefühl wie Zuhause. Es macht mir tierisch Angst, wenn ich darüber nachdenke, dass ich womöglich meinen Platz nicht finde in ihm.“ Jetzt gehörst du fest zum Ensemble des Theater Bremen … Platz gefunden?

Jorid Lukaczik: Definitiv, jedenfalls für mein Gefühl jetzt gerade: da habe ich sehr meinen Platz gefunden und ich empfinde es sehr als Anker und gar nicht als beängstigend.

Wie ist das jetzt mit den Menschen auf der Bühne zu stehen, die du noch vor ein paar Jahren aus dem Zuschauerraum raus gesehen hast?

Jorid Lukaczik: Da habe ich viel drüber nachgedacht. Ich musste mich auf der ersten Probe sehr zusammenreißen, dass ich nicht ganz so doll aufgeregt bin. Das mit der Aufregung ist aber jetzt schon besser geworden, wir arbeiten zusammen– aber die Bewunderung bleibt.

Eine andere Sache fand ich auch auffällig an dem alten Interview. Ich habe eben nämlich nicht die ganze Antwort auf die Frage der Rolle des Theaters wiedergegeben. Du hast noch gesagt: „Oft nervt es aber auch, wenn ich merke, es nimmt sich selbst so wichtig und dabei die Außenwelt nicht mehr wahr.“ Wie soll Theater sein?

Jorid Lukaczik: Das ist eine große Frage. Ich merke immer, dass ich mir Aktionismus wünsche. Im Fall des Theaters, für mich auf der Bühne, ist dieser Aktionismus die Kunst. Aber daneben muss es noch einen anderen Aktionismus geben, der tiefer in die Gesellschaft greift als die Kunst. Im Gegensatz zu meinem Studium, wo ich das oft als Dilemma empfunden habe, immer nur hinter verschlossenen Türen zu spielen, merke ich jetzt: Ich bin an einem Stadttheater. Hier blubber ich nicht mehr nur in meiner eigenen Blase. Hier im Stadttheater gibt es eine Öffentlichkeit, in der man sich gemeinsam weiterbilden kann und gemeinsam Utopien entwerfen kann. Das ist eine Form von Aktionismus, die das Theater will und kann. Mein Wunsch ist, dass Menschen anders aus dem Theaterabend kommen, als sie herein gegangen sind – das muss jetzt nicht nur politisch sein, damit meine ich auch menschlich oder emotional.

Du stellst dich hier dem Publikum mit „Because the Night“ vor, einem Patti Smith-Liederabend bei dem Anne Sophie Domenz Regie führt und Maartje Teussink für die Musik verantwortlich ist. Kanntest du Patti Smith vorher? 

Jorid Lukaczik: Ja, kennen schon, aber tatsächlich nur von Premierenfeiern, wenn dort „Because the Night“ lief. Ein großes Glück und Geschenk, sie jetzt besser kennenzulernen.

Gleich singen und tanzen – ist das eine besondere Herausforderung, ein Liederabend – oder liegt dir das eher?

Jorid Lukaczik: Eine besondere Herausforderung. Aber singen tue ich auf jeden Fall leidenschaftlich gerne und tanzen eh. Wobei tanzen nicht unbedingt Pattis größte Stärke ist, behaupte ich jetzt, vielleicht ergänzen wir uns da. Es bleibt spannend. Patti an sich ist vor allem die Herausforderung, eine zauberhafte.

Wenn du jetzt in die Zukunft schaust, was erhoffst oder erwartest du dir von deiner Zeit hier am Theater Bremen?

Jorid Lukaczik: Ich glaube, ich hoffe möglichst auf einen guten Austausch mit den Menschen, die die Stücke sehen – auf einen guten Diskurs. Ich möchte, dass man offen sprechen, streiten und diskutieren kann. Und dann freue ich mich sehr auf die Arbeit mit den verschiedenen Regieleuten, die noch kommen. Und ich hoffe auf 1a Premierenpartys, die waren früher immer wild.

 

 

Veröffentlicht am 30. November 2022