Neu im Ensemble: Larissa Pfau
Vom Süden in den Norden, von der Schauspielschule ins Festengagement: Die Augsburgerin Larissa Pfau steht bei Und alles zum ersten Mal auf der Bühne im Moks. Diana König, Pressesprecherin im Theater Bremen, hat sie getroffen.
Würdest du auch gern manchmal vor all den schlechten Nachrichten weglaufen, wie Ehsan in Und alles, dem Stück, in dem wir dich zum ersten Mal auf der Bühne im Brauhaus sehen?
Larissa Pfau: Ja, definitiv, ich finde es ist eine große Reizüberflutung, wenn man die Nachrichten schaut oder liest oder sie in sozialen Netzwerken mitbekommt. Vieles ist auch ziemlich ungefiltert, manche Bilder gehen mir sehr nach. Ehsan im Stück geht das auch alles sehr nah, das kann ich gut mitempfinden. Ich fühle mich häufig so, als ob ich mit den ganzen Infos einfach überrannt werde.
Du spielst Samantha, die Babysitterin von Ehsan. Und seine Schwester und du vermuten, dass er sich in einem Bunker im Garten eingeschlossen hat.
Larissa Pfau: Wir versuchen alles, um ihn raus zu locken: von guter Musik über seine Lieblingsspeise und positiven Nachrichten. Wir versuchen ihn davon zu überzeugen, dass alles gar nicht so schlimm ist und wir es zusammen hin bekommen, dass er damit nicht allein ist.
Womit könnte man dich rauslocken?
Larissa Pfau: Was für mich ein Thema ist, das mir am Herzen liegt, sind Tiere und Tierrechte. Also eine gute Nachricht darüber, dass es einen Schritt vorwärts geht darin, dass die Welt auch für Tiere besser gemacht wird, könnte mich schon dazu bewegen, aus dem Bunker zu kommen. Und eine gute Schokolade hilft auch.
Du hast dein Schauspielstudium gerade abgeschlossen und das hier ist dein erstes Festengagement. Aber du hast schon ziemlich viel Erfahrung als Ensemblemitglied eines freien Theaterkollektivs.
Larissa Pfau: Wir haben das Theater Kollektiv Theter Ensemble 2016 wiederbelebt, das Leif Eric Young ursprünglich 2008 gegründet hat. Leif hat den Jugendclub am Stadttheater Augsburg geleitet. Wir wollten was Eigenes auf die Beine stellen und hatten die Möglichkeit, einen Raum zu renovieren und den als Probebühne zu nutzen – nachdem wir lange Zeit in Leifs Wohnzimmer geprobt haben. Wir haben uns komplett selbst organisiert und haben Programm in Augsburg gemacht, sind sogar einmal als „Programmacher des Jahres“ von der Stadt ausgezeichnet worden. Irgendwann haben wir dann alle angefangen darüber nachzudenken, das zum Beruf zu machen. So sind nach und nach alle an verschiedenen Schulen gelandet, wir haben aber nicht alle Schauspiel studiert, sondern auch Dramaturgie und Bühnenbild. Wenn wir uns jetzt wieder zusammenfinden würden, hätten wir eigentlich ein komplettes Theater.
Du bist in Augsburg geboren und hast auch da studiert – Komparatistik zunächst.
Larissa Pfau: Ich habe immer gern gelesen und habe mich in Komparatistik auf Theater spezialisiert und dann habe ich gemerkt, dass ich das eigentlich nicht mehr theoretisch machen möchte, sondern praktisch. Zu Beginn hatte ich einen ganz anderen Blick auf Texte, eher einen dramaturgischen. Fürs Spielen musste ich das dann verlernen, denn da muss ich ganz anders auf einen Text schauen. Ist aber praktisch, beide Perspektiven einnehmen zu können.
Was machst du, wenn du kein Theater spielst?
Larissa Pfau: Ich verbringe viel Zeit mit meinen Freundschaften und ich habe ziemlich lange in einer Bar gearbeitet. Das hat mir viel Spaß gemacht, weil das sehr nah an der Stadtbevölkerung ist, mich interessiert wie Menschen leben und wie sie sich ausdrücken. Abgesehen davon bin ich ein großer Filmfan, da versuche ich viel zu sehen.
Aus Süddeutschland nach Bremen: Wie kommst du an hier im Norden?
Larissa Pfau: Bis jetzt gut. Ich bin ja noch nicht so lange hier, ich merke schon Unterschiede … bei der Mülltrennung zum Beispiel. In Ludwigsburg, als ich dort studiert habe, wurde der Müll nach „rund“ und „flach“ getrennt. Bisher hatte ich auch Glück mit dem Wetter, ich habe aber gehört, das könnte sich ändern. Also auf den Winter bin ich mal gespannt.
Wenn du jetzt auf die nächsten Jahre schaust, was würdest du dir wünschen?
Larissa Pfau: Spaß zu haben, das wäre mir wichtig, auch bei der Arbeit. Ich habe das Gefühl, das kommt manchmal zu kurz.