Neu im Ensemble: Sofia Iordanskaya
In Moskau geboren, in Berlin aufgewachsen: Jetzt probt Sofia Iordanskaya mit einem ziemlich berlinerischen Team ihre erste Produktion am Theater Bremen. Über Konstanten und Umbrüche, ein Gespräch mit Diana König, Leiterin der Presseabteilung.
Du bist in Berlin aufgewachsen und hast da auch an der Universität der Künste studiert. Bist du jetzt zum ersten Mal so richtig weg aus Berlin mit deinem Engagement hier in Bremen?
Ich hatte im Dezember und Januar ein Projekt in Hamburg auf Kampnagel. Das war das allererste Mal, dass ich für längere Zeit außerhalb von Berlin war, zumindest innerhalb von Deutschland.
Jetzt bist du im Festengagement am Theater Bremen. Dein Debüt gibst du mit Frei. Erwachsenwerden am Ende der Geschichte von Lea Ypi. In ihrem Buch beschreibt sie ihre Kindheit in den 80er und 90er Jahren in Albanien, die Zeit vor dem Fall der Berliner Mauer und danach, den Zusammenbruch der Diktatur in ihrem Heimatland. Du bist erst Anfang der 2000er geboren, kannst du trotzdem einen Bezug zu dieser Umbruchs-Erzählung herstellen?
Meine Eltern haben beide sehr lange in der Sowjetunion gelebt und als das Land zerfallen ist, hat sich dort ja nicht direkt alles verändert. Das Land, in dem ich die ersten Jahre verbracht habe, war immer noch sehr gezeichnet von diesem Umbruch – aber die Zeit im Spezifischen kenne ich eher aus Erzählungen meiner Verwandten.
Vor 35 Jahren ist die Berliner Mauer gefallen …
Es gibt im Stück auf jeden Fall eine Aktualität. Zum einen sehe ich sie sehr in den menschlichen Beziehungen, zum Beispiel zwischen Lea und Elona. Ihre Freundschaft geht in eine Richtung, dass man rückblickend die ganze Freundschaft in Frage stellen könnte. Und in politischer Hinsicht weiß ich zum Beispiel nicht, ob sich an den Unfreiheiten so viel getan hat. Wenn sich ein politisches System ändert, ändert sich ja nicht direkt alles in den Köpfen. Man verhält sich auch bei einer großen Veränderung erstmal so, wie man sich schon immer verhalten hat, nur dass sich der Rahmen verschiebt. Wenn sich zum Beispiel ein sozialistisches System zum kapitalistischen ändert, ist es halt die Frage, ob die Freiheit wirklich so viel größer ist oder das nur eine weitere Unterdrückungsform ist. Wobei Kapitalismus nicht immer gleich aussieht.
Was Theater angeht, hast du eine Berliner Sozialisation, du warst bei P14, dem Jugendtheater der Berliner Volksbühne und du warst nach dem Schauspielstudium zu Gast am Maxim Gorki Theater Berlin. Regie bei Frei führt Armin Petras – auch ein Berliner … macht’s das leichter?
Ist schon lustig, weil sehr viele Menschen in der Produktion aus Berlin kommen, aber eben auch aus Ostberlin. Das hat was Vertrautes, aber viel interessanter ist, dass die Leute sich teilweise länger kennen, als ich überhaupt lebe.
Wenn ich deinen Lebenslauf angucke, sehe ich eigentlich nur Theater – schon als Jugendliche. Machst du auch andere Sachen?
Ja, was macht man denn so? Schreiben. Schon das. Und ich habe einen Foodblog: @angelxslaughter.
Was schreibst du?
Nur Prosa.
Ist da was veröffentlicht?
Ja, in Literaturzeitschriften, zuletzt in Bella triste.
Wenn du jetzt auf die vor dir liegende Zeit in Bremen guckst, was erhoffst du dir dann?
Ich habe wenig Zweifel daran, dass die Stücke, die kommen, nicht interessant sein werden. Ich hoffe, dass es Spaß macht und menschlich interessant wird es eh. Ich mach mir aber nicht so viele Gedanken dazu.
Veröffentlicht am 1. Oktober 2024