Neu im Ensemble: Waithera Lena Schreyeck

Sie hat in Kopenhagen, London und Salzburg studiert, ist viel gereist. Jetzt kommt sie neu zu den Unusual Symptoms in Bremen und steht kurz vor der Premiere von Joujouville. Pressesprecherin Diana König stellt Waithera Lena Schreyeck vor.

Du gehörst seit dieser Spielzeit fest zu den Unusual Symptoms, warst als Gast aber schon in der letzten Spielzeit bei Diamonds dabei. Wenn ich mir deinen Lebenslauf ansehe, dann hast du an vielen Orten mit vielen unterschiedlichen Choreograf:innen gearbeitet. Was waren da die prägendsten Stationen?

Waithera Lena Schreyeck: Prägend war auf jeden Fall der Anfang, da habe ich in Düsseldorf mit Ben J. Riepe gearbeitet, das war meine erste große Produktion. Da gab es viel Spielraum, ein richtiges Spielfeld an Kostümen und Erwartungen. Man konnte alles ausprobieren und das war damals beeindruckend und befreiend. Ansonsten gehört eine Performance mit einer guten Freundin, Margherita Dello Sbarba, zu den vertrautesten und innigsten Erfahrungen. Wir haben gemeinsam ein Stück über Verlust kreiert, ein Stück, hinter dem ich hundert Prozent stehe. 

Du hast in Kopenhagen, London und Salzburg studiert. Kann man da sagen: drei Orte, drei unterschiedliche Herangehensweisen?

Auf jeden Fall waren die sehr, sehr unterschiedlich. Kopenhagen war darauf bedacht, die individuellen Tänzer:innen zu sehen, es ging sehr um konzeptionelles Arbeiten. Viel Technik wurde durch Improvisation erarbeitet. Wir waren sehr eingebunden in die Stadt, ins städtische Leben. London hat eher ein klassisches Verständnis von Tanz, aber die Schule hatte sehr viele Ressourcen und man konnte sich medial ausprobieren – mit Musik, mit Film. SEAD in Salzburg war dann die physischste und physisch anstrengendste und herausforderndste Schule. Da wurde man in dieser Hinsicht sehr gepusht. 

Du bist Teil des female urban dance Kollektivs Hood of Sisters

Ja, inzwischen bin ich nicht mehr so stark involviert wie früher. Es gab damals in Düsseldorf eine female Session für urbane Tänzerinnen, da hat sich der Wunsch geformt, einen Kern zu haben, der für andere FLINTAS* (Frauen, Lesben, intersexuelle, nicht-binäre, trans und agender Personen) einen Safe Space zu kreieren. Also einen sicheren Platz, an dem man zum einen thematisch in bestimmte Themen wie zum Beispiel Empowerment reingeht, in dem zum anderen aber auch verschiedene Tanzrichtungen ausprobiert werden können. Es gab auch einen Austausch mit senegalesischen Tänzerinnen, der auch mit dem Tanzhaus NRW verbunden war. Wir hatten eine sehr intensive Zeit, es ging viel um die Organisation von Fördergeldern und überhaupt um Organisatorisches und ich habe im Lauf der Zeit für mich festgestellt, dass ich weniger organisatorisch Teil der Gruppe sein will, sondern mehr repräsentativ. Trotzdem habe ich noch Lust zu organisieren, aber in einem kleineren Rahmen. Ich würde tatsächlich auch gern hier in Bremen etwas zur urbanen Community beisteuern. 

Partizipative und site-specific Choreografien, also Performances, an denen man als Publikum teilhat und die an speziellen Orten spielen, gehören zu deinen Hauptinteressen. Was findest du daran spannend?

Da lege ich vor allem bei eigenen Kreationen meinen Schwerpunkt. Schon immer war es ein Teil meines Schaffens doch vor allem in der Zeit in Salzburg habe ich mich sehr ausprobiert, habe kleine bis große Stücke gemacht. Meistens improvisiert. Dabei habe ich festgestellt, dass ich beeinflusst bin von der Räumlichkeit, in der ich bin. Diese inspiriert mich. Ich finde es spannend, in einen Kontext reinzugehen, den es schon gibt, der nicht unbedingt was mit der Tanzwelt zu tun hat. Es reizt mich mehr, den alltäglichen Raum mit seinen Geschichten zu bespielen und dabei natürlich auch dem Publikum ganz anders zu begegnen.

Jetzt sind wir kurz vor der Premiere von Joujouville, so hieß ein Spielzeugladen in Paris, in dem der Choreograf als Kind häufig war – oder sich hingeträumt hat. Wie ist die Arbeit mit Samir Akika?

Das kann ich gar nicht so konkret beantworten, weil ich mit Ankommen beschäftigt bin. In der Gruppe ankommen und in der Stadt. Es ist aber ein relativ freier Probenprozess, passend zu dem Stück ist es eine Art Spielfeld, in die jeder Ideen reinbringt. Zu Beginn des Probenprozesses haben wir tatsächlich sehr viele Spiele gespielt, auch Brettspiele. So habe ich die Kompanie kennengelernt. Ich bin gespannt darauf, was am Ende daraus entsteht. 

Was machst du, wenn du nicht tanzt?

Tanzen.

Wusstest du dann schon immer, dass du Tänzerin werden willst?

Ich habe Step up gesehen und dachte, das wird’s. 

Jetzt hast du dich entschieden, fest in Bremen zu arbeiten. Wie kam das und verändert das viel in deinem Leben?

Ich war zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort, es war eine große, einschneidende Entscheidung. Vorher war ich wirklich viel unterwegs. Jetzt möchte ich gern ein bisschen runterkommen, ein bisschen weniger reisen. Das Engagement hier ist eine schöne Möglichkeit, weiter als Tänzerin zu wachsen und trotzdem an einem Ort zu sein.

Wenn du jetzt auf die nächsten Jahre schaust, was erhoffst oder erwartest du von der Zeit hier am Theater?

Einfach mit der Zeit mich und alles, was ich bis jetzt so erlebt habe, wirklich mitzubringen und dadurch die Kompanie und die Arbeiten zu bereichern. 

 

 

Veröffentlicht am 12. November 2024