Nisthilfen für Wildbienen
Wie man ein Insektenhotel – richtig – baut: Anlässlich unserer Premiere „Bienen. Ein Naturschauspiel“ hat Dramaturgin Theresa Schlesinger schon mal nach Übernachtungsmöglichkeiten für geflügelte Premierengäste geguckt.
Wie gehen wir mit unseren Ressourcen auf dem Planeten um? Wie beeinflussen wir durch diesen Umgang die Biodiversität und wie setzen wir uns in Beziehung mit unserer Umwelt? In der Arbeit Bienen. Ein Naturschauspiel dient der liebevolle Blick auf die Honigbiene und ihre Umgebung der Befragung unserer menschlichen Beziehung zur Umwelt und soll dazu anregen, über neue Wege des Zusammenlebens nachzudenken.
Aber auch außerhalb des Theaterraums gibt es Möglichkeiten ganz praktisch selbst aktiv zu werden.
Warum macht es Sinn sich eine Nisthilfe auf den Balkon oder in den Garten zu stellen? Warum für die Biene ein Hotel oder Häuschen bauen, lebt die Biene nicht im Bienenstock? Wir unterscheiden zwischen Honigbiene und Wildbiene. Die Honigbiene ist ein hoch soziales Tier. Um an ihren Honig zu kommen, haben die Menschen sie aber über viele, viele Jahrhunderte quasi vom Wildtier zum Haustier gezüchtet. Gleichzeitig gibt es in Deutschland jedoch über 500 Wildbienenarten, die solitär und nicht in einem Bienenstock leben. Das heißt, es handelt sich um Arten, die mehr oder weniger alleine ihre Brut aufziehen und nicht in einem sozialen Gebilde leben.
Warum also Nisthilfen für Bienen?
Ein Großteil der Wildbienen in Deutschland steht auf der Roten Liste und ist also in seinem Artbestand gefährdet. Das hat mit der Veränderung unserer Landschaft zu tun. Durch die industrielle Landwirtschaft ist unsere Landschaft weitestgehend ausgeräumt von kleinen Strukturen und wird dominiert von großen Flächen. Statt blütenreicher Wiesen dominieren Intensivgrünland und großflächige Ackernutzung. Hecken, Brachflächen sowie ungenutzte Randstreifen an Wäldern, Feldwegen, Fließgewässern und Straßen verschwinden und nehmen somit den Insektenlarven die Möglichkeit, sich zu entwickeln. Mit den Nisthilfen können wir also zumindest ein wenig aushelfen!
Wie lässt sich mit ganz einfachen Mitteln eine Nisthilfe für Wildbienen selber herstellen?
Wir brauchen: Bambusstäbe in unterschiedlichen Dicken; eine Metallsäge für einen glatten Schnitt, einen Akkuschrauber mit Holzbohraufsatz, um das Mark zu entfernen; eine ausgewaschene, saubere Dose (mind. 10 cm hoch), um die Bambusstäbe darin zu sammeln; Schmirgelpapier, um die Ränder zu glätten; Baumwolle oder Watte, um ein Ende zu stopfen; Metalldraht, um die Aufhängung zu machen. Zuerst schneiden wir die Bambusstäbe in die richtige Länge, mindestens 8 cm, aber ein bisschen kürzer als die Dose, damit sie vor Regen geschützt sind. Mit dem Bohrer entfernen wir das Mark von den Stäben. Falls die Schnittkanten ausgefranst sind, unbedingt abschleifen, damit sich die Bienen nicht an den Kanten verletzen können. Anschließend immer ein Ende der Bambusröhrchen mit Watte oder Baumwolle abdichten. Das ist wichtig, da die Bienen das Röhrchen sonst nicht nutzen werden.
Kein Klebstoff, luftdurchlässiges Material!
Dann mit einem spitzen Gegenstand, zum Beispiel einem Nagel, zwei Löcher ins untere Ende der Dose stechen. Durch diese wird der Draht für die Aufhängung gefädelt, außerdem sorgen sie für Belüftung. Abschließend die Bambusstücke mit der offenen Seite nach vorn in die Dose füllen. So viele Stäbe in die Dose packen, wie möglich, damit nichts mehr heraus fallen kann und Vögel sie nicht heraus picken können.
Wo ist ein guter Standort für die Nisthilfe?
Als Standort eignet sich ein sonniger Ort mit Ausrichtung nach Südost oder Südwest. Alle Wildbienen sind wärmeliebend und brauchen Sonne, um die Brut aufzuzüchten. Gleichzeitig müssen wir dafür sorgen, dass der Standort wind- und regengeschützt ist. Also unter einem Dach beispielsweise. Die Öffnung sollte zur Seite zeigen, dabei kann die Dose aufgehängt, an einem Baumstamm fixiert oder auf der Erde platziert werden. Schön sonnig, wind- und regengeschützt! Gut zu wissen ist außerdem, dass derartige Nishilfen nur rund 30 der über ca. 500 Arten von Wildbienen in Deutschland einen Platz für die Brut bieten. Knapp drei Viertel aller nestbauenden Wildbienen nisten im sandigen Boden. Mit offenen Sandstellen oder einer kleinen „Sandkiste“ im Garten kann man auch diesen Arten auf einfache Weise helfen.
Veröffentlicht am 13. April 2023