Nixen, Harfen und Recycling …
Im zweiten Familienkonzert der Saison geht es in die Tiefsee: „Atlantis – Expedition unter dem Meer“. Was das junge Publikum dabei erwartet, erzählt Sarah Weinberg, die das Konzept und die Szenische Einrichtung verantwortet. Ein Gespräch mit der Pressesprecherin Diana König.
Wir wissen ja überhaupt nur von Atlantis, weil der griechische Philosoph Platon davon erzählt hat – und zwar schon vor 2400 Jahren. Er beschreibt diese Stadt als Schlaraffenland mit tollen und prunkvollen Gebäuden, wilden und zahmen Tieren … und seit dem Untergang, der aber auch schon viele hundert Jahre her ist, als Platon davon erzählt, ist diese Stadt einfach verschwunden. Und in den vergangenen Jahrhunderten hat sie immer mal wieder jemand gesucht. Und jetzt das Familienkonzert-Team. Warum glaubst du, werdet ihr erfolgreicher sein als die Forscher:innen vor euch?
Sarah Weinberg: Atlantis steht für mich eher für etwas, das Menschen suchen. Das muss gar nicht Atlantis selbst sein, sie suchen einfach etwas, das ihnen fehlt, wie zum Beispiel über etwas staunen können oder von unerwarteten Begegnungen überrascht zu werden. Oder auch einfach der Spaß daran, so mutig zu sein, sich auf eine neue Reise zu begeben. Und das machen wir im Familienkonzert auch, wir gehen auf die Suche nach etwas, das wir auch auf Spaziergängen an der Weser oder an Strandnachmittagen am Werdersee finden könnten.
Wie kann man die Dinge, die einem fehlen, denn finden?
Sarah Weinberg: Tatsächlich muss man sich erstmal auf die Suche begeben. Im Konzert machen wir das mit unserer Schauspielerin Karin Enzler, die sich als Forschende in die Unterwasserwelt begibt. Da findet sie dann erstmal viele Sachen, die sie gar nicht gesucht hat – das ist ja oft so, wenn man etwas sucht, dass man Unerwartetes findet und das ist auch das Ziel unserer musikalischen Reise.
Ihr macht das Familienkonzert ja nicht allein, die Bremer Philharmoniker sind auch da. Wie nehmt ihr uns denn mit unter Wasser?
Sarah Weinberg: Wir haben eine große Bandbreite an unterschiedlichen Komponisten gefunden, wie zum Beispiel Richard Wagner oder Benjamin Britten, die sich mit dem Thema Wasser oder Unterwasserwelt beschäftigt haben und ihre eigene Klangästhetik damit verknüpfen konnten. Karin wird dann ziemlich viele Abenteuer unterschiedlicher Couleur unter Wasser erleben, sie begegnet zum Beispiel Unterwasserwesen, Strömungsphänomenen, unterschiedlichen Wetterverhältnissen und trifft auf Wesen, die eventuell den menschlichen Gedanken entstammen: den Nixen.
Aha, wen können wir denn so alles auf der Bühne entdecken, wer geht mit uns auf Expedition?
Sarah Weinberg: Das Tolle an einem Familienkonzert an der Oper ist, dass wir verschiedene Persönlichkeiten auf der Bühne erleben können. Eine Schauspielerin trifft dabei auf Sängerinnen, wir haben Bühnentechnik und Licht, die uns eine besondere Theateratmosphäre zaubern und natürlich tolle Kostüme, so dass wir wirklich ein Theater in der Unterwasserwelt erleben. Die drei Nixen werden von den Sängerinnen Marie Smolka, Elisa Birkenheier und Nadine Lehner gespielt.
Aber hinter der Bühne gibt es auch noch jemanden, oder?
Sarah Weinberg: Ja, für uns unsichtbar schafft die Overhead-Künstlerin Cristina Lelli eine ganz eigene Welt für die Kinder und unsere Forscherin, die auf die Bühne projiziert wird.
Und das Bühnenbild?
Sarah Weinberg: Beim Bühnenbild haben wir, weil wir ja während der Vorbereitung des Konzerts viel über die Verschmutzung der Meere nachgedacht haben, ganz bewusst möglichst nur bereits gebrauchte Sachen benutzt, und umgebaut. Das gilt übrigens auch für den Instrumentenbauworkshop, da werden auch ganz viele Materialien benutzt werden, die zuvor bereits ein anderes Leben hatten.
Die Kinder können in einem Instrumentenbauworkshop, der eine Woche vorher ist, selbst Instrumente bauen und die zum Konzert mitbringen …
Sarah Weinberg: In dem Workshop geht es vor allem darum, zu fragen, wie für die Kinder selbst Wasser klingt, wo sie es in der Natur überall hören – als Rauschen, als Tropfen und so weiter. Und die Klänge, die wir dabei finden, wollen wir Instrumenten entlocken – und die müssen wir dann gemeinsam erstmal erfinden und basteln. Eine andere große Rolle spielt das Experimentieren: Wie klingt für Mendelssohn oder Saint-Saëns Wasser und was sind die Wasserklänge, die die Kinder gefunden haben?
Und kann man die selbstgebauten Instrumente dann wirklich auch hören?
Sarah Weinberg: Ja, na klar. Wir haben für die Kinder und ihre Instrumente eine eigene Szene konzipiert!
Was machen die Kinder, die nicht beim Workshop waren?
Sarah Weinberg: Das macht gar nichts und ist auch dann nicht langweilig! Alle werden eingeladen ihre Ohren vom Wind durchpusten zu lassen, sich in ein rauschendes Wellenbad zu begeben und auch zwischendurch der Stille zu lauschen. Und vielleicht mit einer ganz neuen Sicht zum nächsten Strandausflug aufzubrechen.
Veröffentlicht am 10. Februar 2023