Musiktheater

Theater am Goetheplatz

Anna Karenina

Drei Atmosphären von Thomas Kürstner und Sebastian Vogel
Text von Armin Petras nach dem Roman von Leo Tolstoi
Musikalische Leitung: Clemens Heil
Regie: Armin Petras

„‚Du hast alles noch vor dir.’ ‚Hast du denn schon alles hinter dir?’ ‚Nein, das nicht gerade, aber du hast noch eine Zukunft und ich habe nur die Gegenwart, und auch die ist nur soso.’“ (Leo Tolstoi) — Wenn die Gegenwart nur „soso“ und die Zukunft ohne Möglichkeiten zu sein scheint, bleibt die Liebe als der letzte, wenn auch nur erträumte Ausweg. Jene Liebe, die keine Grenzen, keine Zeit, die nur das Andere, Neue kennt. Und von dieser, jeden Widerspruch scheinbar auflösenden Liebe erzählt „Anna Karenina“, einer der größten Liebesromane der Weltliteratur.
Der Schriftsteller, Regisseur und Stuttgarter Schauspielintendant Armin Petras hat Tolstois Roman 2008 für die Bühne bearbeitet und in eine Sprache fast lakonischer Beiläufigkeit gefasst, die eher episch denn dramatisch, dafür trotz ihrer draufschauenden Erzählperspektive hochgradig berührend ist. Und für das Theater Bremen wiederum haben Thomas Kürstner und Sebastian Vogel „Drei Atmosphären“ zu dieser Bühnenfassung komponiert: Kein Opernwerk im traditionellen Sinne, sondern ein Musiktheatermaterial für Orchester, Sänger- und SchauspielerInnen, mit dem die Geschichte vom Aufstieg und Ende einer großen Liebe erzählt wird, die nicht Wirklichkeit werden kann und doch versucht sein muss.

Dauer: 2 Stunden 30 Minuten, eine Pause

  • Anna Karenina Nadine Lehner
    Karenin Patrick Zielke
    Wronski Hubert Wild
    Kitty Nerita Pokvytytė
    Lewin Christoph Heinrich
    Dascha Nathalie Mittelbach
    Stefan Martin Baum
    Die ältere Anna Sybille Bülau
    Chor des Theater Bremen, Kinderchor, Die Bremer Philharmoniker
    Musikalische Leitung Clemens Heil
    Regie Armin Petras
    Bühne Susanne Schuboth
    Kostüme Karoline Bierner
    Chor Daniel Mayr
    Kinderchor Jinie Ka
    Choreografie Jacqueline Davenport
    Licht Christian Kemmetmüller
    Video Rebecca Riedel
    Dramaturgie Ingo Gerlach
  • „Armin Petras ist in Bremen ein Kunststück gelungen: Für seine Opernfassung reduziert er Tolstois "Anna Karenina" auf einen überschaubaren Theaterabend - und erhält dabei doch das ganze Kaleidoskop von gleich drei Liebesgeschichten.“
    Alexander Kohlmann, Deutschlandradio Kultur, 25. Oktober 2014

    „Die Verwandlung des Petras-Librettos in eine Opern-Partitur durch Thomas Kürstner und Sebastian Vogel fügt in Bremen diesem ohnehin schon unwahrscheinlich dichtem Textgeflecht noch eine musikalische Ebene hinzu - die individuelle Suche nach dem Glück, sie findet jetzt auch noch Ausdruck in einem Klangteppich, der geschickt unterschiedliche musikalische Stilrichtungen miteinander verwebt, so unterschiedlich wie die Emotionen und Sehnsüchte der drei Paarungen, die jeder für sich ein Konzept darstellen, das Leben und die Liebe zu meistern.“
    Alexander Kohlmann, Deutschlandradio Kultur, 25. Oktober 2014

    „Entstanden ist ein emotional packender, aber auch psychologisch sehr präziser Abend. Die Musik von Kürstner und Vogel arbeitet mit Motiven der Minimal Music, zitiert gelegentlich barocke Motive und spiegelt facettenreich die Seelenzustände der Figuren, deren Glück stets so schnell verrinnt, wie es entsteht.“
    Andreas Schnell, Nordwestzeitung online, 27. Oktober 2014

    „Gesungen wird in dieser „Anna Karenina“ durchweg ausgezeichnet: Patrick Zielke ein Bass-satter Karenin, Hubert Wild ein Wronski mit dunkelglühendem Feuer, Nerita Pokvytite eine jungmädchenhaft hell strahlende Kitty, Christoph Heinrich ein Lewin mit edel-voluminösem Bassbariton, Nathalie Mittelbach ein herbe Dascha, Martin Baums ein agiler Stefan, dazu der von Daniel Mayr einstudierte, oft episch kommentierende Chor, Jinie Kas Kinderchor, der als Kindesoldaten-Riege für Annas Sohn Serjosha einsteht – da ist ein tolles Ensemble beisammen, sie alle tragen, souverän geleitet von Clemens Heil, die Aufführung auf hohem Niveau durch den Abend.“
    Detlef Brandenburg, Die deutsche Bühne Online, 26. Oktober 2014

    „Nadine Lehner meistert die für eine Sopranpartie erstaunlich tiefen Passagen makellos, verblendet die Register perfekt, die Höhen leuchten nicht nur, sie lodern geradezu vor Leidenschaft. Schöner und ausdrucksvoller kann man das nicht singen.“
    Detlef Brandenburg, Die deutsche Bühne Online, 26. Oktober 2014

    „In seinem genreverbindenen Ansatz schickt Petras aber nicht nur Sänger auf die Bühne, Martin Baum ist ebenfalls mit von der Partie. Er gibt den Stefan, einen Lebemann par excellance, der den Strudel der Gefühle erst in Gang setzt. Ein Verzweifelter, der angesichts überbordender Liebe wahnsinnig wird und so einen zynischen Kontrapunkt zu all den Verliebten bildet. Wegweisend nimmt er den Zuschauer an die Hand und warnt ihn in einem Monolog fast schon weise vor der Macht der Gier. Allerdings erst, als es für Warnungen schon zu spät ist und sich das grandios inszenierte Karussell rasend schnell auf den Abgrund zu bewegt – während im Hintergrund der Regen rauscht.“
    Mareike Bannasch, Kreiszeitung, 27. Oktober 2014

    „Eine Musik in einem ebenso eklektischen wie epigonalen Stil, in dem man alles hört: Klassisches, Romantisches, Expressionistisches, Neoklassizistisches, Jazziges, Folkloristisches, … vieles mehr. Eine gekonnt zusammengestellte Theatermusik, bei der man gar nicht erst versuchen sollte, nach der neuen „Oper“ zu suchen.“
    Ute Schalz-Laurenze, Neue Musikzeitung online, 27. Oktober 2014

    „Die Bremer Philharmoniker unter Clemens Heil hatten dieses Musikkonvolut beeindruckend gut im Griff, was auch für das komplette Ensemble samt Opernchor gilt. Herauszuheben sind Nadine Lehner in der Titelpartie, die ihren Sopran mal schneidend, am Schluss unendlich desillusioniert klingen ließ und Patrick Zielke als Karenin, dessen Bass Abgründe aufschließt.“
    Iris Hetscher, Weser Kurier, 26. Oktober 2014

    „Einen Löwenanteil am Erfolg dieses Abends haben die Bremer Philharmoniker unter der Leitung von Clemens Heil, der dies alles in eine überragende Intensität zusammen klammerte.“
    Ute Schalz-Laurenze, Neue Musikzeitung online, 27. Oktober 2014