Schauspiel
noon / Foyer Kleines Haus
Annie Ernaux: Eine Frau
Abschied nehmen. Eine Lesereihe
Es liest: Irene Kleinschmidt
„Bedenkt: den eignen Tod, den stirbt man nur, doch mit dem Tod der andern muss man leben.“ Mascha Kaléko – Was geschieht, wenn Eltern sterben? Wie schreiben Autor:innen gegen den Schmerz und das Vergessen an, nutzen Literatur zum Erinnern und Verarbeiten?
Annie Ernaux gilt als eine der wichtigsten französischen Schriftstellerinnen, Nobelpreisträgerin 2022. Sie bezeichnet sich als „Ethnologin ihrer selbst“. Nach dem Tod ihrer Mutter notiert sie: „Ich werde ihre Stimme nie mehr hören. Sie, ihre Worte, ihre Hände, ihre Gesten, ihr Gang und ihre Art zu lachen waren es, die die Frau, die ich heute bin, mit dem Kind, das ich gewesen bin, verbunden haben. Ich habe die letzte Brücke zu der Welt, aus der ich stamme, verloren.“ Ernauxs Buch „Eine Frau“ ist die Erinnerung an ihre Mutter, geboren um die Jahrhundertwende in der Normandie, Arbeiterin, dann Ladenbesitzerin und zweifache Mutter. Eine lebenslustige und offene Frau, die hart arbeitet für den sozialen Aufstieg ihrer Tochter und am Ende an Alzheimer leidet. Die Tochter blickt zurück und schreibt, persönlich und berührend. Es liest: Irene Kleinschmidt.
Die Lesung von Annie Ernauxs „Eine Frau“ bildet den Auftakt der Reihe „Abschied nehmen“, im Oktober geht es weiter mit Peter Handkes „Wunschloses Unglück“. Und die Liste berührender, biographischer und autofiktionaler Bücher ist lang, sie reicht von Arno Geiger „Der alte König in seinem Exil“ bis Maren Wurster „Papa stirbt, Mama auch“. Siri Hustvedt schreibt über „Mütter, Täter und Väter“, Taiye Selasi lehrt „Diese Dinge geschehen nicht einfach so“ und Chimamanda Ngozi Adichie tröstet: „Trauer ist das Glück, geliebt zu haben“. Eine gemeinsame Lesereihe und Trauerarbeit mit Schauspieler:innen aus dem Schauspielensemble.
LESUNGEN
20.09.2023: Annie Ernaux: „Eine Frau“
18.10.2023: Peter Handke: „Wunschloses Unglück“
13.12.2023: Maren Wurster: „Papa stirbt, Mama auch“