Schauspiel

Theater am Goetheplatz

Holzfällen. Eine Erregung

Ein Schriftsteller nimmt die Einladung zu einem „künstlerischen“ Abendessen an. Eine Versammlung abstoßend eitler, selbstgefälliger Exemplare der Wiener Gesellschaft. Auch ein Burgschauspieler ist geladen, um der Veranstaltung den notwendigen Glanz zu verleihen. Während man auf ihn wartet, sitzt der Schriftsteller im Ohrensessel, lauscht den Gesprächen und gibt seinem Angewidertsein in kunstvoll rhythmisierten Hasstiraden Ausdruck.
Als „Holzfällen“ 1984 erschien, erkennt sich der Komponist Auersperg zu deutlich wieder und klagt auf Verletzung des Persönlichkeitsrechtes. Mit Erfolg. In Österreich ist das Buch für ein paar Wochen vom Markt. Und noch eine weitere Figur ist in der Erzählung aufs Deutlichste kenntlich: der damals kurz vor Amtsantritt stehende designierte Burgtheaterdirektor Claus Peymann. Thomas Bernhard hat dem „Theaterberserker, wie ihn das Burgtheater seit hundert Jahren nicht mehr gesehen habe“ einen scharfzüngigen Willkommensgruß bereitet. Nun ist genau dieser Berserker Claus Peymann mit der Lesung „Holzfällen“ zu Gast in seiner Heimatstadt und macht es sich auf genau der Bühne im Ohrensessel bequem, deren subventioniertes Stadttheater er jüngst aufs Schärfste kritisiert hat. Herzlich willkommen!

Im Rahmen des Azubifestivals Bremer Frühling