Schauspiel

Kleines Haus

Im Herzen tickt eine Bombe

von Wajdi Mouawad
aus dem Französischen von Uli Menke
Deutschsprachige Erstaufführung
Regie: Alize Zandwijk

„Wir koexistieren mit den Geistern unserer Vergangenheit.“ (Angela Davis) — Mitten in einer stürmischen Winternacht erhält Wahab einen Anruf seines Bruders: Ihre Mutter liegt im Sterben. Auf dem Weg ins Krankenhaus kämpft Wahab mit seinen Gedanken und Erinnerungen – an seine Mutter, seine Familie, seine ferne Heimat, den Krieg, den er dort als Kind miterleben musste. Und je näher Wahab dem Krankenhaus kommt, desto mehr nähert er sich dem traumatischen Punkt seiner eigenen Geschichte: jenem Zwischenfall, der alles veränderte. Wajdi Mouawad erzählt von einem jungen Mann, dessen Erfahrung sich in vielen Biografien spiegelt. Flucht, Migration, Gewalt – sie hinterlassen Spuren im Menschen. Doch das Erwachsenwerden auch. Offener als in diesem literarischen Zwiegespräch ringen Schmerz und Liebe, Wut und Zärtlichkeit selten miteinander. Nach ihrer umjubelten Inszenierung von Mouawads Vögel in der letzten Spielzeit erarbeitet Alize Zandwijk mit dem neuen Ensemblemitglied Patrick Balaraj Yogarajan nun den Monolog Im Herzen tickt eine Bombe.

Neue Spieltermine werden monatlich veröffentlicht. Der Vorverkauf beginnt jeweils am 10. des Vormonats – für Abonnent:innen bereits am 1. des Vormonats.

  • „Patrick Balaraj Yogarajan überzeugt in der Rolle von Wahab, der sich seinen inneren Dämonen stellen muss. […] Auch ‘Im Herzen tickt eine Bombe‘ ist ein, wenn auch kurzer, Abend, der einen packt und dann nicht mehr loslässt. Dem franko-libanesischen Autor gelingt es auch in diesem Monolog (Übersetzung: Uli Menke), im Schicksal eines Einzelnen messerscharf und zugleich mit großer Poesie einen politischen Konflikt zu spiegeln. Zandwijk und Balaraj Yogarajan setzen diese Vorgabe genauso messerscharf und poetisch um. […] Viel Beifall, vor allem für Patrick Balaraj Yogarajan.“ (Iris Hetscher, Weser-Kurier, 4. Oktober 2020)

    „Yogarajan ist ganz beim Text und seiner Rolle. Und zwar so einfühlsam, dass es schmerzt, wenn er zittert, schreit und noch etwas mehr zittert; auch aus Ärger über sich selbst, weil er den Busfahrer angepöbelt hat, nun in der letzten Reihe sitzt und sich selbst beim Fluchen nur noch fassungslos zuhören kann. Es ist eine rundum überzeugende Leistung, gerade entlang dieser Bruchstellen zwischen der triefnassen Poesie und den surrealen Albtraumbildern des Textes die authentische Haltung eines Teenagers in einer ersten Lebenskrise zu wahren. Gerahmt wird das Ganze von Alize Zandwijks Bildsprache, die hier auch als Miniatur unverwechselbar ist.“ (Jan-Paul Koopmann, taz, 6. Oktober 2020)

    „Patrick Balaraj Yogarajan, ganz neu am Theater Bremen, hat die Aufgabe, den Text, der zwischen derber Umgangssprache, eher profaner Erzählung und einem poetischen Ton schillert, lebendig zu machen. Zandwijk spendiert ihm dazu nicht allzu viel: Eine weiße Wand als Projektionsfläche, auf der Thomas Rupert (Ausstattung und Video) hübsche Krickelbilder zeichnet, ein Dreirad, schwarze Papierschnipsel, die Yogarajan als Schnee um sich wirbeln lässt.“ Rolf Stein, Kreiszeitung, 7. Oktober 2020