Musiktheater

Theater am Goetheplatz

Orlando furioso

Oper in drei Akten von Antonio Vivaldi
Text von Grazio Braccioli nach Ludovico Ariost
Musikalische Leitung: Olof Boman
Regie: Anna-Sophie Mahler

„In dem Moment, in dem das Ich spricht, ist es dem Wahnsinn preisgegeben.“ (Jacques Derrida) — Orlando will von der realen Welt nichts wissen. Als Verwandter Don Quichottes baut er sich Luftschlösser, er lebt die Literatur als Glaubensbekenntnis, als Auftrag. Auch die Liebe, die Angelica heißt, aber jeden Namen tragen könnte, setzt er absolut. Als Orlando erfährt, dass Angelica heimlich Medoro heiratet, bricht das Niemandsland in seinen Geist. Im Wahnsinn zerstört er alles, woraus seine Welt bestand. Mehrfach und über Jahre hinweg beschäftigte sich Antonio Vivaldi mit Ariosts Epos Der rasende Roland. Bereits 1713 vertonte er eine erste Version, die jedoch beim Publikum durchfiel, woraufhin er das Werk in neuen Fassungen zu Orlando furioso überarbeitete, zuletzt 1727. „Wenn diese nicht gefällt, will ich keine Musik mehr schreiben“, vermerkte er am Rand der Partitur – nicht weniger absolut als seine Figur Orlando. Tatsächlich gelang ihm eines seiner besten Werke, das insbesondere in den Wahnsinnsszenen musikalische Welten öffnet, die in ihrer Radikalität den Bogen zum zerrissenen und verzweifelt das gute Ende suchenden Subjekt der Moderne schlagen.

Dauer: 2 Stunden 50 Minuten, eine Pause

  • Orlando Martin Kronthaler
    Angelica Alexandra Scherrmann
    Alcina Nadja Stefanoff
    Bradamante Marysol Schalit, Cristina Piccardi
    Medoro Christoph Heinrich
    Ruggiero Hyojong Kim
    Astolfo Patrick Zielke
    Musikalische Leitung Olof Boman
    Regie Anna-Sophie Mahler
    Bühne Duri Bischoff
    Kostüme Geraldine Arnold
    Licht Christopher Moos
    Dramaturgie Sylvia Roth
  • „Die Bremer Inszenierung des ‚Orlando furioso‘ ist grandios: musikalisch, schauspielerisch – und nicht zuletzt dramaturgisch. (...) Mit diesem ‚Orlando furioso‘ macht das Bremer Musiktheater tatsächlich Furore.“
    Henning Bleyl, taz, 15. Oktober 2013

    „Die junge Regisseurin Anna-Sophie Mahler (…) macht daraus ein fesselndes psychologisches Kammerspiel über die Verwirrung der Gefühle. Nicht die verwickelte Liebesgeschichte steht im Vordergrund, es geht um die Beziehungslosigkeit der Menschen. Die Halle, die uns da vorgeführt wird und die mit ihren ins Nirgendwo gehenden Türen von der Regisseurin einfallsreich und nicht ohne Sinn für Komik bespielt wird, wird zum Schauplatz, auf dem verunsicherte Menschen nach Liebe und Geborgenheit suchen.“
    Gerhart Asche, Weser-Kurier, 14. Oktober 2013

    „Wunderbar ist das alles. (…) Erschütternd und genial, wie Orlando in dieser Inszenierung alles zerstört, woraus seine Welt bestand und endet. Ovationen belohnten die energiegeladene Aufführung.“
    Ute Schalz-Laurenze, Kreiszeitung, 14. Oktober 2013

    „Am Theater Bremen ‚Orlando furioso‘ jetzt in einer schlüssigen und sensiblen Inszenierung, großartig gesungen und gespielt, zu erleben. Das Premierenpublikum reagierte mit Beifallsstürmen. (...) Für die Musiker ebenso wie für die Sänger und Sängerinnen ist die Partie mit ihren wahnwitzigen Koloraturen eine große Herausforderung. Wie virtuos die Solisten die halsbrecherischen Arien vortragen – das flößt Respekt und Hochachtung ein. Vor allem Martin Kronthaler meistert die schwierige Partie des Orlando mit Bravour.“
    Margit Ekholt, Radio Bremen, 14. Oktober 2013

    „Ein meisterhaftes Zusammenspiel von Philharmonikern, Sängerriege und Regie. Großer Jubel!“
    Corinna Laubach, BILD, 14. Oktober 2013

    „Martin Kronthalers Interpretation des Orlando ist beeindruckend. Stimmlich und szenisch verleiht der Bariton der Figur Vielschichtigkeit (...). Alcina, deren Macht durch Orlando gebrochen wird, erhält Gestalt durch Nadja Stefanoff, die mit leidenschaftlicher Virtuosität in den Koloraturen glänzt. Als Angelica besticht Alexandra Schermann mit fein ziseliertem Sopran.“
    Annkatrin Babbe, Nordwest Zeitung online, 14. Oktober 2013

    Radio Bremen:
    http://www.radiobremen.de/mediathek/index.html?id=94965

    „(...) Olof Bomann führt die Bremer Philharmoniker mit sicherer Hand durch die Partitur. Er setzt die großen Emotionen, die Leidenschaft, Wut, Trauer und den Zorn fantastisch um und lässt den Zuhörer das Gefühl haben, im Orchestergraben sitze wirklich ein Barockorchester.“
    Agnes Beckmann, opernnetz.de, 17. Oktober 2013