Schauspiel
Theater am Goetheplatz (Foyer)
Pascal Manoukian: Nachtvögel
1992 betreten die vier Hauptfiguren des Romans erstmals französischen Boden: Der Moldawier Virgil wird von einem Schlepper im LKW nach Österreich gebracht und schlägt sich nach Frankreich durch, um dort illegal auf dem Bau zu arbeiten. Chanchal aus Bangladesch kommt als Hoffnungsträger seiner durch Überflutungen verarmten Familie und soll ein Auskommen erwirtschaften, das er in die Heimat schicken kann. Er schließt sich einer Gruppe von Landsleuten an, die in Restaurants Rosen verkaufen. Assan und seine Tochter Iman fliehen vor dem Bürgerkrieg aus ihrem Herkunftsland Somalia und gehören zu den ersten, die die gefährliche Route über das Mittelmeer wagen. Sie landen auf Lampedusa und bilden damit die Vorhut derer, die ihnen in den darauffolgenden Jahrzehnten bis heute in großer Zahl folgen werden. Die vier treffen in Frankreich aufeinander und bilden eine Schicksalsgemeinschaft, um mit all dem zurechtzukommen, was ihnen in ihrem neuen Leben widerfährt: Misshandlung, Ausbeutung und Betrug, aber auch Solidarität und Menschlichkeit.
Pascal Manoukian war Pressefotograf, Journalist und Leiter der Medienagentur Capa. In der 2013 erschienenen Reportagen-Sammlung "Le diable au creux de la main" verarbeitete er seine Erfahrungen als Reporter in den Konfliktregionen der Welt. Manoukian sagt über sich, es seien seine armenischen Wurzeln, die ihn immer wieder den Finger in die Wunden dieser Zeit legen ließen: Konflikte, Krisenherde und das Los derer, die zur falschen Zeit am falschen Ort zur Welt kamen. "Nachtvögel" ist sein erster Roman, mehrfach preisgekrönt, unter anderem mit dem Prix Première und dem Prix Mieux comprendre l’Europe.