Special
noon / Foyer Kleines Haus
Wieviel Natur braucht der Mensch?
Unser Wissen darüber, von welcher Art und Qualität die „äußere Natur” sein sollte, um die Entwicklung der „inneren Natur” des Menschen eher zu stärken und zu fördern, ist begrenzt. Darüber, wie die menschliche Umwelt in den ersten Lebensjahren aussehen sollte, wissen wir mehr, beispielsweise, dass dazu eine haltende Atmosphäre und verlässliche Bezugspersonen gehören. Natürlich ist es keine Frage, dass der Mensch als Naturwesen ökologisch und evolutionär in die Natur eingebunden ist und sie insofern in einem sehr grundlegenden Sinne „braucht“. Vor dem Hintergrund dieses prinzipiellen ökologischen Zusammenhangs erläutert der Psychoanalytiker Prof Dr. Ulrich Gebhard in seinem Vortrag, dass der Mensch „Natur“ auch noch in weiteren Hinsichten „braucht“: als Erfahrungsraum und als Sinninstanz. Bei unseren Naturbeziehungen geht es nicht nur um das Überleben, sondern auch um das sinnerfüllte Leben. Deshalb ist auch die symbolische und ästhetische Valenz von Naturerfahrungen wichtig.
Der psychische Wert von "Natur" besteht auch in ihrem ambivalenten Doppelcharakter: „Natur“ vermittelt die Erfahrung von Kontinuität und damit Vertrautheit und zugleich ist sie immer wieder neu, eben vielfältig. Naturerfahrungen entsprechen so einem grundlegenden Wunsch nach Vertrautheit und zugleich einem ebenso grundlegenden Neugierverhalten, dem auch durch die Vielfalt der Natur entsprochen werden kann.
Referent: Prof Dr. Ulrich Gebhard (Universität Hamburg)
Im Rahmen von Klima-Sichten