Zwischen Schlagzeug, Tränen und Maulplosion
Die erstaunlichen Abenteuer der Maulina Schmitt kommen zum letzten Mal auf die Moks-Bühne. Pressesprecherin Diana König hat die Hauptdarstellerin Judith Goldberg getroffen.
Maulst du selbst eigentlich gern und oft?
Judith Goldberg (lacht): So richtig maulen tue ich nicht so gern. Das hat etwas Nöliges. Man mault, tut aber nichts. Als Maulina maule ich allerdings sehr gern, da es im Stück eine größere Bedeutung hat. Maulina, eigentlich Paulina, hat das Maulen zur Kunst erhoben und tut das in den unterschiedlichsten Facetten.
Finn-Ole Heinrichs Buch ist ja die Vorlage für das Stück, das er dann gemeinsam mit Dita Zipfel dramatisiert hat. Anfangen tut das Ganze mit der Trennung der Eltern und Maulinas Wut darüber? Wie äußert sich die?
Judith Goldberg: Wir haben viel über Maulinas Wut gesprochen und versucht, sehr differenziert zu sein, zum Beispiel nicht das Destruktive, sondern auch die treibende Kraft dahinter zu suchen. Zu Beginn des Stückes habe ich ihre Wut über die Trennung der Eltern und den Umzug in die neue Wohnung als große Hilflosigkeit empfunden und die äußert sich in sogenanntem auffälligem Verhalten, also Provokationen gegenüber ihren Eltern und in der Schule. Ganz konkret haben wir in den Proben viele Wege gefunden, Wut zu äußern. Einer davon ist ihre Musik. Die ist auch ihre erste Zuflucht, als sie erfährt, dass ihre Mutter sehr krank ist.
Die Mutter hat weit fortgeschrittene Multiple Sklerose. Das ist schon eine besondere Geschichte, oder? Ist das auch besonders zu spielen?
Judith Goldberg: Ich finde, dass die Inszenierung, trotz der Schwere der Themen, eher eine Leichtigkeit und auch viel Humor hat. Nathalie Forstman, die Regisseurin, hat ja zudem die große Setzung gemacht, die Geschichte am Ende beginnen zu lassen. Maulina erzählt sie nochmal zusammen mit ihren Freund*innen und hat dadurch immer tolle Menschen an ihrer Seite. Ein sehr tröstender Gedanke.
Und Maulina hat ja viel Kraft und ist schnell im Denken und Sprechen, was sehr viel Spaß macht zu spielen. Ich finde ja auch, dass Maulina eine sehr emanzipierte Figur ist, man findet nicht so oft Mädchen- oder Frauenrollen, die wütend sein dürfen und darin auch ernst genommen werden. Das alles macht es für mich sehr besonders, dieses Stück zu spielen.
Ich habe ganz schön geweint in der Premiere, finde es aber toll, dass wir das für Kinder spielen, diese Themen nicht verschweigen.
Judith Goldberg: Ich auch, unbedingt. Mir ist aufgefallen, dass Kinder sehr viel natürlicher mit dem Thema Verlust umgehen als Erwachsene. Sie sind traurig, aber auch neugierig. Was in den Vorstellungen manchmal passiert, ist, dass sich Kinder aneinander kuscheln, die Nähe zu ihren Freund*innen suchen – aber dass ein Kind geweint hat, ist meines Wissens noch nicht vorgekommen. Erwachsene sind ganz anders berührt von der Geschichte.
Nervt das, wenn die Erwachsenen im Publikum heulen?
Judith Goldberg (lacht): Ich habe so viel zu tun, ich bekomme das nicht so wirklich mit und Erwachsene weinen ja eher still. Aber ich bekomme viele Reaktionen auf das Stück, nicht nur von Kolleg*innen, sondern auch von Zuschauer*innen, die mich im Viertel angesprochen haben. Ansonsten finde ich es schön, es gibt ja nicht so oft die Gelegenheit zusammen zu weinen, das ist doch gut.
Du rockst die Vorstellung ganz schön – es gibt ja auch viel Musik. Macht Musik machen auf der Bühne besonders Spaß?
Judith Goldberg: Ja, auf jeden Fall. Musik verbindet unmittelbar mit dem Publikum. Es gab schon Momente, in denen die Kinder gemeinsam im Takt gestampft haben und auch viele erstaunte Blicke, weil wir wirklich live spielen. Das ist eine Energie, die viel Spaß macht. Und die Band, die wir haben, untermalt ja nicht nur musikalisch, sondern ist auch ein wesentlicher Teil des Stückes.
Hast du eigentlich eine Lieblingsszene?
Judith Goldberg: Ich mag das Referat von Maulina sehr gern, das sie in der Schule hält. Sie kommt darin vom Großen ins Kleine. Es beginnt mit der Beschreibung des Urknalls und endet mit ihrer Hoffnung auf ein Wunder, das ihre Mutter heilt. Sie setzt das Universum in Relation zu sich und berührt damit nebenbei die große Frage woher wir kommen und natürlich auch die nach unserer Vergänglichkeit.
Nimmst du was mit von Maulina?
Judith Goldberg: Das Schlagzeug spielen nehme ich mit, das habe ich nämlich extra dafür gelernt. Was mich darüber hinaus wirklich bewegt, ist das Hoffnungsvolle, das Maulina hat. Das hat mich schon beim ersten Lesen berührt und ich bin ganz froh, dass wir dieses Stück gemacht haben.