Unsere Knochen sind leichter als Stahl, härter als Granit und widerstandsfähiger als Beton.

Anlässlich der Moks-Produktion Wunderdings von Birgit Freitag und Ensemble macht sich die Dramaturgin Saskia Scheffel Gedanken zum Körper.

Mein Körper ist mein Körper ist mein Körper ist mein Körper. Ich habe einen Körper, das steht außer Frage, aber ich habe lange gebraucht, um zu realisieren, dass ich mein Körper bin. Es hat gebraucht anzunehmen, dass mein Körper nicht nur dafür da ist, um meinen Geist durch die Gegend zu tragen, sondern ein ganz wesentlicher Teil von mir, dessen Bedürfnisse ich ernst nehmen muss.

Kinder haben von Geburt an erst mal ein zugewandtes Körpergefühl.

Für sie ist ihr Selbst und ihr Körper eins, aber es ist keine ganz einfache Aufgabe, diese Wahrnehmung zu bewahren. Im Aufwachsen war ich viel sauer auf meinen Körper. Mein Körper hatte Schmerzen, war zu langsam, zu grobmotorisch und generell einfach fehlerhaft. Mit diesen Gefühlen bin ich nicht alleine. Sich wohlfühlen im eigenen Körper ist jedoch eine der Voraussetzungen für ein solides Selbstwertgefühl und so braucht es eine Vermittlung des eigenen Körpers als etwas Wunderbares. Und vor allem als etwas Wunderbares nur durch Existenz und nicht durch Leistung. Mein Körper muss nichts können, dafür das ich ihn mag oder anders gesagt, der menschliche Körper kann ganz schön viel, ohne das es mir bewusst ist: Unser Herz pumpt unser Blut in weniger als einer Minute durch den Kreislauf. Unsere Lunge ist ein Katapult, das beim Husten kleinste Partikel mit mehr als 1.000 Kilometern pro Stunde nach draußen schleudert.

Unser Körper verdient Respekt.

In der Erziehung wird der eigene Körper meist eher nüchtern behandelt. Es geht ums Zähne putzen, waschen, vor Verletzungen schützen. Alles Dinge, die notwendig sind, aber nicht unbedingt Spaß am Körper vermitteln. Ein Körper ist etwas, um das ich mich kümmern muss. Kleine Kinder probieren voller Neugier aus, was ihr Körper alles kann. Schreien, bis die Ohren klingen, sich drehen, bis die Welt schwankt, rennen und toben, bis der Kopf rot wird. Dieses Verausgaben ermöglicht ein intensives Spüren des eigenen Körpers und dadurch eine Stärkung des Selbstgefühls. Einen freudvollen Zugang zum Körper finden wir auch über unsere Sinne – dadurch, dass wir sehen, hören, riechen, tasten, empfinden. Mit diesen Sinnen können wir den Körper erforschen und kennenlernen. Über unsere Sinne lernen wir mit der Zeit auch Signale aus dem Körperinnern zu deuten.

Was rumort oder pocht, was zieht, drückt oder schmerzt da?

Der Körper teilt mit, wenn er Wasser, Ruhe, Wärme oder Nahrung braucht und meldet sich dann mit Gänsehaut, Magenknurren oder anderen Zeichen. Es ist gesellschaftlich sehr etabliert, die Zeichen des Körpers zu ignorieren. Über die eigenen Grenzen zu gehen, gilt als Stärke. Körper und Geist werden in einen vermeintlichen Wettstreit gebracht, der niemanden wirklich weiterbringt. Die Mitteilungen des Körpers sind eine Sprache, die nicht alle sprechen können, aber die es sich zu lernen lohnt. Ich arbeite immer noch daran meinen Körper zu verstehen, aber ich weiß mittlerweile, dass es wichtig ist. Mein Körper ist mein Körper ist mein Körper ist mein Körper ist toll. 

 

 

Veröffentlicht am 19. Februar 2024