Würstchen, Kartoffelsalat und Entenbraten ausgenommen ...
Martina Parkes, derzeit im Chorvorstand des Theater Bremen, hat mehrere Kolleg*innen gefragt, was für sie zu Weihnachten gehört oder an welche Traditionen sie sich aus ihrer Kindheit erinnern.
Gemeinsam sitzen sie in der Garderobe, gemeinsam sitzen sie im Chorsaal, und gemeinsam stehen sie auf der Bühne, die Chorsänger*innen des Theater Bremen. Aber Weihnachten oder zumindest den Heiligen Abend verbringt jeder für sich. Aber wie?
Gabriele Wunderer: Nach dem Heiligabend-Gottesdienst und der Bescherung setzten wir uns an den Essenstisch, wo es traditionell Königinpastete gab und wir uns auf den Höhepunkt freuten: das genüssliche Vorlesen des sogenannten „Weihnachtsblattes“, eine Zeitschrift, die meine jüngere Schwester alljährlich aus den übers Jahr angesammelten Familienerlebnissen und Anekdoten erstellt hatte, wobei wir vor lauter Lachen fast unter den Tisch fielen.
Ute Korthen: Also bei uns zuhause, und wir waren viele Kinder, wurde immer Hausmusik gemacht mit Blockflöten und mein Vater hat die Weihnachtsgeschichte vorgelesen ... und vorher wurde natürlich gebacken, das mache ich heute noch gerne.
Martina Parkes: Meine Mutter kommt aus Ostpreußen. Wir machen immer Königsberger Marzipan selbst: ohne Marzipan kein Weihnachten. Selbst nach der Flucht wurde aus Bucheckern statt Mandeln etwas hergestellt. Wir als Familie gehen immer kurz vor Weihnachten in einer Schonung einen Tannenbaum holen. Gemeinsam wird dann ausgesucht, diskutiert, gesägt und dann wird der Baum auf dem Schlitten, zu Fuß oder auf dem Auto nach Hause gebracht.
Allan Parkes: Ja, und als wir noch in England wohnten, habe ich einmal schon drei Wochen vor Weihnachten einen Baum nach Hause gebracht und meine Frau war entsetzt. Bei uns in England stand der geschmückte Baum schon wochenlang vor dem Fest da, das natürlich erst am 25. stattfindet und sogar die Geschenke lagen schon drunter.
Gabriele Wunderer: Und was macht ihr dann Heiligabend?
Allan Parkes: Wir gehen „Carol Singing“: Wir singen vierstimmige Weihnachtslieder mit einer Gruppe von Freunden in den Straßen und bekommen dann von den Anwohnern Mulled Wine und Mince Pies. Ein traditionelles Lied aus unserer Zeit in Lewes ist Good King Wencelas. John Tomlinson, der in Bayreuth oft den Wotan gesungen hat, schmetterte dabei das Solo. Die Tradition des „Carol Singing“ führen wir hier für und mit Nachbarn und Freunden fort.
Cordula Fritz-Karsten: Am Heiligabend wird bei uns auch immer im großen Familienkreis gesungen. Unweigerlich kommt dann jedes Jahr von meiner Mutter die Aufforderung, wir sollten nun das Lieblingslied unseres Sohnes singen: Es ist für uns eine Zeit angekommen. Dann müssen wir immer schon lachen, denn es stimmt gar nicht, aber Oma hat das so in ihrem Kopf und nun ist es Tradition geworden.
Martina Parkes: Alina und Zbigniew, ihr kommt beide aus Polen, was habt ihr für Traditionen?
Alina Wodnicka: Früher mehr als heute wurde tagelang Essen vorbereitet für den Heiligen Abend. Zwölf Köstlichkeiten mit Gemüse und Fisch werden dabei zubereitet und die gibt es dann nach der Bescherung. Nachts gehen wir in die Kirche und nach Mitternacht, am neuen Tag, gibt es Fleisch und Deftiges.
Zbigniew Westerski: Ja, heute werden diese Traditionen immer weniger, aber eine schöne Tradition ist auch, dass wir in der Kirche Oblaten kaufen, die wir dann zuhause untereinander teilen.
Martina Parkes: Julius, wie feiert ihr denn in Schweden?
Julius Jonzon: Vor Weihnachten findet dieses Lichterfest von Santa Lucia statt, das ist wunderschön, aber es ist vor allem für die Kinder. Heiligabend feiern wir so wie hier in Deutschland. Aber der erste Weihnachtstag ist in Schweden nicht unbedingt ein Familientag. Da gehen viele Schweden ins Kino. Nie sind die Kinos so voll wie am 25.12. Was macht ihr denn in Korea, Kaeun?
Kaeun Kim: Also wir haben eigentlich bei uns nicht so eine große Feier zu Weihnachten. Wir machen eine Sahnetorte und gehen auch in die Kirche, aber sonst ist es eher ruhig, Silvester und Neujahr wird mehr gefeiert. Da gibt es eine Dimsum Suppe zum Jahresbeginn ... und es ist wichtig, diese Suppe zu essen, weil man dann ganz alt wird! Irina, ihr feiert auch Silvester mehr, oder?
Irina Ostrovskaia: Ich kann mich nicht an Weihnachtsbräuche bei uns in Russland erinnern. Gesungen haben wir immer viel, aber gefeiert wurde Silvester.
Martina Parkes: Mariam und Lusine, ihr kommt aus Georgien und Armenien und feiert Weihnachten noch später …
Lusine Ghazaryan: Wir sind orientalisch orthodox und feiern die Nacht vom 5. auf den 6. Januar. Manchmal singen wir bis spät in die Nacht in der Kirche. Am 6.1. gibt es dann Fisch und Reis mit Rosinen und Rotwein, das ist ganz wichtig.
Mariam Murgulia: Wir sind orthodox und feiern in der Nacht vom 6. auf den 7. Januar. Auch wir singen in der großen Kirche zuhause. Oft haben die Mädchen weiße Kleider, tragen kleine Körbchen und singen Weihnachtslieder.
Martina Parkes: Eines davon wirst du mit uns beim Chorkonzert: Weihnachtsliederreise singen; darauf freuen wir uns alle.
Euch allen vielen Dank für die kleinen Einblicke in euer Weihnachten.