Tanz

Kleines Haus

Close Your Eyes

von Samir Akika / Unusual Symptoms

„Ich glaube nicht, dass Bertolucci wusste, wovon der Film handelte. Und ich wusste es auch nicht. Ich meine, die meisten Filme sind einfach die verlängerten Träume der Zuschauer. “ –– Marlon Brando
Die Vorstellung, dass das Kino und der Traum eine Art Verwandtschaft miteinander teilen, gehört zu den ganz alten Geschichten, die man sich seit den Anfängen dieses Mediums über sein Wesen erzählt. Man könnte sich einen Film als Klartraum vorstellen, und so verworren und irrational der Traum auch erscheinen mag: für diesen einen Moment fühlt er sich seltsam real an.
Das Kino und seine (Traum-)Bilder haben Samir Akika von jeher fasziniert und vielleicht ist es nur folgerichtig, dass ihn diese Faszination über Umwege schließlich zum Tanz geführt hat, in dem es ja auch um Bildarchitekturen geht, die sich nicht immer auf Anhieb entschlüsseln lassen, und doch von einer oft betörenden Eindringlichkeit sind. Der Tanz, das Kino und der Traum haben vielleicht genau dies gemeinsam: dass sie der Wirklichkeit Bilder entgegenhalten, die ihr widersprechen. Und ihr gerade damit eine entscheidend neue Perspektive verleihen.
Für ihre neue Arbeit greifen Samir Akika und seine Kompanie auf ihre eigenen Zerr- und Traumbilder zurück und untersuchen diese auf ihr Potential, eine Wirklichkeit zu beschreiben, die gerade in der Überfülle ihrer technisch hergestellten Abbilder aus dem Blick gerät. Wie illustriert man einen Gedanken und wie überführt man eine vage Vorstellung in ein bewegtes Bild? „Close Your Eyes“ ist eine Erkundung der Relevanz des Irrationalen, eine Eroberung des Nutzlosen und eine getanzte Verlängerung der Träume.

Dauer: 1 Stunde 35 Minuten, keine Pause

  • „Akika bedient sich wie immer aus allen Quellen, die er für geboten hält: Breakdance, HipHop, modernes Tanztheater aller Couleur und viel Akrobatik bestimmen die Szenen, die von einer sogartigen Dynamik zwischen den glänzend aufgelegten Tänzern profitieren. Hier hakt nichts, ist alles im Fluss zwischen den Akteuren – und den großartigen Musikern. (…) ‚Close Your Eyes‘ ist ein echt starkes Stück, das die Zuschauer mit seinen vielen Ideen hellwach hält.“
    Iris Hetscher, Weser Kurier, 8. März 2014

    „Überhaupt zaubern die sechs TänzerInnen unter viel Nebel immer wieder ganz wunderbare Bilder auf die Bühne, zum Beispiel eine Szene, die wie eine Persiflage auf das Ballett und die E-Musik daherkommt, mit herrlichen Grimassen – dafür gibt es, zurecht, sogar Extraapplaus. (…) ‚Close Your Eyes‘ ist eine ‚getanzte Verlängerung der Träume‘, sagt Dramaturg Gregor Runge. Entschlüsselt werden diese Bilder nicht. Es gibt keine Botschaft, keine Interpretation. Sie fehlt nicht.“
    Jan Zier, taz, 8./9. März 2014

    „Ein bilderstarker Tanzabend, der in seiner Assoziation angedeuteter filmischer Motivik und traumartigen Sequenzen gewissermaßen gerade in der Andeutung präzise ist. Paradox, wie es Träume – und Filme – bisweilen sind.“
    Andreas Schnell, Kreiszeitung, 8. März 2014

    „Akika möchte mit der Aufführung dem Zuschauer etwas anderes als bisher zeigen: Traumwelten, Träume, Albträume und Irreales. Eine ganz andere Welt, die sich auch im Tanz ausdrückt. Zu Anfang wirken die Tänzer orientierungslos, wie in Trance. Wie Schlafwandler huschen sie einzeln über die Bühne, eine Gruppenchoreographie ergibt sich erst allmählich. Dann aber sehr kraftvoll, energiegeladen und akrobatisch. (…) Ein stimmiges Konzept.“
    Christine Gorny, Radio Bremen, 7. März 2014

    „Mit faszinierender Eindringlichkeit – rasend, agressiv-verstörend, zuweilen humorvoll surreal – fallen die Tänzerinnen und Tänzer im wahrsten Sinne des Wortes in mystische, ungeordnete Traumrätsel zwischen Wahn und Wahrheit. (…) Aber es gibt, ganz am Ende, auch eine wunderbare, verständliche und stark ergreifende Szene, in der Traum, Tanz und Illusion (denn nichts anderes ist ja Kino!) miteinander verschmelzen. Eine wunderbare Tänzerin (Ulrike Reinbott), lebendig, liebend, glutvoll, versucht drei erstarrte Männer wieder zum Leben, zur Liebe, zu Zärtlichkeit und Wärme zu erwecken. (…) Eine exzellente Darbietung, um deretwillen es sich vor allem lohnte, diese ungewöhnliche Aufführung zu erleben.“
    Angelika Cromme, Theater im Visier, 7. März 2014

    „Die Welt des Traums wie die des Films, deren Gemeinsamkeiten hier immer auch Thema sind, folgen nicht der physikalischen Zeit. Entsprechend fließen in ‚Close Your Eyes‘ die Bilder ineinander, schweben zwischen rätselhafter Poesie, Paranoia und Komik, erzählen nicht eine große Geschichte, sondern verlieren sich oft nur in Andeutungen.“
    Andreas Schnell, Delmenhorster Kreisblatt, 10. März 2014