Tanz
Kleines Haus
Einer flog über das Kuckucksnest
von Dale Wasserman nach dem Roman von Ken Kesey
Deutsch von Ingeborg von Zadow
Choreografie: Samir Akika / Unusual Symptoms
Eine Koproduktion mit dem Schauspielhaus Bochum / Renegade
„Ich lebe im Irrenhaus / Und weiß nicht warum / Viele Menschen leben nicht im Irrenhaus / Und wissen auch nicht warum.“ (Ali Jalaly) — Mit seinem Roman „Einer flog über das Kuckucksnest“ verarbeitete der Schriftsteller Ken Kesey Anfang der 1960er-Jahre seine Erlebnisse als Aushilfspfleger und Teilnehmer eines von der CIA betriebenen psychiatrischen Forschungsprojekts zu einer Parabel über die Mechanismen totalitärer Gesellschaften. Die Geschichte des simulierenden Draufgängers McMurphy, der sich einer drohenden Gefängnisstrafe durch freiwillige Einlieferung in die Psychiatrie entzieht und dort mit der so komischen wie erbarmungslosen Realität eines Systems von Überwachung und Strafe konfrontiert wird, traf den Zeitgeist amerikanischer Gegenkultur zwischen Vietnam und Watergate und erlangte spätestens mit der Verfilmung durch Miloš Forman Weltruhm. Mit Tänzern des Bochumer Street Dance-Labels Renegade und seiner eigenen Kompanie transportiert Samir Akika den antiautoritären Gestus des Stoffes in eine absurd-tragische Choreografie zwischen Revolte und System.
Dauer: 1 Stunde 30 Minuten, keine Pause
- mit Gabrio Gabrielli
Pilgyun Jeong, Janis Heldmann, Freddy Houndekindo, Martin Kluklas, Nora Ronge, Frederik Rohn, Lotte Rudhart, Antonio Stella, David Voigt
Choreographie Samir Akika
Ausstattung Nanako Oizumi
Musik jayrope
Licht Frédéric Dautier
Dramaturgie Annelie Mattheis, Gregor Runge
- „Verrückte tanzen! Das können sie wirklich gut. Und sie tun das auch mit großer Hingabe, Leidenschaft, die TänzerInnen der Bremer Kompanie 'Unusual Symptoms', hier zusammen mit dem Bochumer Street Dance- Label 'Renegade'.“
Jan Zier, taz, 3. November 2015
„Mit seiner Inszenierung schlägt Samir Akika einen tänzerischen Bogen um das Spannungsfeld zwischen Debilität und Gesellschaft. […] So tanzt die Bremer Inszenierung auf überaus unterhaltsame Weise gegen die rein klinische Betrachtung von psychisch Kranken, Wegsperren und Stigmatisierung an.“
Mareike Bannasch, Kreiszeitung, 2. November 2015
„Den bemerkenswerten Raum für das irre unterhaltsame Präludium, das auf intelligente wie elegante Weise Tanz und Besessenheit verzahnt, hat Nanako Oizumi gestaltet. Deren Faible für für futuristische Ausstattungsdetails ist noch gut erinnerlich aus Samir Akikas Jacques-Tati-Hommage 'Die Zeit der Kirschen'. […] Die Zuschauer quittieren die Lektion mit viel Zuspruch.“
Hendrik Werner, Weser Kurier, 1. November 2015
„Sekundenkurz auflodernde Energie des Freiheitswillens steht im Widerstreit mit resignativer Ordnungsmacht – gegenüber einem totalitären System. Das ist hier die Psychiatrie: Metapher für menschenverachtenden Alltag – und bei Kesey auch Verhandlungsort der Frage, wer den Grenzlauf zwischen gesund und krank, normal und verrückt definiert. […] Wer den Film gesehen hat, erkennt alle wichtigen Szenen wieder und staunt, dass sie auf der Bühne viel lebendiger wirken. Denn stets sind alle Darsteller irgendwo kunstvoll eigenwillig in Bewegung. Man kann sich gar nicht sattsehen. Tänzerisch ist der Abend also ein Fest.“
Jens Fischer, Deutsche Bühne, 31. Oktober 2015
„Die Schlüsselszenen aus dem Film sind erkennbar und gehören auch hier zu den eindrucksvollen Szenen: Bei der Gehirnoperation am Ende etwa wird Mc Murphy auf der Bühne von der Oberschwester mit einem Abhorchgerät traktiert, beklopft und bearbeitet, bis er anschließend wie alle anderen Patienten nach ihrer Pfeife tanzt. In dieser Szene wird auch deutlich, dass es in dem Tanzstück natürlich weniger um eine Kritik an psychiatrischen Anstalten geht, als um Macht und Unterwerfung, um Revolte gegen ein unmenschliches System. […] Insgesamt eine eindrucksvolle tänzerische Leistung, zu der die Bochumer Tanzcompagnie Renegade Hiphop und Breakdance-Elemente beiträgt, ohne dass die den Stil dominieren würden. Der neue Tänzer im Bremer Ensemble Pilgyun Jeong hat ein sehr überzeugendes Debut gegeben.“
Christine Gorny, Radio Bremen, 31. Oktober 2015