Tanz
Kleines Haus
The Maidenhair Tree & The Silver Apricot
von Samir Akika / Unusual Symptoms
Nachdem er sich in seinen beiden vorangegangenen Arbeiten „Die Zeit der Kirschen“ und „Einer flog über das Kuckucksnest“ mit konkreten erzählerischen Vorlagen beschäftigt hat, verschiebt Samir Akika mit „The Maidenhair Tree & The Silver Apricot“ seinen Fokus in Richtung eines puristischen Tanzabends. Gemeinsam mit seiner Kompanie Unusual Symptoms, erweitert um fünf GasttänzerInnen und drei Musiker, überrascht der Hauschoreograf des Theater Bremen sich und das Publikum in seiner vierten Spielzeit mit einer neuen Seite seiner künstlerischen Arbeit. Der Titel bezieht sich auf die englischsprachige Bezeichnung für den Ginkgo-Baum, der in der asiatischen Alltagsmythologie als Spender von Lebenskraft und Wohnort von Geistern gilt und im Laufe seines teilweise mehrere tausend Jahre alten Lebens zunehmend in die Breite wächst. Dies macht ihn zu einem poetischen Symbol für ein Tanztheater-Stück, in dem sich Samir Akika mit einem Thema beschäftigt hat, das ihn immer wieder umtreibt: den Hierarchien, Verwicklungen und der Unentrinnbarkeit familiärer Bande. Aus der konkreten Beschäftigung heraus entwerfen Akika und sein Ensemble Szenen, die wie Zerrbilder einer Abendgesellschaft wirken, wie ein surreales Gesellschaftsspiel, das individuelle und soziale Konflikte in Bewegung übersetzt.
„Be all what you can be. Stay young at heart. I try to be courageous, spontaneous & generous. I am faithful to the artists and others that support me. My working tools are my guts and my intuition. I hope that my limits are my imagination and the time I want to share with my family. What I feel is what counts to me. Every new project is an emotional and physical "voyage". Emotions and surprises is what I look for. I am exploring. Mostly Love. Is it because the divorce of my parents has been a traumatic experience to me? As John Cassavetes said: 'I have a one-track mind. That's all that I am interested in – Love. And the lack of it when it stops.'“ (Samir Akika)
Dauer: ca 1 Stunde 30 Minuten, keine Pause
- mit: Laura Börtlein
Marie-Laure Fiaux, Gabrio Gabrielli, Johann Geidies, Pilgyun Jeong, Raymond Liew, Alexandra Llorens, Nora Ronge, Antonio Stella, Szu-Wei Wu
Choreographie Samir Akika
Austattung Nanako Oizumi
Musik jayrope, Simon Camatta, Stefan Kirchhoff
Licht Frédéric Dautier
Dramaturgie Gregor Runge
-
- „Mag gut sein, dass sich das Theater Bremen bei dieser Produktion an Überbuchungen zu gewöhnen hat. Denn Samir Akikas anderthalbstündige Choreografie „The Maidenhair Tree & The Silver Apricot“ ist ein triumphaler Tanztheaterabend.“
Hendrik Werner, Weser Kurier, 26.03.2016
„Es geht, gemäß einem aktuellen Schwerpunkt des Theaters Bremen, um Familienbande. Daher ist der Tanz um die besagten Stammbäume, den die agilen Akteure stand- und bewegungsbildmächtig sowie in schier unendlichen Variationen vollführen, konsequent im Rahmen einer Familienfeier angesiedelt. […] Am kunstvoll verschlungenen Ringelreihen der Rollen und Identitäten, die diese dynamische, mit einem satten Soundtrack unterlegte Familienaufstellung auszeichnet, wirken Sündenböcke ebenso mit wie Opferlämmer, Leugner ebenso wie Verräter.“
Hendrik Werner, Weser Kurier, 26.03.2016
„Das Sippengemälde lebt vom punktgenauen Zusammenspiel der Akteure ebenso wie von deren oft betörenden Soli, die vereinzelt sogar Szenenapplaus ernten. [...] Dass die Inszenierung so intensiv wirkt wie kaum eine reale Party, liegt nicht zuletzt an dem Klangteppich, den jayrope, Simon Camatta und Stefan Kirchhoff den Szenen unterlegen. Mal ist er mimetisch auf bockige Einzelaktionen zugeschnitten, dann wieder rockig auf Ensemble-Eskapaden.“
Hendrik Werner, Weser Kurier, 26.03.2016
„Zwei Szenen sind mir unter die Haut gegangen: In der einen Szene tanzen alle in einer Formation dieselben schnellen, rhythmischen Tanzschritte, wie man sie aus dem Stepptanz kennt. Das war Tanz in höchster Vollendung und Harmonie und sah wunderschön aus. Ganz anders die zweite Szene, die ich hier beschreiben möchte: der extrem aggressive und energiegeladene Auftritt einer Frau, atemberaubend getanzt von Marie-Laure Fiaux: Sie drängt die anderen von ihren Stühlen, sie beißt und kratzt, sie reißt sich sogar ihr Kleid und ihren BH vom Leib. Die anderen Akteure schauen ihr mit entsetzten Blicken zu, tun aber nichts. Sie ist die Außenseiterin, das enfant terrible – das war so heftig, dass mir fast der Atem stockte.“
Margit Ekholt, Radio Bremen, 26.03.2016
„Sowohl die Ensemblemitglieder als auch die Gäste zeichnen sich durch höchste Beweglichkeit und Vielseitigkeit aus: Da sind Hiphop- und Streetdance-Elemente zu sehen, artistische Sprünge und Drehungen, die Bewegungen sind mal kraftvoll, dann wieder zart und anmutig. Jeder Mitwirkende hat Solopartien, die durch die Bank sehr beeindruckend sind.“
Margit Ekholt, Radio Bremen, 26.03.2016
„Die technische Präzision des Abends ist durchaus beeindruckend. In verschiedensten Kombinationen spielen die Tänzer Distanzierung und Annäherung durch, oft in Sekundenschnelle.“
Rolf Stein, Kreiszeitung, 26./27.03.2016
„The Maidenhair Tree & The Silver Apricot“ entfaltet sich eher in Bildern, die oft so detailliert ausgearbeitet sind, dass sie sich im Zweifel auf einen Blick nicht vollständig erfassen lassen.“
Rolf Stein, Kreiszeitung, 26./27.03.2016
„Die drei Musiker begleiten diesen Abend so sensibel wie präzise, können sich geradezu stufenlos von sanftem Schaben in kraftvollen Post-Rock steigern und zwischendurch einen Walzer ebenso einlegen wie Swing.“
Rolf Stein, Kreiszeitung, 26./27.03.2016
„Gemeinsam mit seinem Ensemble übersetzte Akika fiktionale und reale familiäre Strukturen in Bewegungsgeschichten. Kontrastreich und dynamisch zeigen sie innere wie äußere Konflikte, die in dieser Lebensform aufeinander treffen.“
Martina Burandt, tanznetz.de, 29.03.2016
„Akika/Unusual Symptoms setzen für diese Choreografie unglaublich viel Energie ein. Für Gefühle wie Wut, Abneigung, Konkurrenz, Gruppenzwang, Liebe, Verbundenheit, Hass, Angeberei, Verzweiflung, Einsamkeit, Konformismus oder Ausgrenzung finden sie immer wieder neue Bilder. Nie übernimmt hierbei eine Person aus dem „Familienzusammenhang“ nur eine Rolle, sondern jeder kann hier alles sein und immer wieder ändern sich die Verhältnisse und Beziehungen und alles bleibt unbestimmt, assoziativ und immer authentisch.“
Martina Burandt, tanznetz.de, 29.03.2016
„„The Maidenhair Tree & The Silver Apricot“ ist ein anregender und spannend-kurzweiliger Tanztheater-Abend.“
Martina Burandt, tanznetz.de, 29.03.2016