Musiktheater
Theater am Goetheplatz
Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny
Oper in drei Akten von Kurt Weill
Text von Bertolt Brecht
Musikalische Leitung: Markus Poschner, Regie: Benedikt von Peter
„Ich habe keinen Glauben, weder an einen Gott im Himmel noch an einen idealen Zustand im Staat. Es gibt keinen Zustand, in dem das Wort Glück für viele Menschen das gleiche bedeutet. Es sollte diesen Zustand nicht geben.“ (Herta Müller) — Am Anfang steht die Gründung einer Stadt. Weniger aus einem Ideal denn vielmehr aus einem Zustand absoluter Perspektivlosigkeit heraus, beschließen Witwe Begbick, Fatty und Moses, einen Ort in die Welt zu setzen, der Geld bringen soll. Sie wollen das System überlisten, das sie ausgesaugt hat und taufen ihre Stadt „Mahagonny, die Netzestadt“. Doch das System lässt sich nicht überlisten, die Netze bleiben leer – die, die nach Mahagonny kommen, bringen statt Geld nur Unzufriedenheit.
Eine große Depression grundiert Brechts und Weills Lehrstück. In einem gigantischen nihilistischen Projekt verfolgen die Figuren den gemeinsamen Untergang: sich zu Tode fressen, zu Tode saufen, leer vögeln und kaputt boxen. Die Sehnsucht nach dem Punkt Null ist die einzige Utopie, die geblieben ist. Nur in Jim Mahoney bohrt eine Idee von Lebendigkeit, die die wesentlichen Fragen unserer Zeit aufwirft: Wie wollen wir leben? Was heißt Gemeinschaft? Und: Wie bin ich Mensch?
Dauer: 2 Stunden 15 Minuten, keine Pause
- Leokadja Begbick Ulrike Mayer
Fatty, der Prokurist Luis Olivares Sandoval
Dreieinigkeitsmoses Karsten Küsters
Jenny Hill Marysol Schalit
Jim Mahoney Michael Zabanoff
Jakob Schmidt/ Tobby Higgins Christian-Andreas Engelhardt
Bill, genannt Sparbüchsenbill Loren Lang
Joe, genannt Alaskawolfsoe Christoph Heinrich
Sechs Mädchen von Jenny Karin Brenner-Misselwitz
Cordula Fritz-Karsten, Lusine Ghazaryan, Annamária Melkovics-Fehér, Irina Ostrovskaia, Alina Wodnicka
Musikalische Leitung Daniel Mayr
Inszenierung Benedikt von Peter
Bühne Katrin Wittig
Kostüme Geraldine Arnold
Video Bert Zander
Chor Daniel Mayr
Werktätigenchor Thomas Ohlendorf
Choreografie Jacqueline Davenport
Dramaturgie Sylvia Roth
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- „Für seine Inszenierung entkernt Regisseur Benedikt von Peter den Zuschauerraum des Bremer Theaters, um das Publikum selbst zu inszenieren. Das Ergebnis ist ein atemberaubender Abend.“
taz, 10. Oktober 2012
„So kämpferisch, gefühlvoll und dadaistisch hat es die Brecht/Weill-Oper wohl noch nirgendwo gegeben.“
Deutschlandradio, 8. Oktober 2012
„Selten war Oper so nah am Zuschauer, berührte so stark. Kompliment an das Bremer Theater für den Mut zu diesem logistischen Aufwand. Dazu die hoch kompetent und musikalisch kurzweilig begleitenden Bremer Philharmoniker unter Markus Poschner, Gratulation an den auch schauspielerisch beeindruckend agierenden Chor und das exzellente Sängerensemble.“
NDR Kultur, 8. Oktober 2012
„Benedikt von Peters Ansatz ist nicht zuletzt deshalb so intelligent, weil er das ‚Wir alle sind Mahagonny‘ eben nicht als realistische Setzung versteht, sondern als Identifikationsangebot an die Zuschauer, das er als solches auch reflektiert. Deswegen sind die Live-Videos nicht nur eine Handreichung für bequeme Besucher, sie setzen dem Appell zum unmittelbaren Mitleiden am und Mitmachen beim hautnahen Geschehen die Distanzierung durch ein Medium entgegen: episches Theater als Dialektik von Empathie und Distanz“
Deutsche Bühne, Dezember 2012
„Markus Poschner macht ‚Mahagonny‘ zur Chefsache und liefert mit seinen im Swing-Orchester-Glitzerlook gewandeten Bremer Philharmonikern eine punktgenaue Interpretation von Kurt Weills Partitur ab, die auch die Jazz-Elemente und die Songs zu atmosphärisch dichter Wirkung kommen lässt. Am Ende gibt es riesigen Beifall und nicht enden wollende Bravos für alle Mitwirkenden und Macher.“
Weser Kurier, 9. Oktober 2012
„Nadja Stefanoff ist eine Leokadja Begbick der Extraklasse – ungewöhnlich jung, elegant im Auftreten, geschmeidig in der Stimmgebung. Dazu mit dieser gewissen Bösartigkeit im Ausdruck, die der Gestalt die nötige Doppelbödigkeit verleiht.“
Opernwelt, Dezember 2012
„Michael Zabanoff ist mit seinem strahlenden, heldischen Tenor eine Idealbesetzung des Jim Mahoney, der nie müde wird zu mahnen: ‚Aber etwas fehlt‘.[…] Marysol Schalit, die den „Moon of Alabama“ mit ihrem filigranen Sopran wunderbar leuchten ließ, windet sich als Hure Jenny wie ein schönes, wildes, verletztes Tier in Lulu-Manier im Schmerz um den Verlust ihrer großen Liebe.“
Die Welt, 9. Oktober 2012 -
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