Schauspiel
Kleines Haus
Frühlingserwachen
Ein Projekt von Alize Zandwijk und Tomas Bünger
14+
Wie fühlt sich Liebe an? Was ist Schamgefühl? Wie geht das eigentlich mit dem Küssen? Warum bin ich oft so traurig und wem kann ich davon erzählen? Und welche Rolle spielt meine Herkunft, meine Sprache und meine Religion? Elf junge Männer zwischen 14 und 21 Jahren stellen sich ausgehend von der „Kindertragödie“ Frank Wedekinds Fragen über sich und die Gesellschaft in der sie aufwachsen, über das Erwachsenwerden und alle Schwierigkeiten, die das mit sich bringt. Dabei begegnen sie sich mit allem, was sie haben: ihren Geschichten und Erfahrungen, ihren geheimsten Träumen und größten Ängsten.
Nach dem Projekt Mütter mit Bremer Frauen aus verschiedenen Herkunftsländern, widmet sich Alize Zandwijk nun der jüngeren Generation. Gemeinsam mit dem Choreografen Tomas Bünger, der bereits bei Turnen mit Jugendlichen zum Thema Männlichkeitsbilder und Leistungsdruck forschte, gibt sie dem Blick der jungen Männer auf die Welt, ihrer Sprache und ihren Erfahrungen einen Raum, eine Stimme, einen körperlichen Ausdruck.
- mit: Ayman Abdulazeez
Muhannad Al Baradan, Ismaeel Foustok, Luca Fraßmann, Ben Grindel, Sam Hemati, Aziz Kaya, Aaron Lampe, Thorin Sieger, Matti Weber, Milan Wiese
Regie Alize Zandwijk
Choreografie Tomas Bünger
Bühne Thomas Rupert
Kostüme Greta Bolzoni
Licht Joachim Grindel
Dramaturgie Theresa Schlesinger
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- „Es ist nicht drin, was drauf steht. Aber irgendwie doch und ich frage mich: Darf man einen Klassiker so bearbeiten, dass eigentlich kein Wort mehr übrig ist und dennoch die Aussage des Originals aus der Zeit des Originals auf beste Weise ins Hier und Jetzt katapultiert wird? Wenn das dabei rauskommt, was es jetzt im Kleinen Haus des Theaters Bremen zu sehen gibt, dann darf man nicht nur, dann muss man dies unbedingt machen! […] Rundum gelungen würde ich sagen – und auf jeden Fall eine sehenswerte Überraschung“ (Marcus Behrens, Bremen Zwei, 17. Januar 2020)
„Natürlich – und wunderbarerweise – wird in Zandwijks und Büngers Stück nicht sachlich über diese Dinge gesprochen. Da wird verschämt gelacht, gegrölt und geschrien, da werden Sporthosen runter- und schlechte Witze gerissen. Umso größere Wucht haben die stillen Szenen; Szenen, in denen die Jungen mutig sind, weil sie sich verletzlich zeigen; in denen sie von Albträumen, Komplexen und traumatischen Erinnerungen erzählen. Denn, was sie alle eint - , was, gewissermaßen, des Rudels Kern ist-, ist, dass in ihnen Gefühle toben, die zu selten rausdürfen.“ (Katharina Frohne, Weser-Kurier, 18. Januar 2020)
„Die Performance der Jungen Akteure ist allerdings von beeindruckender Präsenz, Spielfreude und Offenheit, ‚Frühlingserwachen‘ eine herausragend professionelle Jungbürgerbühneninszenierung.“ (Jens Fischer, Die junge Bühne, Januar 2020)
„Existenziell wird es allerdings durchaus. Was Wedekinds Jugendliche als Problem nicht hatten, betrifft heute bekanntlich viele junge Leute in unserer Gesellschaft: Erfahrungen von Bürgerkrieg und Flucht, die auch eine Jugend bestimmen. Andere, mit nach außen hin weniger dramatisch wirkenden Biografien, machen deutlich, dass auch eine Jugend im relativen Wohlstand alles andere als ein Idyll sein kann, Stichwort Essstörungen. Das Ensemble dieses ‚Frühlingserwachens‘ ist in dieser Hinsicht jedenfalls ganz auf der Höhe der Zeit und damit nach Zandwijks ‚Mütter‘ ein weiteres Argument für die Bürgerbühne, die das Theater Bremen bekommen soll.“ (Rolf Stein, Kreiszeitung, 18. Januar 2020)
„Zum Zerreißen gespannt, in ständiger Bewegung, schutzlos sich allen Impulsen ausliefernd entern elf nach außen oder nach innen gekehrte Bremer - die 14 bis 21 Jahre alte, herrlich diverse Laienspielerschar der Jungen Akteure - das Bühnenbild. […] Im Probenprozess hat das Ensemble nach und nach mit seiner Sprache, eigenen Texten und biografischen Geschichten das Stück Wedekinds überschrieben. Zandwijk nimmt die Äußerungen auch in ihrem Pathos ernst und lässt alles leichthändig erblühen.“ (Jens Fischer, taz, 18. Januar 2020)