Tanz
Kleines Haus
Happy Nights
von Lola Arias / Unusual Symptoms
„Without prostitutes, the world would sink into the darkness of the universe.“ (Camila Sosa Villada) — Welche Bilder tauchen in unseren Köpfen auf, wenn wir an Sexarbeit denken? In ihrer neuen Arbeit taucht die argentinische Schriftstellerin, Theater- und Filmregisseurin Lola Arias in eine Welt voller Tabus und Kontroversen ein. Ein Manager zahlt 250 Euro, um sich in seiner Mittagspause den Penis durchstechen zu lassen; eine Studentin arbeitet als Domina, um ihr Studium zu finanzieren; eine Sexarbeiterin reist jede Woche in eine andere Stadt, um Kunden aus dem ganzen Land zu treffen und ein transsexueller Performer bietet von seinem Wohnzimmer aus virtuelle Sexdienste für Kunden an, die dafür bezahlen, ihn zu sehen, ohne gesehen zu werden. In Bremen, zu Zeiten der florierenden Hafenindustrie einst wichtiger Arbeitsplatz für Sexarbeiter:innen, erforscht Lola Arias unser Verhältnis zur Intimität. In immersiven Räumen ist das Publikum eingeladen, Tänzer:innen und Sexarbeiter:innen zu begegnen und mit ihnen über unser Verhältnis zu Sex, Geld, Lust und Schmerz zu reflektieren.
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“Without prostitutes, the world would sink into the darkness of the universe.” (Camilla Sosa Villada) — What images are conjured up in our heads when we think about sex work? In her new work, Argentinian writer, theatre and film director Lola Arias dives into a world full of taboo and controversy. A manager pays 250 € to have his penis pierced during his lunch break; a student works as a dominatrix to fund her education; a sex worker travels to a different city each week to meet clients from throughout the country; and a transgender performer is offering his virtual sex service from his living room, for clients who pay to see him without being seen themselves. In Bremen, once an important workplace for sex workers during the times when the harbour industry was thriving, Lola Arias examines our relationship with intimacy. The audience is invited to enter immersive rooms, to meet dancers and sex workers and reflect with them about our relationships with sex, money, lust, and pain.
Mehr zum Tanz unter www.theaterbremen.de/tanz
- Beate Augustin, Paulina Będkowska, Kito Chemnitz, Hannelore Dopmann, Gabrio Gabrielli, KAy Garnellen, Maria Pasadaki, Andor Rusu, Mia Onacid, River Roux, Sasha Sioux, Young-Won Song, Csenger K. Szabó
Regie Lola Arias
Künstlerische Mitarbeit Alexandra Morales, Andy Zondag
Bühne und Kostüme Irene Ip
Licht Joachim Grindel
Musik Heiko Tubbesing
Video Stefan Korsinsky
Dramaturgie Bibiana Mendes
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- „Mir hat gut gefallen, dass dieser Teilaspekt der Sexarbeit, das Für-jemand-anderen-Tanzen, ein bisschen in Frage gestellt wurde, weil: Warum ist es in einer Kneipe an einer Pole-Stange verpönter für jemanden für Geld zu tanzen als im Theater auf einer Bühne? Diese Spannung wird gut dargestellt, ohne Sexarbeit dabei zu verharmlosen und es wird eine breite Varianz von Sexarbeit dargestellt, sowohl die Diversität im Casting hat mir gefallen, als auch die verschiedenen Perspektiven, wie man mit Sex Geld verdienen kann.“ (Frieda Ahrens, Bremen Zwei, 1. Oktober 2023)
„Ein Aufklärungsabend zum Thema Sexarbeit ist ‚Happy Nights‘ freilich doch nicht. In die Geschichten der Expert:innen des Alltags dringen die Tänzer*innen der Bremer Tanzcompagnie Unusual Symptoms, schlängeln sich nicht nur physisch, sondern auch verbal hinein in die Welt des Tauschs von Sex und zumindest vorgeblicher Intimität, berichten von ihrem eigenen Verhältnis zu Sexualität und Sexarbeit. […] Oft gerät das eher assoziativ, immer wieder aber loten die Unusual Symptoms im Zusammenspiel mit den Sexarbeiter*innen aus, was die eine Form der Arbeit mit dem Körper mit der anderen zu tun hat.“ (Andreas Schnell, nachtkritik, 1. Oktober 2023)
„Wirklich interessant an ‚Happy Nights‘ ist aber gar nicht der Schlüssellochblick ins Beischlafbusiness, interessant ist der Moment, an dem die Körperlichkeit der Sexarbeiter:innen mit der Körperlichkeit der Tänzer:innen kurgeschlossen wird. Zunächst passiert das noch verhältnismäßig distanziert, wenn Csenger K. Szábo etwa von eigenen sexuellen Wünschen erzählt, um im Anschluss das Erzählte zu einer Performance zu erweitern; dann mag das intim und berührend sein, es hat aber mehr mit Begehren zu tun (und es ist sympathisch, mit welchem Interesse die Inszenierung dieses Begehren zulässt) nicht in erster Linie mit Sexarbeit.“ (Falk Schreiber, Theater heute, November 2023)
„‚Happy Nights‘ ist ein spektakuläres Experiment mit beeindruckender, manchmal schmerzhafter Offenheit.“ (Martina Burandt, tanznetz, 3. Oktober 2023)
„Durch die Hintertür wird das Publikum in die Bühnenräume des Kleinen Hauses geführt und nimmt auf einer schmalen Zuschauer:innentribüne Platz. Doch nach einer kurzen Begrüßung von River Roux, Performancekünstlerin, Luftakrobatin und Sexarbeiterin, über die Videoleinwand muss es diese wieder verlassen und selbst einen Weg durch den Abend – und die hinter und neben der Leinwand gelegenen Räume gehen. In jedem dieser Räume teilen Sexarbeiter*innen ihre Gedanken und Perspektiven auf Sexarbeit, Geschlecht und Sexualität, trans*, Geld, Körper, Blicke und mehr – gemeinsam mit Tänzer*innen der Tanzkompanie Unusual Symptoms des Theater Bremen. […] Die stärkere Involviertheit des Publikums führt zu einer Intensität, die stark zum Reflektieren anregt und herkömmliche Annahmen über Sexarbeit ins Wanken bringen kann.“ (Hannah Lüdert, frauenseiten.bremen, 5. Oktober 2023)
„Fünf Räume hat Bühnenbildnerin Irene Ip (auch für die Kostüme zuständig) im Kleinen Haus installiert, die das Publikum ganz nach Belieben in den eineinhalb Stunden der Vorstellung besuchen kann. […] Tänzerisch und logistisch ist das anspruchsvoll, weil parallel in vier Räumen gespielt wird und immer etwas zu tun ist […].“ (Andreas Schnell, Kreiszeitung, 9. Oktober 2023)
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“What I liked was how this partial aspect of sex work, this dancing-for-somebody-else, was put into question for a bit, because: Why is it being frowned upon more when you dance for someone for money at a pole in a bar than on a stage in a theatre? This friction is well represented without trivialising sex work in the process, and a broad variety of sex work is represented; and I liked both the diversity within the cast as well as the different perspectives on how to make money with sex work.” (frieda Ahrens, Bremen Zwei, 1 October 2023)
“A sex education evening on the topic of sex work, however, ‘Happy Nights’ is not. The dancers of Bremen-based dance company Unusual Symptoms insert themselves into the stories of those everyday life experts; they wriggle their way into the world of exchanging sex and, at least ostensibly, intimacy, both physically as well as verbally, while they report on their own relation to sexuality and sex work. […] This often happens more associatively, yet time and again, Unusual Symptoms, interacting with the sex workers, gauge out what the one means of working with the body has to do with the other.” (Andreas Schnell, nachtkritik, 1 October 2023)
“The truly interesting point of ‘Happy Nights’ is not the keyhole glimpse into the intercourse business at all; the interesting moment arrives as the sex workers’ physicality becomes short-circuited with the dancers’ physicality. This happens in a relatively distant way at first, when, for example, Csenger Szábo tells us about one’s own sexual wishes before subsequently expanding the narration into a performance; this might seem intimate and touching, yet it has more to do with desire (and the interest with which the staging allows for this desire is quite likeable) than, in the first place, with sex work.” (Falk Schreiber, Theater heute, November 2023)
“‘Happy Nights‘ is a spectacular experiment brought on with impressive, sometimes painful openness.” (Martina Burandt, tanznetz, 3 October 2023)
“The audience is being led through the Kleines Haus backdoor before being seated on a narrow gallery. Yet following a short video screened welcome by River Roux, performance artist, aerial acrobat, and sex worker, they must leave this space again, going their own ways throughout the evening – as well as through the rooms lying behind and adjacent to the screen. In each of these rooms, sex workers share their perspectives on sex work, gender, and sexuality, on trans*, money, bodies, gazes, and more – together with dancers from the Theatre Bremen dance company Unusual Symptoms. […] The audience’s strong involvement leads to an intensity that greatly stimulates reflexion, quite able to topple common assumptions about sex work.” (Hannah Lüdert, frauenseiten.bremen, 5 October 2023)
“Irene Ip (also responsible for the costumes) installed five rooms at Kleines Haus which the audience may visit at their own discretion during the performance’s one-and-a-half hour duration […] Regarding dance and logistics, this is quite demanding, because performances keep happening simultaneously, in parallel, in four rooms, and there is always something to do […]” (Andreas Schnell, Kreiszeitung, 9 October 2023) - Wir empfehlen den Besuch der Vorstellung ab einem Alter von 18 Jahren. Im Verlauf der Inszenierung kommt es zu expliziten Schilderungen diverser Sexualpraktiken.
Die Vorstellung findet in Form einer begehbaren Installation statt, Sitzplätze sind nicht, beziehungsweise nur eingeschränkt vorhanden. Der Bühnenraum ist überwiegend barrierefrei (Türbreite: 90 cm. Gangbreite: 110 - 140cm). In den Gängen, sowie den Räumen ist die Bewegungsfläche begrenzt, die Rangierfähigkeit kann eingeschränkt sein. Der begehbare Tribünenbereich ist nicht barrierefrei zugänglich, die dort stattfindenden Szenen werden aber überwiegend per Video projiziert und/oder können über Kopfhörer gehört werden.
Im Stück wird deutsch, englisch und portugiesisch mit Übertitelung gesprochen.