Musiktheater

Theater am Goetheplatz

Le Nozze di Figaro

Opera buffa in vier Akten von Wolfgang Amadeus Mozart
Text von Lorenzo da Ponte
Musikalische Leitung: Clemens Heil
Regie: Felix Rothenhäusler

„Alles reduziert sich schließlich auf die Begierde und die Abwesenheit von Begierde. Der Rest ist Nuance.“ (Emil M. Cioran)— Wenn eine Oper gleich zu Beginn ein junges Brautpaar bei der Suche nach dem besten Platz für den ehelichen Vollzug zeigt, dann ist das schon ein gutes Stück Explizitheit. Die Revolution, um die es Mozart und da Ponte ging, war nicht nur die bürgerliche, sondern vor allem auch die sexuelle. Und die ist keine historisch bedingte, sondern im besten Sinne eine permanente. Wie das Triebleben immer wieder alle auch noch so festen oder schon lockeren Standes-, Klassen- oder Lifestyle-Konventionen durchkreuzt, ist das radikal menschliche Thema dieser rasanten Komödie. Am Ende hat keiner gewonnen – nur die Erkenntnis, dass sich das Begehren nicht kontrollieren lässt.

Dauer: ca. 3 Stunden, eine Pause

  • Susanna Marysol Schalit
    Figaro Christoph Heinrich
    Conte Almaviva Gustavo Feulien
    Contessa Patricia Andress
    Cherubino Silvia Hauer
    Marcellina Nathalie Mittelbach
    Bartolo Patrick Zielke
    Basilio Christian-Andreas Engelhardt
    Don Curzio Christian-Andreas Engelhardt
    Barbarina Nerita Pokvytytė
    Antonio Johannes Scheffler, Daniel Wynarski

    Rezitativbegleitung Roman Lemberg
    Chor des Theater Bremen, Bremer Philharmoniker
    Musikalische Leitung Clemens Heil
    Regie Felix Rothenhäusler
    Bühne Evi Bauer
    Kostüme Kamila Polívková
    Chor Daniel Mayr
    Choreografische Mitarbeit Jacqueline Davenport
    Licht Frédéric Dautier
    Dramaturgie Sylvia Roth
  • „Einmal mehr findet das Theater Bremen einen mutigen Ansatz um Oper zeitlos zu erzählen. Großer Applaus!“
    Corinna Laubach, Bild, 2. Februar 2015

    „Rothenhäusler löst die Protagonisten zunehmend aus der Reihung (beziehungsweise aus der Ordnung) und präsentiert ihre tiefen Emotionen, ihre Wunden, ihre Wut, ihre Freude, ihre Verzweiflung. Dazu braucht er kein Bühnenbild und keine historischen Kostüme: Er gibt nur einen Nachthintergrund mit angedeuteten Sternen. Was deutlich wird und recht genau Mozart trifft: Die Seelen der Menschen sind durcheinandergeschüttelt, sie verlieren zunehmend das, was sie für ihre Sicherheiten und ihre Identität halten. Immer weniger wird das berechenbar, was in der nächsten Sekunde passiert. Und da hört der Musiktheater-Neuling Rothenhäusler sehr genau auf die Musik, auf ihre Komik, ihre Dynamik und ihren Abgrund“
    Ute Schalz-Laurenze, Kreiszeitung, 2. Februar 2015

    „Das ist das geradezu Geniale an dieser Figaro-Aufführung. Ihr Balance-Akt auf der Schwelle zum Konzertanten, das ständige Verhalten doch präsenter Aktionen fängt das Gären ein, das Triebhafte und Politische.“
    Benno Schirrmeister, taz, 4. Februar 2015

    „Rothenhäusler gelingt nicht nur ein abstraktes, extrem reduziertes und zugleich extrem lesbares Bild für eine Gesellschaft, in der jeder seinen ihm zugewiesenen Platz hat, sondern er schafft es auch, dem Plot des Stücks, der eigentlich nur für fleißige Philologen (…) noch lesbar und vergnüglich ist, zu entrinnen.“
    Benno Schirrmeister, taz, 4. Februar 2015

    „Obwohl die Bremer Philharmoniker in kleiner Besetzung und nie forciert spielten, brodelte und glühte es (aus dem Orchestergraben). Clemens Heil hatte die im Regelfall sehr gut spielenden Musiker perfekt auf das filigrane, oft vibratolose Spiel eingestimmt; einer von vielen Höhepunkten: die toll aufgebaute und detailliert gestaltete Hochzeitsmusik. Tadellos auch der Theaterchor (Daniel Mayr).“
    Markus Wilks, Weser Kurier, 2. Februar 2015

    „Das Ensemble agiert gesanglich auf hohem Niveau […] Clemens Heil schattiert mit den engagiert beteiligten Bremer Philharmonikern äußerst sensibel jede Nuance zwischen erotischen Leichtsinnigkeiten und todernsten Gefühlsgewalten ab. Dabei legt er den nervösen Nerv der Musik frei und hält den überwölbenden Spannungsbogen im Griff“
    Horst Hollmann, Nordwest Zeitung, 2. Februar 2015

    „Ein solches Regiekonzept, das im Schlussbeifall unmissverständliche Begeisterung auslöste, kann nur durch singschauspielerische körperbetonte Leistungen funktionieren, von denen hier an erster Stelle Christoph Heinrich als Figaro und Marysol Schalit als Figaro und Susanna genannt sein sollen. Furios, wie die beiden gewissermaßen ihre Seele öffnen. Aber kaum weniger stark Patricia Andress als Gräfin, Gustavo Feulien als stets hilfloser Graf und Silvia Hauer als leicht debil seine diffuse Sehnsucht suchender Cherubino. Und Patrick Zielke wunderbar pompös als Person gewordene Rache, Nathalie Mittelbach als Marzellina, Nerita Pokvytyté als Barbarina und der stets intrigant verschlagene Christoph Andreas Engelhardt.“
    Ute Schalz-Laurenze, Kreiszeitung, 2. Februar 2015