Schauspiel

Theater am Goetheplatz

Das Schloss

Ein szenisches Konzert
von Jaroslav Rudiš und der Kafka Band
nach dem Roman von Franz Kafka
Regie: Alexander Riemenschneider

„Für die meisten Menschen ist das Ziel der Punkt der Erschöpfung.“ (Walter Fürst) — Zusammen mit der Prager Kafka Band und einem der bekanntesten tschechischen Schriftsteller der jungen Generation, Jaroslav Rudiš, setzt sich das Schauspielensemble in einer sprachen- und grenzenüberschreitenden musikalischen Inszenierung mit ­Kafkas Welt auseinander. Die Songtexte liefert der Roman, Kafkas deutsche Sprache mischt sich mit dem Tschechischen, Sprechen mit Gesang. Die Musik ist düster und rau, doch zugleich zart und zerbrechlich. Sie legt die Emotionalität der existenziellen Geschichte Kafkas offen. Umgeben von der Kälte des langen tschechischen Winters und der Fremdenfeindlichkeit der DorfbewohnerInnen des Riesengebirges, begann Franz Kafka im Januar 1922 an seinem letzten Romanfragment zu schreiben. Ein einsamer Geflüchteter und Getriebener, dessen Name nur noch aus einem Buchstaben besteht: K., der nie die Regeln der fremden Welt verstehen und nie das begehrte Schloss erreichen wird, wurde zu seiner Hauptfigur. Die Geschichte von K. hört nicht einfach auf, vielmehr bricht sie mitten im Satz zusammen, wie K. und sein Autor – aus völliger Erschöpfung.

Dauer: 1 Stunde 50 Minuten, keine Pause

  • mit: Robin Sondermann
    und der Kafka Band: Jaroslav Rudiš
    Guido Gallmann, Alexander Swoboda, Franziska Schubert, Jaromir 99, Dušan Neuwerth, Tomáš Neuwerth, a.m. almela, Jirí Hradil, Zdenek Jurcík

    Regie Alexander Riemenschneider
    Bühne David Hohmann
    Kostüme Anna Sophia Röpcke
    Video Jaromír Vondrák
    Licht Christopher Moos
    Dramaturgie Viktorie Knotková
    Zeichnungen Jaromir 99
  • „Insgesamt zeigt das Theater Bremen eine Inszenierung, die berührt und Spaß macht und die man sich nicht entgehen lassen sollte.“
    Christine Gorny, Radio Bremen, 21. September 2015

    „Mit ständigen Rollenwechseln des Ensembles wird die Handlung in modellhafte Szenen zerlegt, das Thema Fremdsein variiert in Fragen nach Identität, Erfahrungen der Vereinnahmung und der Ausgrenzung, des Ankommens und Ausgeliefertseins. […] [Es] aber gelingt [Regisseur A. Riemenschneider], ohne tiefschürfende Auseinandersetzung, ein Theaterabend zur lässigen Erstbegegnung mit dem Stoff. Das Ineinanderblenden von Spiel- und Musikszenen funktioniert hervorragend. Es entsteht ein szenisches Konzert, bei dem die Klänge den Worten die Schwere nehmen, so dass man beschwingt wie selten einen Kafka-Abend verlässt.“
    Jens Fischer, Die Deutsche Bühne, 21. September 2015

    „Das alles wird von Regisseur Alexander Riemenschneider mit einer derart subtilen Raffinesse auf die Bühne gebracht, dass sich auch in der kleinsten Szene ein ganzes Leben zu spiegeln scheint. Virtuos zwischen Rollen und Identitäten changierend schlagen die Schauspieler in Kafkas Roman verborgene Seiten auf, von denen man – um mit dem Abschluss-Song zu sprechen – bislang noch ‚nichts gewusst‘ hatte. […] K. will hinein in die Gemeinschaft. Doch der Weg dorthin ist bekanntlich weit in Kafkas Roman Das Schloss. Unendlich weit. Man kann gar nicht anders, als diesen Abend aus der Flüchtlingskrise heraus zu verstehen. Den Trauermarsch auf dieses zum Tode verurteilte Leben spielt – was hat man im Theater nicht schon an Kapellen erleben müssen! – eine unfassbar gute Band, die mit ihrer Mixtur aus Deutsch und Tschechisch das Fremdheitsempfinden auch sprachlich zur Geltung bringt. […] Guido Gallmann ironisiert wunderbar den Versuch des aufgeklärten Bürgers, sein Ziel mittels Vernunft zu erreichen, Alexander Swoboda setzt im Gegenteil aufs Gefühl: So unterschiedlich ihre Arten des Scheiterns, so brillant ihr Spiel. Franziska Schubert – wo hat diese großartige Schauspielerin nur die ganze Zeit gesteckt? – schreibt ihm einen auf fatale Weise wirkungslosen Trotz ein, Johannes Kühn dagegen einen kaum befriedigenderen Fatalismus.“
    Johannes Bruggaier, Kreiszeitung, 21. September 2015

    „Im Theater am Goetheplatz erhebt Hausregisseur Alexander Riemenschneider Zögern und Warten, Missverstände und Fehllektüren zur unterhaltsamen Kunstform.“
    Hendrik Werner, Weser Kurier, 22. September 2015

    „Das Konzept “Kafka als Rock-Show” erweist sich als erstaunlich rund.”
    Philipp Böhm, TAZ, 26./27. September