Musiktheater
Theater am Goetheplatz
Die menschliche Stimme / La Voix Humaine
von Francis Poulenc
Text von Jean Cocteau
Musikalische Leitung: Killian Farrell
Regie: Vivien Hohnholz
„Zu lieben hat einen Preis und Einsamkeit ist ein Teil dieses Preises.“ (Lars Svendsen) – Eine Frau telefoniert, am anderen Ende der Leitung der Mann, der sie verlassen hat. Das Telefonat mit ihm ist die einzige Verbindung, die sie zu ihm noch aufrechterhalten kann – und zu ihrem Leidwesen bricht diese ständig ab. Gibt es noch Hoffnung auf ein Zurück, auf eine gemeinsame Zukunft? Nur ihre Gesprächsfetzen lassen erahnen, in welche Richtung sich das Gespräch entwickelt und wer hier etwas vorgibt zu sein oder zu tun. Eignet sich das Telefon doch bestens, um Schein, Wahrheit und Lüge zu vermischen und das wahre Begehren vor dem unsichtbaren Gegenüber zu verschleiern. Kein Geringerer als der surrealistische Schriftsteller Jean Cocteau war es, der 1930 diesen Mono-Dialog für die Theaterbühne verfasste. Francis Poulenc, Komponist zwischen Spätromantik und Moderne, schuf daraus 1959 eine Mono-Oper, eine intime „lyrische Tragödie“ für eine Sopranistin und Klavier. Gemeinsam tauchen Nadine Lehner und die Regisseurin Vivien Hohnholz in die Untiefen jenes Telefonats ein, in dem das Unsagbare, die Stille dazwischen fast lauter schreit und schwerer wiegt als jedes Wort.
- Die Frau Nadine Lehner
Musikalische Leitung Killian Farrell
Regie Vivien Hohnholz
Kostüm Emir Medic
Licht Christian Kemmetmüller
Dramaturgie Isabelle Becker
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- „Die Sopranistin Nadine Lehner meistert diesen Monolog bravourös, sie bleibt schauspielerisch wie gesanglich von Anfang bis Ende, also mehr als eine Stunde konzentriert und präsent. […] Begleitet wird sie von Killian Farrell am Piano, der auch die musikalische Leitung des Abends hat. Er ist seit dieser Spielzeit der Kapellmeister am Theater Bremen und wurde in diesem Jahr mit dem Kurt-Hübner-Preis ausgezeichnet. Farrell agiert nicht als simple Klavierbegleitung, sondern als ein vollwertiges künstlerisches Gegenüber. Vor allem absolut präzise. […] Nadine Lehner beim Kampf um die verlorene Liebe zuzusehen, lohnt sich, das zeigte auch das Publikum mit begeistertem Beifall.“ (Christine Gorny, Bremen Zwei, 2. Oktober 2020)
„Vivien Hohnholz, die mit „La Voix Humaine“ ihre erste eigenständige Regiearbeit vorlegt, kann sich auf ihre Darstellerin verlassen. Nadine Lehner, in ihrem senffarbenen Einteiler auch optisch ein Fixpunkt auf der dunklen Bühne, steigert sich facettenreich in die Verzweiflung einer Verlassenen hinein – spielend und singend gleichermaßen. Das Rhythmische, das die an Rezitative angelehnten Textpassagen der Mono-Oper prägen, hat Lehner im Griff und artikuliert dabei extrem sauber. Höhepunkte bilden die wenigen, genau gesetzten Arien-Fragmente, die Poulenc seiner Protagonistin erlaubt. Killian Farrell gestaltet seinen Part, die vielen wütend gehämmerten, oft absteigenden Akkordfolgen, die mit lyrischen Passagen abwechseln und immer wieder von Pausen durchbrochen sind, mit Lehner ebenbürtiger Präzision. Von reiner Begleitung zu sprechen wäre daher stark untertrieben. Viel Applaus für die beiden sowie fürs Regie-Team.“ (Iris Hetscher, Weser-Kurier, 4. Oktober 2020)
„Die eindringliche, aber empfindsame Psychologie, mit der Nadine Lehner die Rolle der Frau agiert, sie bis zum bitteren Schluss an jeder Form platten Märtyrertums vorbeiführt, ist bestimmend für den Duktus der gesamten Inszenierung. Lehner überzeugt stimmlich, vor allem durch die beachtliche Ökonomie des Ausdrucks, mit der sie die emotionalen Wirkungen steuert und gezielt aufspart für die essenziellen Momente. Das so subtil zu gestalten, überzeugt ohne Abstriche. Die komplexe Aufgabe, Handlung und Gefühle in der Schwebe zu halten, eine beunruhigende Atmosphäre verborgener Abgründe zu schaffen, fällt hierbei dem Pianisten zu. Killian Farrell erweist sich als sensibler Exeget einer nur scheinbar unkomplizierten Partitur, die voller subtiler Mehrdeutigkeiten in Klangfarbe und Harmonik ist und ständig das Tragische der Handlung in der schlichten Strenge der instrumentalen Gestik bricht. Seine Sichtweise trifft sich kongenial mit der von Nadine Lehner.“ (Michael Pitz-Grewenig, Kreiszeitung, 4. Oktober 2020)
„Killian Farrell hat’s drauf: Der neue Erste Kapellmeister am Theater Bremen ist ein toller Klavierbegleiter. […] Aber immerhin klingt der Flügel links auf der kahlen Bühne des Theaters am Goetheplatz bewundernswert zart im Dialog mit der Titelfigur der Mono-Oper ‚La voix humaine‘ – die menschliche Stimme. Die verkörpert Nadine Lehner, ausdrucksstark und klug, vielschichtig und pointiert, der spröden deutschen Textfassung zum Trotz.“ (Benno Schirrmeister, taz, 5. Oktober 2020)
„[…] der Pianist und musikalische Leiter der Aufführung Killian Farrell wartete mit einem beeindruckenden Atmosphäre- und Farbenreichtum auf: die Musik erfüllt vielerlei Funktionen von der Lautmalerei bis zu expressiven, aufdeckenden Emotionen, die zwischen den Worten liegen. Immer auch mit einer gehörigen Portion Ironie, die in aller Musik von Poulenc, der sich einmal einen Landpfarrer nannte, so reichhaltig steckt. Und die hilft, bei aller fürchterlichen Tragik […] der Szene, die Distanz wahren zu können. Dies leisten die beiden Frauen und der Pianist auch absolut gekonnt, besonders Lehner mit unendlich vielen Zwischentönen zwischen aggressiver Sprache und wunderschönen Kantilenen: immer realistisch, aber nie aufgesetzt oder gar larmoyant.“ (Ute Schalz-Laurenze, Neue Musikzeitung online, 13. Oktober 2020) -
- Gefördert von den Bremer Theaterfreunden
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