Schauspiel
Kleines Haus
Emilia_Galotti
nach Gotthold Ephraim Lessing
Regie: Rahel Hofbauer
„What’s missing in the poem, exists in its readers“ (Arie Sivan / Sivan Ben Yishai) — Emilia sei schön, Emilia sei tugendhaft, Emilia sei „Jungfrau“. Der Prinz begehrt sie, sein Kammerherr vermittelt den Mord an ihrem Bräutigam und ihr Vater ersticht sie aus Angst um ihre Tugend. Die Titelfigur selbst bleibt über den Dramenverlauf nur Projektionsfläche und Gegenstand männlicher Besitzansprüche. Dieses bürgerliche Trauerspiel aus dem 18. Jahrhundert zählt zu den Schlüsselwerken der Aufklärung und ist bis heute fester Bestandteil des deutschsprachigen Literaturkanons, nun Abiturstoff in Bremen. Doch wie lesen und erzählen wir heute Geschichten, die durch patriarchale Strukturen geprägt sind? Rahel Hofbauer schärft in ihrem Regiedebüt den Blick auf Herrschaft, Macht und Männlichkeiten. Wie lässt sich durch die Fokussierung auf die handlungstragenden Rollen die Titelfigur als Leerstelle entlarven? Wie kann diese Leerstelle nutzbar gemacht werden, um Raum zu schaffen für neue Lesarten und Perspektiven?
Neue Spieltermine werden monatlich veröffentlicht. Anfragen für Schulbuchungen gern direkt an Sara Altunsoy (Schulen und Gruppen) Tel 0421 . 3653 - 340 schulen@theaterbremen.de
- Guido Gallmann, Nadine Geyersbach, Jan Grosfeld, Levin Hofmann, Jorid Lukaczik
mit der Stimme von: Karin Nennemann
Regie Rahel Hofbauer
Bühne und Kostüme Andrea Künemund
Musik und künstlerische Mitarbeit Jan Grosfeld
Licht Katrin Langner
Choreografische Mitarbeit Birgit Freitag
Dramaturgie Elif Zengin
-
-
- „Emilia Galotti ist ein verstaubter alter Stoff von Lessing? Von wegen. Wie aktuell die Geschichte um eine Frau, deren Schicksal von Männern und Gewalt bestimmt wird, noch heute ist, zeigt das Theater Bremen.“ (Alexandra Knief, Weser-Kurier, 16. September 2023)
„Die Rolle der Emilia Galotti ist komplett gestrichen, die Titelfigur kommt nur noch mittelbar vor, wenn andere über sie reden. Bei Dialogen wird ihr Text weggelassen, so entstehen Monologe mit Pausen. Dadurch soll deutlich werden, wie wenig Emilia Galotti in dem Stück zu sagen hat, das nach ihr benannt wurde. Es ist gewissermaßen ein Lehrstück über eine Leerstelle.“ (Christine Gorny, Bremen Zwei 15. September 2023)
„Der kurze Abend ist konsequent, zeugt von Formwillen, ist politisch wach, indem er am Ende die Performance fast ganz auf Null setzt und stattdessen Karin Nennemann aus dem Off eine lange Passage aus Elfriede Jelineks ‚Die Straße. Die Stadt. Der Überfall“ lesen lässt.“ (Falk Schreiber, Theater heute, November 2023)
„Das Bühnenbild von Andrea Künemund, die auch die Kostüme entworfen hat, entspricht dem Minimalismus des Textes: In der ersten Hälfte liegt buchstäblich ein Schleier über dem Geschehen, ein halbdurchsichtiger Stoff, unter dem das Ensemble, bestehend aus Guido Gallmann, Nadine Geyersbach, Jan Grosfeld, Levin Hofmann und Jorid Lukaczik, sich begegnen, geschlechtlich oft über Kreuz besetzt, aber eben auch nicht durchgängig, verbunden durch die Konventionen sozusagen. […] Nach langer Stille folgte ein langer Applaus für ein eindrückliches Regiedebüt.“ (Andreas Schnell, Kreiszeitung, 17. September 2023)
„Der Glanzpunkt jedoch ist die Bühne von Andrea Künemund. Es beginnt unter einem raumfüllenden weißen Schleier, der die eingetüdelten Schauspieler:innen so lähmt, wie gesellschaftliche Zwänge ihre Figuren. Später wird der Boden des Kleinen Hauses zur Decke schweben und Einblicke in den Abgrund darunter gewähren: das ganze Theater umgestülpt. Das sieht schön aus, ist klug konstruiert und ein Verdienst der Inszenierung ist, dass man hinterher angeregt streiten kann über die Auslöschung der ausgelöschten Frau.“ (Jan-Paul Koopmann, taz 27. September 2023)