Schauspiel

Kleines Haus

Faust

von Johann Wolfgang von Goethe
Ein Projekt von Felix Rothenhäusler und Siegfried W. Maschek
Regie: Felix Rothenhäusler

„Just gonna stand there and watch me burn? Well, that’s alright, because I like the way it hurts.“ (Eminem, Rihanna) — Trotz seines Alters bleibt er der Ewigstudierende, Forschende, trotz aller Überfütterung der rastlos Stürmende, Drängende. „Hast du die Sorge nie gekannt?“ – „Ich bin nur durch die Welt gerannt.“ Faust ist der Klassiker der Klassik, ein Strom der Worte, an dem Goethe sein Leben lang gearbeitet hat. Wer und was spricht da zu uns? Theaterdichter, Geist, Mephisto, Gretchen – Schauspieler Siegfried W. Maschek trägt alle vor. Will wissen, was die Welt zusammenhält. Sonne, Mond und Sterne? Wort, Sinn, Kraft, Tat? Vielleicht auch das Theater, irgendwie? So entsteht ein Solo mit Begleitung. „Welch Schauspiel! Aber ach! ein Schauspiel nur! Wo fass ich dich, unendliche Natur?“

  • „Man hätte es auf den ersten Blick für einen Monolog halten können, ein Vorsprechen für eine Rolle. Aber Goethe, Faust, Maschek und Rothenhäusler sind und können so viel mehr und haben es direkt und indirekt bei der Premiere im Kleinen Haus des Theaters Bremen unter Beweis gestellt. […] Ich hätte meinen Abend nicht anders verbringen wollen und ich sage es mit Blick auf die sehr vereinzelt leeren Plätze der seit langem ausverkauften Premiere: Diejenigen, die sich von der warmen Luft und dem trockenen Wetter spontan vom Besuch des Theaters haben abhalten lassen, haben etwas verpasst, was sich so nicht wiederholen lässt, denn es gibt immer nur eine Premiere und diese wird mir noch lange in Erinnerung bleiben.“ (Marcus Behrens, Bremen Zwei, 18. Mai 2024)

    „Dieser ‚Faust‘ hat allerdings eine andere Melodie, einen anderen Rhythmus und ein anderes Tempo als herkömmliche Inszenierungen: Maschek, der in den vergangenen fast 25 Jahren in Bremen seine Wandlungsfähigkeit schon oft unter Beweis gestellt hat und auch in ‚Faust hoch zehn‘ dabei war, trägt dieses ‚Faust‘-Cut-up ganz allein vor, als Textfläche, körperlich nahezu regungslos, maßvoll modulierend. Immer wieder umspielt jenes melancholische Lächeln seinen Mund. Während dann und wann Jan Grosfeld aus dieser oder jener Ecke die Bühne betritt, mal mit Vogelmaske, mal als Bär, stumm; hinten auf der Bühne eine große Mondsichel auf- und wieder abfährt.“ (Andreas Schnell, nachtkritik, 18. Mai 2024)

    „Tatsächlich wird der Blick auf kleinste Details gelenkt, wenn es ansonsten kaum etwas zu sehen gibt: Verzieht sich das immer leicht spöttisch wirkende Lächeln des Schauspielers an einer Stelle womöglich? […] Und steckt ein tieferer Sinn in den winzigen Veränderungen des Bühnenarrangements, im manchmal fallenden Regen, in Schneeflocken, in einer Glocke Nebel, die sich über dem Darsteller wölbt? Diese in ihrem Minimalismus konsequente Inszenierung ist mehr als nur ein höhnisches Verlachen von Werktreue-Fans: Schaut mal, so sieht es aus, wenn die Regie, wie von euch gefordert, mal nichts macht.“ (Falk Schreiber, Theater heute, Juli 2024)

    „Im Bühnenraum (Ausstattung: Katharina Pia Schütz) ist mehrmals Vogelgezwitscher zu hören, Scheinwerfer leuchten ab und an satt sonnengelb, mal regnet und nebelt es, mal rieselt Schnee, mal ist es grellhell, mal stockdunkel und eine Mondsichel wird hereingefahren. Frühling, Sommer, Herbst und Winter, Tag und Nacht, die Zeit vergeht, während Faust unbeirrt weiterirrt. […] Mascheks Vortrag fließt geschmeidig dahin, lässt zur Ruhe, zum Text kommen, feiert so den Formulierungszauber und Gedankenreichtum – vielleicht als Trotz gegen eine Bildungspolitik, die ‚Faust‘ als Schulstoff für überflüssig hält.“ (Jens Fischer, Die deutsche Bühne, 18. Mai 2024)

    „Zeit, sagt man, sei Geld: Extreme Wertsteigerung erfährt insofern Goethes ‚Faust‘ am Theater Bremen. Dort haben Regisseur Felix Rothenhäusler und Dramaturg Stefan Bläske ihn einerseits auf objektive 75 Minuten zusammengekürzt. Die aber wirken im Gegenzug subjektiv wie vier volle Stunden, die einfach nicht vergehen: Das entspricht einer topverzinsten Verdreieinhalbfachung des chronologischen Kapitals.“ (Benno Schirrmeister, taz, 28. Mai 2024)

    „Barfuß, schwarze Hose, schwarzes Achselshirt, ein vielleicht rätselhaftes Lächeln auf den Lippen: Siegfried W. Maschek ist Faust, Mephisto, Wagner und ein bisschen Gretchen. Felix Rothenhäusler, ab der kommenden Spielzeit Intendant am Theater Freiburg, ist bekannt dafür, seine Stoffe gründlich umzukrempeln, zu entschlacken, zu konzentrieren – wobei er das mit dem ‚Faust‘ vor rund zehn Jahren schon einmal und ganz anders und eigentlich gar nicht minimalistisch tat. ‚Faust hoch zehn‘ hieß damals seine mit gleichsam homöopathischen Methoden hergestellte Potenzierung, diesmal ist der Text purer Goethe.“ (Andreas Schnell, Kreiszeitung, 22. Mai 2024)
  • Eine Konfetti-Kanone zündet mit einem Knall, ca. bei Minute 38.