Schauspiel

Kleines Haus

Woyzeck. Ein Singspiel für die, die nicht an die Macht wollen

von Gintersdorfer/Klaßen
nach Georg Büchner
Konzept und Regie: Monika Gintersdorfer / Knut Klaßen

In Georg Büchners dramatischem Stoff „Woyzeck“ ist dieser ein armer Schlucker, der als Soldat nicht genug verdient, um das Leben mit seiner Partnerin Marie und ihrem gemeinsamen Kind zu finanzieren. Er beginnt, seinen Körper für medizinische Experimente zu verkaufen. Der Doktor demütigt ihn genau wie sein Hauptmann. Durch die Affäre seiner Partnerin fühlt er sich erniedrigt. Verzweiflung, Schwäche und Schwindel ergeben, gepaart mit Eifersucht, eine tödliche Abwärtsspirale. Büchner schrieb sein Fragment 1836 basierend auf realen Fällen. Gintersdorfer/Klaßen befragen den Stoff in Hinblick darauf, wie das Sein das Bewusstsein bestimmt und der Körper die Psyche. Wie fragil ist unser Organismus? Wie sehr hängt die Entscheidung, ob wir uns fügen oder revoltieren, auch von dem ab, in welchen zeitlichen und sozioökonomischen Verhältnissen wir uns bewegen? Ein Theaterabend in deutsch/französisch als Singspiel, für alle die, die nicht an die Macht wollen.

  • „Es macht Spaß, ‚Woyzeck‘ mit Gintersdorfer und Klaßen gegen den Strich zu lesen. Weil dieser Leseprozess hier als so theatrales wie intellektuelles Vergnügen interpretiert wird, das nur als kollektive Aktion funktionieren kann.“ (Falk Schreiber, Theater heute, Juli 2022)

    „Das Konzept von Gintersdorfer und Klaßen will sehr viel. Zunächst ist Woyzeck, der Mann, eine Frau. Später aber wenn Gintersdorfers Partnerinnen und Partner aus Cote d’Ivoire in den Mittelpunkt rücken, mutiert Woyzeck wieder zurück zum Mann. Die Aufführung zitiert wichtige Teile von Büchners Personal […], andere […] lässt sie weg. Stattdessen erzählen Ensemblemitglieder von eigenen, sehr persönlichen Erfahrungen mit Ausgrenzung in der Familie oder im gesellschaftlichen Alltag.“ (Michael Laages, Deutschlandfunk, 21. Mai 2022)

    „Konzipiert haben dieses Woyzeck-Singspiel Monika Gintersdorfer und Knut Klaßen. Die sind am Theater Bremen keine Unbekannten. Seit sie dort „Artists in residence“ waren, kommen sie immer wieder zurück. […] Ihre Kernanliegen sind Kolonialismus-Kritik und Diversity, ihre Kernkompetenz besteht darin, klassische Theaterstoffe auseinanderzunehmen. […] Theater wird eher diskutiert als gespielt.“ (Christine Gorny, Bremen Zwei, 21. Mai 2022)

    „Wer sich aber für Hintergründe und Parallelen, für den Autor und seine Zeit interessiert und vor allem dafür, was das mit unseren Zeiten zu tun hat, findet hier eine Fülle von Gedankenanstößen. […] Hervorragend unterhalten wird man aber alle mal.“ (Rolf Stein, Kreiszeitung, 4. Juni 2022)

    „Kurz vor Schluss beginnt das Ensemble darüber zu diskutieren, wie und warum das alles begann. Ob denn Büchners ‚Woyzeck‘ nach 185 Jahren überhaupt noch aufgeführt werden solle, wird gefragt - wo doch jedes Mal von neuem der Mord an einer Frau im Mittelpunkt stehe; […] Aber – so die Gegenposition – gehe es denn nicht immer noch um beides, um beide Formen von Opfer-Tum: um die tote Frau und den von der Gesellschaft so schändlich und eben auch mit Gewalt zugerichteten, zum Täter konditionierten Mann Woyzeck.“ (Michael Laages, Die deutsche Bühne, 21. Mai 2022)