Schauspiel

Kleines Haus

Der Russe ist einer, der Birken liebt

von Olga Grjasnowa
in einer Fassung von Nina Mattenklotz und Sonja Szillinsky
Regie: Nina Mattenklotz

„Man hat allmählich geglaubt, sich dort wohlzufühlen, wo man war. Im Grunde fühlte man sich dort genau so wohl wie gegenüber.“ (Georges Perec) – Mascha, die in den 1990er Jahren mit ihren Eltern aus Aserbaidschan nach Deutschland geflohen ist, erfährt früh, dass Sprache Macht bedeutet: In der Schule, auf Ämtern, im Alltag – und in der Liebe. Nun spricht Mascha fünf Sprachen fließend, lebt mit ihrem Freund Elias zusammen und plant ihre Karriere als Dolmetscherin bei den Vereinten Nationen, als Elias schwer erkrankt. Maschas mühsam errichtete Welt gerät ins Wanken. Die Suche nach ihrer Identität und nach einem Raum für ihre Trauer führt sie schließlich nach Israel, wo sie mit ihrer jüdischen Familie und politischen Konflikten konfrontiert wird, die eigene Erinnerungen an kriegerische Auseinandersetzungen hervorrufen. Olga Grjasnowas Roman aus dem Jahr 2012 erzählt bewegend und leicht die Geschichte einer jungen, traumatisierten Frau, die sprach- und grenzüberschreitend danach fragt, wie sich die Last der Vergangenheit und das Recht auf ein freies Leben vereinen lassen.

Neue Spieltermine werden monatlich veröffentlicht. Anfragen für Schulbuchungen gern direkt an Sara Altunsoy (Service Schulen und Gruppen) Tel 0421 . 3653 - 340 schulen@theaterbremen.de

  • „Jorid Lukaczik spielt Mascha mit einer so unglaublichen Power und so großer Wut im Bauch, dass einem als Zuschauer fast der Mund offen stehen bleibt. […]. Schauspiel der Extraklasse. Doch auch der Rest des neunköpfigen Ensembles macht dieses Stück zu etwas Besonderem. […] Dem Theater Bremen gelingt es, auch in einer Geschichte voller Trauer ein wenig Hoffnung zu bewahren und den Zuschauer auf eine emotionale Achterbahnfahrt mitzunehmen. Belohnt wird all das mit langem Applaus.“ (Alexandra Knief, Weser-Kurier, 3. April 2023)

    „Dass Nina Mattenklotz komplizierte und in sich widersprüchliche Sozialgefüge punktgenau zu tranchieren weiß, hatte sie in Bremen bereits mit ihrer Inszenierung von Anke Stellings Roman ‚Schäfchen im Trockenen‘ bewiesen. Nach der linksliberalen Mittelschickt gelingt ihr das nun nicht weniger bravourös mit postmigrantischen Lebenswelten – selbstverständlich im Wissen, dass schon diese begriffliche Klammer eine Zumutung ist, die nicht so recht sitzt.“ (Jan-Paul Koopmann, Kreiszeitung, 8. April 2023)

    „Manche Szenen aus dem Roman werden nachgespielt, oft agieren die Darstellenden wie Erzähler. Alle neun sind ständig auf der Bühne präsent, spielen, tanzen und musizieren. […] Jorid Lukaczik überzeugte als Mascha, mit körperbetontem, temporeichen Spiel. Lisa Guth, Levin Hofmann, Alexander Swoboda und Simon Zigah hatten ebenfalls starke Auftritte.“ (Christine Gorny, Bremen Zwei, 1. April 2023)

    „Aber darum geht es unterm Strich wohl auch: Dass die Welt Schmerzen verursacht, von denen manche bleiben. Als Stück funktioniert das, weil die Menschen durchweg so greifbar in dieser Schmerzwelt herumirren. Weil die Besetzung so gut ist. Und weil die Regie dem drohenden Chaos klar abgesteckte Räume zur Eskalation lässt.“ (Jan-Paul Koopmann, taz, 27. April 2023)