Musiktheater
Theatergarten
Die Italienerin in Algier / L'Italiana in Algeri
Eine komische Oper von Gioachino Rossini
mit den Bremer Philharmonikern
Libretto von Angelo Anelli
Musikalische Leitung: Alice Meregaglia
Inszenierung: Josef Zschornack
Geplant für den vergangenen Silvesterabend – konzipiert, fertig studiert von den Sängerinnen und Sängern, und immer wieder verschoben – hat die „Italienerin“ einen neuen Bestimmungsort gefunden: Algier liegt jetzt in den Wallanlagen, an dem Ort, wo knapp hundert Jahre lang das Bremer Stadttheater stand, bevor es 1944 zerstört wurde. Inzwischen ist der terrassenförmig angelegte Theatergarten ein eingeführter Ort für Open-Air-Projekte und ein optimaler Schauplatz für eine musikalische Komödie, die deutlich aus der Tradition der Commedia dell´arte stammt und mit hinreißend virtuosen Gesangsnummern und dem wohl gelungensten rossinischen Finale punktet: „Cra cra, bum, bum, din, din“ lautet der durchaus dadaistische Librettotext, vertont in eine atemlose Musik, die wie ein überdrehtes Uhrwerk ständig Gefahr läuft, aus dem Takt zu geraten. Die Figuren, deren Probleme, deren Konflikte musikalisch munter abschnurrten wie Rädchen im Getriebe, versinken urplötzlich im Chaos, verlieren den Kopf, den Verstand. Man ist konsterniert, man ist total verwirrt, was Isabella, die Italienerin, schon kurz nach ihrer Ankunft angerichtet hat. Status, Hierarchie, Geschlechterhoheit, Herkunft, alles steht in Frage, alle geltenden Werte sind auf den Kopf gestellt.
Fast folgerichtig steht eine weibliche Dirigentin am Pult. Chordirektorin Alice Meregaglia leitet ein elf-köpfiges Ensemble der Bremer Philharmoniker. Der junge Regisseur Josef Zschornack (zuletzt szenische Einrichtung bei „Mit Abstand das Schönste“) verortet die Story an den Ort, an dem wir uns befinden. Nur so viel sei verraten: Herrscher Mustafà ist jetzt Herr über einen Kiosk, an dem sich Sommergäste, Paare und Passanten einfinden, die sich aneinander die Zähne ausbeißen, während die Sonne langsam untergeht.
Öffnung der Abendkasse: 1 Stunde vor Vorstellungsbeginn
Einlass Theatergarten: 30 Minuten vor Vorstellungsbeginn
- Mustafà Stephen Clark
Elvira, Gattin Mustafàs María Martín González, Nerita Pokvytytė
Zulma Mariam Murgulia
Haly Alberto Gallo
Isabella Nathalie Mittelbach
Lindoro Hyojong Kim
Taddeo Diego Savini
Herrenchor des Theater Bremen, Bremer Philharmoniker
Musikalische Leitung Alice Meregaglia
Regie Josef Zschornack
Bühne Carla Maria Ringleb
Kostüme Kristin Herrmann
Chor Alice Meregaglia
Licht Joachim Grindel
Dramaturgie Brigitte Heusinger
- „Die Oper ‚Die Italienerin in Algier‘ von Gioacchino Rossini haben Regisseur Josef Zschornack und die musikalische Leiterin Alice Meregaglia in einer sehr kurzweiligen Prosecco-Version auf den Theaterberg gezaubert. (…) Nathalie Mittelbach ist das energetische Zentrum der Inszenierung, ihre Isabella ist selbstbewusst und eine große Spötterin. Das spielt und singt sie mit ihrem klaren und warmen Alt sehr mühelos. Das gilt für das gesamte Ensemble, das sich die Belcanto-Bälle Rossinis präzise und mit viel Spaß an der Freud zuwirft. Grandios gerät das fast schon dadaistisch wirkende Finale des ersten Aktes („Din, din, bum, bum, kra, kra“), ebenso das Pappataci-Terzett kurz vor Schluss.“
Iris Hetscher, Weser-Kurier, 14. Juni 2021
„Die Musik ist unglaublich temporeich, der Gesang manchmal geradezu rasant schnell, dann gibt es aber auch sanfte, ergreifende Passagen – eine wunderschöne Oper, die oft richtig modern klingt, obwohl sie mehr als zweihundert Jahre alt ist. Sängerinnen, Sänger und Orchester waren mit Spielfreude bei der Sache und mit großer Präzision, trotz des besonders rasanten Tempos, das sie vorgelegt haben.“
Christine Gorny, Bremen Zwei, 13. Juni 2021
„Dank Alice Meregaglia entdecken die Bremer Philharmoniker den Turbo an ihren Instrumenten, und in der Ouvertüre verdient sich Konzertmeisterin Anette Behr-König den großen Julius Winkler-Orden in Gold für ihr luftiges Sautillé, das tatatámmtatatámmtatatámmtatatámmtammtamm! über die Saiten hoppelt wie eine rhythmusbewusste Wüstenrennmaus. Das zu hören ist für sich schon ein tolles Erlebnis.“
Benno Schirrmeister, taz, 15. Juni 2021
„In blendender Verfassung sang Hyojong Kim den Lindoro (leider mit gekürztem Gesangspart). Sein Tenor ist voller Wärme, Glanz und Gespür für die leisen Momente, ein echter Rossini-Held. Einmal mehr machte Nathalie Mittelbach (Isabella) auf sich aufmerksam, die ihren in der Tiefe klangvollen Mezzo mit Bravour und Ausdruck durch alle Register führte. Stephen Clark spielte den am Ende gehörnten Mustafà mit voller Überzeugung und setzte seinen schlanken, dunklen Bass gekonnt ein. María Martín González gab mit leuchtenden Soprantönen eine temperamentvolle Elvira.“ Markus Wilks, Opernglas, Juli 2021
„Wie sie [Alice Meregaglia] die Musik mit rhythmisch sicherem Zugriff und mit ausgefeilten Akzenten umsetzte, verdient Bewunderung. […] Gesanglich standen vor allem Hyojong Kim als Lindoro und Nathalie Mittelbach als Isabella für das hohe Niveau der Aufführung. Auch Stephen Clark erfüllte mit Bühnenpräsenz und viel Spielfreude die Partie des Mustafa sehr ansprechend. Sein schlanker Bass zeichnet sich durch Agilität und markanten Klang aus.“ Wolfgang Denker, Nordwest Zeitung, 17. Juni 2021
„Das spielfreudige Ensemble war tadellos einstudiert und sah in Kristin Herrmanns bunten Kostümen bestens aus. Carla Maria Ringleb entwarf die Bühne, in deren Zentrum der farbenfrohe Kiosk steht. […] Langer Beifall mit Bravorufen.“ Markus Wilks, Kreiszeitung, 19. Juni 2021