Schauspiel

Kleines Haus

Endlich Kokain

nach dem Roman von Joachim Lottmann
Regie: Pedro Martins Beja

„I wanna be myself tonight. Wanna move my body, I wanna let it out tonight. Wanna party, wanna dance. Wanna be myself tonight! Hey!“ (Beyoncé Knowles) — Stephan Braum ist dick. Stephan Braum ist so dick, dass sein Leben zum Stillstand gekommen ist. Kaum noch verlässt er die Wohnung, kaum noch wagt er sozialen Kontakt, kaum noch (er)lebt er. Bis er das Kokain entdeckt und sein Leben wieder in Bewegung gerät. Er nimmt ab, geht auf Parties und lebt ein Leben, das ihm vorher unerfüllbare Fantasie gewesen war. Joachim Lottmanns neuer Roman ist keine Erzählung über die Volkskrankheit Übergewicht, auch keiner über Gefahren und Möglichkeiten von Drogen im Allgemeinen. Es ist ein Roman darüber, was es braucht, um geronnene Zustände wieder fließend zu machen. Um Bewegung zu ermöglichen. Um das Leben nicht an sich vorbeiziehen zu sehen, sondern sich hineinzuwerfen, die Welt mitzureißen und von ihr mitgerissen zu werden, zwischen Kontrolle und Kontrollverlust. Um dem Leben das Leben abzuringen. Auch wenn es das Leben kostet.

Dauer: ca. 2 Stunden 15 Minuten, keine Pause

  • Mit Matthieu Svetchine, Gabriele Möller-Lukasz, Karin Enzler, Betty Freudenberg, Jiri Cerny
    Zucker (Christin Elmar Schalko, Pola Lia Schulten)
    Regie Pedro Martins Beja
    Bühne Katharina Faltner
    Kostüme Geraldine Arnold
    Musik Zucker, Jörg Follert
    Licht Joachim Grindel
    Dramaturgie Tarun Kade
  • „In Bremen bringt jetzt Pedro Martins Beja den Anti-Entwicklungsroman, der ausdrücklich keine Satire sein will, auf die Theaterbühne. Er lässt drei Frauen – Gabriele Möller-Lukasz, Karin Enzler und Betty Freudenberg – mit dem einsamen Mann (Matthieu Svetchine) und seiner Sehnsucht nach dem ungelebten Leben experimentieren.“
    Robert Matthies, taz, 25. April 2015

    „Moralisieren allerdings möchten Beja und sein junges Team – die Musik zur Inszenierung liefert das Hamburger Noise-Pop-Duo Zucker – ausdrücklich nicht. Und es geht ja auch gar nicht allein um Eskapaden, sondern um eine Einsicht, die so abseitig nicht ist: Das eigene Leben ist nicht gelebt worden, und nur wenig Zeit bleibt, das nachzuholen.“
    Robert Matthies, taz, 25. April 2015

    „Sehr sinnige und sinnliche Musik untermalt die vor silbernem Konfetti und gleißenden Lichteffekten flirrende Bühnenadaption von Joachim Lottmanns drogendrallem Roman ‚Endlich Kokain‘.“
    Hendrik Werner, Weser Kurier, 27. April 2015

    „Zucker lieben entrückt-dissonanten zweistimmigen Gesang. Das lässt die einen schweben, die anderen wüten. So geht gute Musik.
    Jenseits davon ist der Abend ein ausgiebiges, ständig accelerierendes Solo für den großartigen Svetchine.“
    Benno Schirrmeister, taz, 28. April 2015

    „Diesen Stephan Braum, ein Journalisten-Dickerchen Mitte 50, das zuvor kaum Erfahrungen mit Komasaufen und Trantrasex gemacht hat, gibt Matthieu Svetchine als anfangs verklemmten, verhärmten Ritter von der traurigen Gestalt, später als großsprecherischen Glücks-, Ektase- und Spesenritter. Man glaubt ihm den Rausch, und man glaubt ihm seine Ernüchterungsschübe.“
    Hendrik Werner, Weser Kurier, 27. April 2015